Das mit den Zweirädern ist ja so eine Sache. Motorräder sind zum größten Teil immer noch dazu da, Fahrten zu erledigen, die aus ökologischer Sicht komplett sinnlos sind, weil sie allein dem Gaudium dienen. Anders schaut das bei den Mopeds aus. Die fährt man nicht zum puren Spaß, sondern weil man muss. Dafür sind vor allem die Zweitakter regelrechte Dreckschleudern. Genau in der Mitte sitzen die Roller. Sie sparen öffentlichen Raum, wenn sie ein Auto ersetzen und sind vergleichsweise sparsam. Warat da nicht die unnötige Mode, an hubraumstärkere Roller einen lauten Auspuff zu montieren. Jetzt nerven die Tröten eh an sich schon, sind sie in Verbindung mit einem CVT-Getriebe eine regelrechte Qual, wenn sie dauernd auf Maximaldrehzahl durch die Häuserschluchten donnern.

Dabei gäbe es inzwischen eine breite Auswahl an emissionslosen, leisen und kurzweiligen Alternativen. Ja, es gibt auch viel Klumpert am Markt, darum tragen wir hier vor allem die interessantesten Modelle zusammen.

Der SuperSoco CPX spielt mit 4 kW-Leistung in der Liga der 125er – also der Motorräder, für die ein A1-Schein oder der Code 111 genügen. Er hat mit zwei Akkus eine Reichweite von 140 Kilometer, wird von einem Radnabenmotor angetrieben und kostet 6.399 Euro.

Super Soco ist eine Marke der australischen Firma Vmoto, die ihre Motorräder in Nanjing in China bauen lässt. Dort haben übrigens auch Volkswagen, Fiat, Bosch und Lenzing Werke. Das aber nur so nebenbei.

Besonders fein am SuperSoco ist das in der Liga recht große 16-Zoll-Vorderrad – dadurch wird das Handling einfacher. Gelungen ist auch das Design. Ob man den Retourgang jetzt unbedingt braucht – na, ich weiß nicht.

Foto: SuperSoco

Ganz neu ist die Horwin EK3. Ebenfalls ein Roller der 125er-Klasse, der in China gebaut wird – aber ein heimisches Unternehmen schaut darauf, dass beim Design auch die europäischen Ansprüche erfüllt werden. Da geht es zum Beispiel darum, dass auch halbwegs groß gewachsene Menschen mit 46er-Bock noch grad drauf sitzen können.

Der EK3 hat eine Leistung von 6,2 kW und eine Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h, ist extrem handlich und antriebsstark. Drei Vorteile, hier auf die Schnelle: Der EK3 hat keinen Radnabenmotor, die ja beim Anfahren gerne ruckeln, sondern einen E-Motor, der über eine Kette das Hinterrad antreibt. Vorne ist ein 14-Zöller verbaut und wegen der Vakuumreifen braucht man sich nicht vor einem Patschen fürchten. Ja eh, gut ausschauen tut er auch.

Foto: Horwin

Der Niu NQi GT kommt mit 3,5 kW aus, ist darum nur bis zu 70 km/h schnell, als GTS sind es 3,1 kW aber soundso kostet der Niu 3.599 Euro. Die Reichweite liegt je nachdem, bei 80 bis 110 Kilometer, und geladen sind die Akkus in 5,5 Stunden. Wie auch bei allen anderen vorgestellten Rollern, gibt es mehrere Fahrmodi von Schnarch bis Hui. Und hier haben wir wieder einen Radnabenmotor.

Wem 70 bis 90 km/h ein bisserl zu hurtig sind, von Super Soco Horwin und Niu gibt es auch eine Reihe von Rollern und Mopeds, die bei 45 km/h an ihre Grenzen stoßen.

Foto: Niu

Ziemlich sicher das klassisch schönste E-Moped ist die Vespa Elettrica – obwohl, die gibt es auch in zwei Versionen, einmal 45, einmal 70 km/h schnell. Sie kostet 6.690 respektive 7.890 Euro. Bei ihr haben die Ingenieure ebenfalls auf einen Radnabenmotor verzichtet und den Antrieb komfortabler umgesetzt.

Die Vespa Elettrica 45 kostet zwar fast das Doppelte als ihr Verbrenner-Pendant, beschleunigt dafür aber auch besser, ist sparsamer und allein schon wegen des Antriebs so viel charmanter. Was man beim Ankauf bedenken muss: Anders bei allen anderen hier vorgestellten Rollern, kann der Akku nicht entnommen werden. Laden muss man also dort, wo man parkt.

Foto: Guido Gluschitsch

Wenn wir schon bei Mopeds sind, dann möcht ich Ihnen noch den Unu vorstellen. Ja, da geht es mehr um Styling als um pure Fahrfreude. Um einfaches von A nach B und nicht um Kurvenakrobatik. Um die Farbe, nicht um den Federung. Dafür hat man im unu noch ordentlich Stauraum, auch wenn beide Akkus montiert sind, die für 100 Kilometer Reichweite taugen.

Um einen Preis ab 3.299 Euro gibt es den Mopedroller, der von einem Bosch-Radnabenmotor angetrieben wird.

Foto: unu motors

Damit jetzt genug vom Praktischen und dem Spielzeug. Reden wir über Motorräder. Zu den Besten gehört hier inzwischen ganz sicher Zero. Und unter allen Zeros – von der Code 111-Naked bis hin zur Big Enduro reicht die Palette inzwischen – ist die SR/S die Feinste. Ja, das ist meine ganz persönliche Meinung, aber wir können ja gerne streiten anfangen oder es uns ausfahren.

