Der hier abgebildete unbekannte Listenschreiber hat es heute besser. Er darf links schreiben. Ich wurde noch nach rechts geschlagen.

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Wenn man einen Menschen besser kennenlernen will, sollte man sich dessen Einkaufszettel zu Gemüte führen. Diesbezüglich immer wieder aufschlussreich: meine eigenen Listen für den Supermarkt. Vor allem, wenn sie einige Zeit in diversen Hosen-, Jacken- und Bobotaschen oder im Auto abgelegen haben, ist man als unbefangener Leser mit lückenhaftem Kurzzeitgedächtnis doch immer wieder erstaunt, wer ich bin und was ich im Leben so treibe.

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich im Vergleich mit einigen gut befreundeten Menschen im Haushalt und deren Sauklauen eine Schönschrift mein Eigen nenne, für die mich ein mittelalterlicher Schreibmönch im Skriptorium ganz unchristlich beneiden würde. Und dies schaffe ich trotz allergrößter altersbedingter Pflichtschulferne!

Interessant dabei vielleicht auch: Da mich der liebe Gott eigentlich als Linkshänder vorgesehen hatte, bekam ich in der Volksschule noch eine mit dem Stecken auf die Pratze gewimst, wenn ich mit der verordneten rechten Schreibhand einen Buchstaben versemmelte. Das geschah damals in jenen Jahren knapp vor der Ölkrise, in denen die Sozi unter Kreisky in Wien unten zwar das Verhauen von Kindern seitens nicht unmittelbar verwandter Erwachsener schon länger verboten hatten. Der noch im Großdeutschen Reich ausgebildeten Nazi-Furie mit dem fliegenden Schlüsselbund und dem niedersausenden Rohrstab war das aber ziemlich Blunzen und Genfer Menschenrechtskonvention.

Wünsche, Sehnsüchte, Sorgen

Wo war ich? Ja, genau, die aktuell gefundene undatierte Einkaufsliste, sie stammt wahrscheinlich von Anfang des Jahres, verzeichnet neben Grundausstattung wie Brot, gesalzener Schokolade und Mineral jedenfalls merkwürdige Dinge. Neben dem von mir extra unterstrichenen "Feucht", einem "Halslutsch" und einem mit drei Rufzeichen betonten "Tschick Frau" lese ich auch das mich vollkommen verstörende Wort "Backrohrreiniger".

Wow. Wer war ich damals? Welche Wünsche, Sehnsüchte und Sorgen mag mein Herz im Winter geborgen haben?! Nicht dass ich nicht schon einmal ein Backrohr gereinigt hätte. Mir ist der Vorgang wohlvertraut. Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre. Es geschah im Jahr des letzten Umzugs. Damals war Christian Kern noch bei der Bundesbahn. Den Backrohrreiniger scheine ich am Ende jedenfalls doch nicht gekauft zu haben. So weit kenne ich mich. Liebe Leute, hier wird Geschichte lebendig! (Christian Schachinger, 14.4.2021)