Solange der Streit um Schadenersatz nicht gelöst ist, bleibt die Ever Given von Ägypten beschlagnahmt.

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Kairo – Im Streit um Schadenersatz nach der tagelangen Blockade des Suezkanals bemühen sich die Verantwortlichen um eine Einigung ohne Gerichtsverfahren. Insgesamt sollen sich die Forderungen auf 916 Millionen Dollar (rund 766 Millionen Euro) belaufen, sagten einer der Versicherer des Schiffes und Vertreter der ägyptischen Kanalbehörde am Dienstag.

Eine Einigung ist derzeit nicht in Sicht, die Kanalbehörde hat das Containerschiff beschlagnahmt. Zwei nicht namentlich genannte Quellen aus der Kanalbehörde sagten der Nachrichtenagentur Reuters, dass eine gerichtliche Anordnung für das Festhalten des Schiffes erlassen worden sei.

Ein Gerichtsverfahren könnte kompliziert und langwierig werden – auch wegen der Frage, welches Land zuständig wäre: Die Ever Given gehört einem japanischen Eigentümer, fährt unter der Flagge Panamas und wurde vom in Taiwan ansässigen Unternehmen Evergreen gechartert, ehe es zu dem Unfall in Ägypten kam. Zuständig für die technische Leitung ist das deutsche Unternehmen Bernhard Schulte Shipmanagement, die Besatzung stammt aus Indien.

Mehrere Ermittlungen

Die Schadenersatzforderung der Behörde von fast einer Milliarde Dollar sei eine "erste Schätzung" gewesen, sagte Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, am Samstagabend im ägyptischen Sender ON. "Die Zahl kann etwas niedriger oder höher liegen." Die Ever Given hängt unterdessen weiter am Großen Bittersee fest. Ägypten will die Weiterfahrt erst nach einer Einigung über den Schadenersatz erlauben.

Mehrere Ermittlungen sollen klären, wie es zu dem Unfall kam: Ägypten will unter anderem den Schiffsdatenschreiber auswerten und mit den 25 Besatzungsmitgliedern sprechen. Auch Panamas Seefahrtsbehörde und Bernhard Schulte Shipmanagement haben Ermittlungen angekündigt.

Die Ever Given war am 23. März mit 18.300 Containern an Bord im Kanal auf Grund gelaufen. Rettungsteams brauchten sechs Tage, um sie zu befreien. Die Durchfahrt von mehr als 400 Schiffen verzögerte sich dadurch, andere waren veranlasst, einen Umweg über Afrika zu nehmen. (APA, Reuters, red, 14.4.2021)