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Der angeklagte Polizist Derek Chauvin (rechts) und seine Verteidigung (links) argumentieren, dass der Afroamerikaner Floyd nicht durch die Gewaltanwendung des Beamten gestorben sei.

Foto: via REUTERS / JANE ROSENBERG

Minneapolis – Im Prozess um den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd hat ein Sachverständiger die Gewaltanwendung durch den angeklagten Polizisten Derek Chauvin als "gerechtfertigt" bezeichnet. Seiner Ansicht nach habe der 45-Jährige "mit objektiver Angemessenheit" und "den aktuellen Standards der Strafverfolgung" entsprechend gehandelt, sagte der pensionierte Polizeiausbilder Barry Brodd am Dienstag vor dem Gericht in Minneapolis. Brodd war von der Verteidigung geladen worden.

Die Frage, ob gegen Floyd "tödliche Gewalt" eingesetzt worden sei, verneinte der 30 Jahre lang in der Strafverfolgung tätige Brodd. Der weiße Polizist Chauvin hatte bei dem Einsatz im Mai 2020 dem festgenommenen Floyd minutenlang das Knie auf den Nacken gedrückt. Die Staatsanwaltschaft macht den Sauerstoffmangel infolge dieser Fixierung für Floyds Tod verantwortlich.

Verteidigung glaubt an Überdosis

Chauvins Anwalt Eric Nelson argumentiert hingegen, der Afroamerikaner sei an den Folgen einer Drogen-Überdosis oder aufgrund einer Herzerkrankung gestorben. "Die Beweise werden zeigen, dass Herr Floyd an einer Herzrhythmusstörung starb, die in Folge von Bluthochdruck, seiner Herzerkrankung, der Einnahme von Methamphetamin und Fentanyl sowie des Adrenalins in seinem Körper auftrat, was alles dazu beitrug, ein bereits geschwächtes Herz weiter zu gefährden", sagte Nelson.

Die Staatsanwaltschaft geht hingegen davon aus, dass die Menge an Fentanyl und Meth, die Floyd vor seinem Tod genommen hatte, nicht tödlich war. Chauvin ist vor dem Gericht im US-Bundesstaat Minnesota wegen Mordes und Totschlags angeklagt. Dem 45-Jährigen drohen bis zu 40 Jahre Haft, falls er für den am schwersten wiegenden Vorwurf, "Mord zweiten Grades", verurteilt wird.

Der Prozess gegen Chauvin hatte im März begonnen. Der weiße Polizist hatte Floyd am 25. Mai 2020 neuneinhalb Minuten lang das Knie auf den Nacken gedrückt, obwohl der Afroamerikaner wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr ("I can't breathe."). Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod sorgte weltweit für Empörung und löste in den USA beispiellose Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. (APA, 14.4.2021)