Rudolf Anschober tritt ab: "Ich will mich nicht kaputtmachen."

Foto: Corn
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Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist am Dienstag zurückgetreten. Bei einer kurzfristig angesetzten "persönlichen Erklärung" sprach Anschober von einer "Überlastungssituation" und berichtete über seinen Gesundheitszustand. "Ich bin überarbeitet und ausgepowert", sagte der 60-jährige Oberösterreicher. Daher habe er sich gemeinsam mit seinen Ärzten dazu entschieden, sein Amt niederzulegen.

Anschober tritt somit nach 15 Monaten als Gesundheitsminister ab. Die Zeit bezeichnete er bei seinem Abschied allerdings als "gefühlt 15 Jahre".

Die Rücktrittsrede von Rudolf Anschober.
DER STANDARD

"In der schwersten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten braucht die Republik einen Gesundheitsminister, der zu 100 Prozent fit ist", begründete Anschober seinen Abgang. "Das bin ich nicht und werde ich nicht, wenn ich nicht die Notbremse ziehe." Und: Als Minister sei er für die Gesundheit der Bevölkerung zuständig, aber auch für seine eigene. "Ich will mich auch nicht kaputt machen."

Bis Montag soll Vizekanzler Werner Kogler die Geschäfte führen, dann soll ein Nachfolger angelobt werden. Bis dahin will Anschober übrigens auch eine Twitter-Pause einlegen.

Nachfolge fixiert

Wer Anschober in der Funktion folgen wird, ist bereits fixiert: Allgemeinmedizinier Wolfgang Mückstein wird die Agenden des Gesundheitsministers übernehmen. Um 12 Uhr gab dies Grünen-Chef Kogler bei einem kurzfristig anberaumten Medientermin über "Personelles" bekannt. Anschober appellierte "an alle, die in Zukunft Verantwortung tragen, die Pandemie in den nächsten Monaten nicht zu unterschätzen".

Für seinen Nachfolger nannte Anschober: Es gebe einige Herausforderungen, auf die dieser sich konzentrieren müsse: die Virusmutationen, die Test- und Impfverweigerer und einen Umgang mit Long Covid zu finden.

Anschober betonte, dass die Regelung seiner Nachfolge im Einvernehmen mit dem Vizekanzler erfolgt sei. Er werde die Zeit bis Montag nutzen, um eine gute Übergabe sicherzustellen. Danach wolle er "wieder fit werden". Und dann? "Ich habe noch keine konkreten Pläne für die Zeit danach." Aber: "Ja, irgendwann möchte ich meinen Traum verwirklichen und meinen ersten politischen Roman schreiben", sagte Anschober. In insgesamt 18 Regierungsjahren habe er einiges an Wissen und Anregungen gesammelt. Anschober saß vor seiner Zeit als Gesundheitsminister seit 2003 in der oberösterreichischen Landesregierung.

Seine Monate als Minister lies Anschober im Schnelldurchlauf Revue passieren. 106 Verordnungen und "viele, viele Erlässe" habe er auf den Weg gebracht. Die Regelungen habe er versucht, "möglichst einvernehmlich zu gestalten" mit Koalitionspartner und den Ländern. Passiert sei das alles unter "einem enormen Zeitdruck", betonte Anschober. Und: "Ja, da sind erhebliche Mühlen entstanden." Durchaus seien auch "Populismus und Parteitaktik" spürbar gewesen.

Die Kraft ausgegangen

Der monatelange Druck habe sich auf den Gesundheitszustand des Ministers ausgewirkt. Anschober berichtete am Dienstag zudem von einem Kreislaufkollaps, den er vor einem Monat erlitten hatte. Vor einer Woche sei es zu einem weiteren gekommen.

Die Pandemie habe "unser aller Leben verändert", er habe versucht, "alles zu geben", und "mit aller Kraft" an der Bekämpfung der Pandemie gearbeitet. Er habe die vergangenen 14 Monate, die diese Pandemie bereits dauere, "praktisch durchgearbeitet". Dabei habe er sich überarbeitet.

Auszüge aus der Rede von Gesundheitsminister Rudolf Anschober.
DER STANDARD

"Seit einigen Wochen bin ich nicht mehr voll fit", erklärte der Minister. Die Kraft sei ihm ausgegangen, der Blutdruck und die Zuckerwerte gestiegen, der Kreislauf habe verrückt gespielt. Bis er schlussendlich vergangene Woche erneut in den Krankenstand musste. (Oona Kroisleitner, 13.4.2021)