Rudolf Anschober hat in einer Pressekonferenz seinen Rücktritt verkündet.

APA / Roland Schlager

Wien – Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) tritt zurück. Als Grund nennt der Politiker Überarbeitung. Er wolle sich in den nächsten Wochen seiner eigenen Gesundheit widmen. Für viele Weggefährten und Kollegen ein Grund, Anschober für seine Arbeit in den vergangenen Pandemiemonaten Respekt zu zollen. Andere nutzen die Gelegenheit, Seitenhiebe auszuteilen und Schuldige für den Rücktritt zu suchen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bedankte sich für Anschobers Arbeit. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erklärte, dass Anschober ihn Dienstagfrüh über den Rücktritt informiert habe. "Sein Rücktritt zeigt, dass die Pandemie nicht nur für jeden Einzelnen in der Bevölkerung eine Belastung ist, sondern auch für einen politisch Verantwortlichen, der Tag und Nacht im Einsatz ist und Entscheidungen treffen muss", sagte Kurz. Zu den Gründen des Rücktritts äußerte sich der Kanzler nicht.

Die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer dankte Anschober, dieser habe "vielen Menschen Hoffnung und Sicherheit gegeben". "Dabei hat er immer mit großer politischer und auch menschlicher Qualität agiert", so Maurer.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner dankte Anschober für seinen Einsatz in den vergangenen 14 Monaten. Sie habe großen Respekt für seine schwierige Entscheidung. SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried sieht eine Mitverantwortung der ÖVP. "Eine Ursache für Anschobers Entscheidung ist sicher auch die fehlende Unterstützung des türkisen Koalitionspartners", sagte Leichtfried. Kanzler Kurz habe Anschober "oft im Regen stehen gelassen".

FPÖ uneins

Auch Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger sprach Anschober Respekt aus. Gleichzeitig sei der Rücktritt eine Chance für Österreich. "Es braucht Handlungsfähigkeit und Entscheidungsstärke und einen dringenden Neustart im Pandemiemanagement", sagte Meinl-Reisinger. Österreich brauche wieder "Kommandobrücke und Impf-Turbo".

Uneins zeigte sich die FPÖ. Klubobmann Herbert Kickl wünschte Anschober alles Gute, nutzte die Gelegenheit aber auch für einen Seitenhieb auf die ÖVP: "Anschober ist im Grunde nicht nur Opfer seiner eigenen Überforderung und der dramatischen Fehleinschätzung seiner eigenen Leistungsfähigkeit, sondern vor allem auch ein Opfer der Zermürbungsstrategie seines Koalitionspartners, der ihn systematisch und gezielt ramponiert hat." Kritischer äußerte sich FPÖ-Chef Norbert Hofer: Der Rücktritt sei eine "logische Konsequenz" nach Fehlern in den vergangenen Monaten.

Dank von Ludwig

In seiner Rücktrittsrede erwähnte Anschober den Koalitionspartner ÖVP mit keinem Wort, jedoch lobte er die Zusammenarbeit mit Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei der Pandemiebekämpfung. Ludwig sei ein "sensationeller Unterstützer" gewesen, als es um die Maßnahmen in der Ostregion ging.

Ludwig bedankte sich nun offiziell bei Anschober: Dieser habe sich stets durch seinen "kompetenten und menschlichen Charakter" ausgezeichnet. "Das galt besonders in der stets konstruktiven und positiven Zusammenarbeit der letzten Monate", erklärte Ludwig. Auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bedauerte den Rücktritt. "Es ist nur konsequent, auf den eigenen Körper zu hören – und diese Konsequenz zeichnet ihn aus", sagte Hacker.

Eine Reihe weiterer NGOs und Interessenverbände dankte Anschober für seine Arbeit als Gesundheitsminister. (agr, lalo, 13.4.2021)