Wer einen Flecken Grün besitzt, darf nicht nur an sich selbst denken.

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Das Gute am Homeoffice: Man kann theoretisch von überall aus arbeiten. Das Schlechte: Man kann theoretisch von überall aus arbeiten. Bei mir war das im vergangenen Corona-Jahr immer wieder auf dem Land und mit Blick auf die Rasenmäherroboter der Nachbarn, die sich jeden Tag durch den Garten schieben und deren Bewegungen kreuz und quer über den Rasen keinerlei Logik vermuten lassen.

Aber die künstliche Intelligenz dürfte funktionieren: Das Gras ist raspelkurz, ohne dass sich jemand mit Rasenmäher und Schere abmühen müsste. Gänseblümchen? Sind unerwünscht – so wurde das in vielen Siedlungen lange vor dem Siegeszug der Roboter praktiziert. Aber früher konnte der Garten zumindest ein wenig verwildern, wenn die Besitzer auf Urlaub oder im Stress waren. Doch Roboter legen keinen Wert auf Urlaub.

Mäßig originelle Namen

Keine Sorge, liebe Nachbarinnen und Nachbarn: Ich will sie euch ja nicht wegnehmen. Immerhin tragen viele Roboter sogar einen Namen, auch wenn er meist mäßig originell ist; "Schaf" und "Robi" dürften laut meiner nichtrepräsentativen Umfrage Spitzenreiter sein. Und ich vergönne auch jedem und jeder die Arbeitsersparnis.

Die Arbeitsersparnis könnte aber auch einfach darin bestehen, den Rasen wieder zur Wiese werden zu lassen. Denn wer einen so wertvollen Flecken Grün besitzt, darf nicht nur an sich selbst denken. Auch Bienen und Insekten brauchen Platz zum Leben. Und so harmlos, wie er aussieht, ist der gute "Robi" auch nicht: Tierschutzorganisationen warnen immer wieder, dass die Geräte auch vor Igeln nicht haltmachen.

Verwilderter Garten

Die Zeiten sind hart. Gönnen Sie sich und Ihrem Roboter eine Pause. Ist doch egal, wenn die Nachbarn sich wundern, weil der Garten verwildert. Das Summen der Bienen wird sie sowieso übertönen. (Franziska Zoidl, 16.4.2021)