Aktuell werden die Wohnungen des Projekts Weitblick beim Gewerbegebiet Mühlau bezogen.

Foto: Jan Hetfleisch / OFA Group

Die hohen Immobilienpreise sind in so ziemlich allen Ballungsräume zum Problem für Durchschnittsverdienende geworden. Ganz besonders frappant ist das Problem in Innsbruck, wo Grundstücke rar und die Preise entsprechend hoch sind. Dort werden für Neubauprojekte schon einmal 6.000 Euro pro Quadratmeter bezahlt.

Die Stadt möchte Wohnungssuchende auf dem Weg zu leistbarem – oder zumindest leistbarerem – Wohnen unterstützen. Vergangenen Sommer wurde ein Konzept zur Vergabe von "wohnbauförderungsnahen Eigentumswohnungen" vorgestellt. Die ersten sind seit kurzem fertig: Beim Wohnprojekt "Weitblick" des Innsbrucker Bauträgers Espada Bauprojekt GmbH hat die Stadt mit ihrer Immobiliengesellschaft IIG 21 der 81 Wohnungen um einen Quadratmeterpreis von 3.500 Euro erworben.

13 Wohnungen verkauft

20 davon wurden dann um 3.900 Euro pro Quadratmeter "begünstigten Personen" angeboten, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen und auf einer Vormerkliste stehen müssen. Eine Wohnung bleibt im Besitz der IIG, sie gehört zu einer Krabbelstube, die im Erdgeschoß der Anlage geschaffen wurde.

Die Stadt verdiene mit dem Weiterverkauf nichts, der höhere Quadratmeterpreis sei auf die Nebenkosten, Kosten für die Vertragserrichtung, Verkaufsabwicklung und einen Risikoaufschlag zurückzuführen, wurde betont. Um Spekulation zu vermeiden, hat die IIG ein unbefristetes Vorkaufsrecht.

Und nun? Erst 13 der 20 Wohnungen sind aktuell vergeben, berichtete die Tiroler Tageszeitung jüngst. Der große Ansturm der Kaufwilligen sei also ausgeblieben. Bei der IIG sieht man das anders: Die Wohnungen seien kaum öffentlich beworben worden und die Wohnungskategorie noch neu. Allein auf den Artikel hin hätten sich mehrere Interessenten gemeldet: "Wir kriegen die Wohnungen leicht weg", sagt Geschäftsführer Franz Danler. Im Unterschied zu privaten Bauträgern würden die Wohnungen der Stadt zudem auch erst mit Fertigstellung verkauft – und nicht schon vorab.

Spezielles Grundstück

Auch Karl Fahrner, einer der Geschäftsführer des Bauträgers, ist sich sicher, dass die sieben Wohnungen, die noch zu haben sind, rasch vergeben werden. Die übrigen Wohnungen, die regulär um Preise zwischen 5.000 und 6.000 Euro verkauft wurden, seien längst weg.

Aktuell ziehen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in das aus drei Baukörpern bestehende Wohnprojekt ein, das im Gewerbegebiet Mühlau liegt. Premium-Lage sei das keine, räumt man beim Bauträger ein. Aber es sei ein Projekt für Familien, außerdem gibt es auch kleinere Wohnungen. Das Grundstück, das der Bauträger 2015 ankaufte, sei "speziell" gewesen: "Lange Jahre hat man geglaubt, dass dort kein Wohnbau möglich ist", sagt Fahrner. Man habe dann mit der Stadt das Projekt entwickelt. Als Gegenzug für die 21 Wohnungen, die die Stadt bekam, habe man eine höhere Baudichte bekommen.

Gleiche Ausstattung

Die Eigentumswohnungen, die die Stadt veräußert, liegen im Erdgeschoß sowie im ersten und zweiten Stock des Hauses. "Die Ausstattung ist komplett gleich", betont Fahrner. "Wir wollten keinen sozialen Unterschied." Das ist auch eine Bedingung der Stadt. Laut IIG sind zwei weitere Projekte mit einem Teil leistbarer Eigentumswohnungen bereits in Bau. Und weitere Projekte, bei denen die Stadt mit Bauträgern kooperiert, sollen folgen.

Eine Lanze für leistbares Eigentum bricht auch Wohnbauforscher Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen. Besonders sinnvoll sei, wenn damit junge Menschen zum Zug kommen. Er findet das Innsbrucker Modell "originell", es wirke gut durchdacht. (Franziska Zoidl, 16.4.2021)