Die Erderwärmung gefährdet artenreiche Regionen (im Bild Baobab-Bäume in Madagaskar) besonders stark..

Foto: imago images/Julio Sacristan

Annähernd 25 Prozent aller Säugetierarten sind vom Aussterben bedroht, eine verschärfende Rolle spielt dabei auch der Klimawandel. Doch wie genau sich die Erderwärmung jetzt und in Zukunft auf die Tiere auswirkt, ist äußerst komplex und im Detail nur sehr lückenhaft verstanden. Einer aktuellen Studie zufolge liegt das daran, dass die meisten Arbeiten über landlebende Säugetiere jeweils nur einen bestimmten Aspekt untersuchen und somit möglicherweise nicht das gesamte Bild der Auswirkungen des Klimawandels zeigen.

Klar scheint dagegen, dass die Klimakrise insbesondere artenreiche Regionen gefährdet, wie eine nun veröffentlichte Untersuchung von rund 300 besonders diversen Zonen zeigt. Im Vergleich mit weiter verbreiteten Spezies seien diese endemischen Arten durch den Klimawandel dreimal stärker vom Aussterben bedroht, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachjournal "Biological Conservation". Im Vergleich mit invasiven Arten seien sie sogar zehnmal stärker betroffen.

Risiko-Bewertungen von rund 8.000 Arten

Der Klimawandel bedrohe Gebiete, in denen eine Vielzahl von Arten lebe, "die nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind", sagte die Hauptautorin der Studie von der Bundesuniversität in Rio de Janeiro, Stella Manes. "Das Risiko, dass diese Arten für immer verloren gehen, steigt um mehr als das Zehnfache, wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens verfehlen." Für die Studie waren Risiko-Bewertungen für rund 8.000 Arten in fast 300 besonders artenreichen Regionen erstellt worden.

"Naturgemäß können diese Arten nicht einfach in eine günstigere Umgebung umsiedeln", sagte Koautor Mark Costello von der Universität Aukland. Bei einem Anstieg von drei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter stünden 84 Prozent der endemischen Arten in Bergregionen vor dem Aussterben, auf manchen Inseln bis zu hundert Prozent. Der Hoffnung, dass besonders artenreiche Regionen in einer wärmer werdenden Welt als Rückzugsorte dienen könnten, erteilen die Forscher daher eine Absage.

Jedes Zehntelgrad zählt

Die Temperatur der Erdoberfläche stieg bereits um ein Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Manche Forscher befürchten gar, dass bereits vor Ende des Jahrhunderts ein Anstieg auf mehr als drei Grad erreicht wird. Die Autoren der Studie betonen, dass im Kampf um die bedrohten Arten jedes Zehntelgrad zähle.

Mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 hat die Staatengemeinschaft eine Beschränkung der Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter beschlossen und nach Möglichkeit eine Beschränkung auf 1,5 Grad anvisiert. Die Ziele sind jedoch nicht bindend, die Umsetzung bleibt jedem Land selbst überlassen. (red, APA, 19.4.2021)