Die SR/S lässt sich so spielerisch aufs Knie legen, dass man auch auf der Hausstrecke nur im schweren Hang-off umarutschen will. Da können sie gern, die Halbstarken, nachdem du bei der Ausweichen vorbei bist, wo sie alle auf Opfer warten, im neuen Leder und mit de lauten Auspuff, zum Angriff blasen. Mit den 190 Nm Drehmoment pfefferst du aus den Ecken raus, dass die anderen verloren in ihrem Getriebe herumsuchen anfangen.

Schwerpunkt

Das hohe Gewicht – 234 kg mit Akku – mit meiner Lockdownwampe werfe ich da keinen Stein – fällt im Kurvengewühl nicht so auf, weil der Schwerpunkt sehr tief ist, was das Motorrad extrem ruhig fahren lässt. Ja, man braucht ein bisserl mehr Kraft, wenn man sie von einem Eck ins andere schmeißt, weil die Zero dabei aber nie nervös wird, vermittelt sie eine Souveränität, dass du aus dem Grinsen nicht mehr rauskommst.

Sollten Sie an meinen Worten zweifeln, weil Sie vor acht, zehn Jahren einmal eine Zero probiert haben und dann schwer enttäuscht waren – gilt alles nicht mehr. Ja, der Anfang war für Zero schwer, aber jetzt haben sie es heraußen, wie man ein Motorrad baut.

Reichweite

Darum liegt die Reichweite in der Praxis auch nicht bei den knapp 200 Kilometer, die der Normwert angibt, sondern je nach Ambition bei 150 bis 200 Kilometer. Schnellgeladen ist die Zero in 1,5 Stunden und die Spitzenleistung, die liegt bei 82 kW – falls das nach der Erwähnung der 190 Nm noch wer wissen will.

Noch kurz zu den Kosten: Die SR/S gibt es ab 21.120 Euro. Das reine Gewissen kostet also ein bisserl was.

Foto: Zero Motorcycles

Noch einmal ein ganzes Hauseck teurer ist ein extrem spannendes E-Motorrad, von einem Hersteller, bei dem man es gar nicht im Portfolio vermuten würde. Die Harley-Davidson Livewire kostet 33.625 Euro. Und sie ist eine Macht. Ganz lautlos ist sie nicht, viel mehr hat sie ein futuristisches Fahrgeräusch – sehr leise, aber doch hörbar.

Schwarze Striche

Wenn es darum geht, dicke schwarze Striche auf den Asphalt zeichnen zu können, steht sie ihren dicken V2-Geschwistern um nichts nach. 116 Newtonmeter Drehmoment und 78 kW Leistung – 106 PS – fordern den Reifen am Hinterrad enorm, wenn man das Gas flotter aufreißt – oder das Strom, falls sich da wieder wer an meiner altvaterischen Benamsung stören will. Jedenfalls, der Antritt ist so heftig, – von 0 auf 100 in drei Sekunden – dass man die ersten Kilometer gerne im Regenmodus zurücklegt, wo die Leistung ein wenig reduziert und die Traktionskontrolle ein wenig aufmerksamer ist.

Was das Handling angeht, kauft sie jeder anderen Harley die Schneid komplett ab. Ja, eine schlanke 500er-Naked ist einfacher zu fahren, aber auch ein Go-Kart ist leichter zu fahren als ein Formel-1-Rennwagen.

Nachmittagsrundentauglich

Die Livewire hat eine Reichweite von 158 Kilometer im homologierten Zyklus, in der Stadt schafft man damit weit über 200 Kilometer, in der Praxis liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Ja, 170, 180 Kilometer reichen nicht für die große Wochenend-Tour – da nutzt es auch nix, dass der 15,5 kWh-Akku an der Schnellladestation in 40 Minuten wieder zu 80 Prozent, in einer Stunde komplett voll ist. Aber für die Hausrunde am Sonntag am Nachmittag reicht das locker. Oder zum Pendeln in die Arbeit, bei den meisten auch.

Foto: Harley-Davidson

Wohl nicht zum Pendeln ist die Energica Ego gemacht. Sie beschleunigt noch schneller als die Harley. Ihr reichen 2,6 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100. Sie hat eine Leistung von 107 kW, ein Drehmoment von 200 oder als RS von 215 Newtonmeter und schafft auch 240 km/h. Dann gehen sich die 230 Kilometer, die Energica als Reichweite angibt, aber nicht aus. In der Stadt sind es 400, sagt der Messzyklus, auf der Rennstrecke werden es je nach Ambition aber halt auch einmal nur 150 Kilometer sein.

40 Minuten Schnellladen

Gerade auf der Rennstrecke ist das aber nicht so schlimm, weil während man nach ein paar Turns, den Puls wieder in medizinische halbwegs herzeigbare Bereiche bringt, die Kniepackl tauscht und die Telemetriedaten ausliest ist die Ego schon wieder ein gutes Stück weit aufgeladen. 40 Minuten braucht sie von leer bis 80 Prozent an der Schnellladestation. In der Ego sind in der Basisversion 13,4 kWh-Akkus verbaut, in der Ego+ RS 21,5 kWh-Batterien.

Und bevor Sie jetzt zum Händler rennen – in Wien gibt es die Energica etwa bei den 2 Rad Helden – zwischen 24.437 für die Ego und bis zu 33.467 Euro für die Ego+ sollten Sie eingesteckt haben, wenn Sie sie gleich mitnehmen wollen. (Guido Gluschitsch, 19.4.2021)

Foto: Energica