Noch lässt der Frühling auf sich warten. Doch die Schädlingsbekämpfungsunternehmen des Landes sind vorbereitet. Denn mit den wärmeren Temperaturen zeigen sich in vielen Wohnungen und Häusern wieder tierische Mitbewohner, die nicht immer gern gesehen werden.
Da wären zum Beispiel einmal die Schwarze Wegameise, bei der sich meist erst ein paar Späherinnen blicken lassen, bevor sich eine ganze Ameisenstraße den Weg durch die Wohnung bahnt. Auch wenn die Tierchen im Unterschied zur meldepflichtigen Pharaoameise harmlos sind, wollen sie viele schleunigst wieder loswerden.
Vielen probieren es mit Haus mitteln wie Nelkenöl, Lavendel oder Basilikum. Später greifen sie zur Chemiekeule. Im Endeffekt gehe es aber darum, den Tieren, die meist von einer Freifläche hereinkommen, die Zugangsmöglichkeiten zu verwehren, sagt Christoph Kohsem vom Wiener Schädlingsbekämpfer Purissima.
Tierischer Evergreen
Ein weiterer tierischer Evergreen sind Kleider- und Lebensmittelmotten. Zur Bekämpfung rücken zwar in der Regel keine Profis an. Telefonische Beratungsgespräche werden dazu aber schon geführt. Die Lösung des Problems sei einerseits einfach, andererseits sehr schwierig, fasst Kohsem zusammen: "Man muss finden, wo die Viecher drinnen sind, und das entsorgen." Bei Lebensmittelmotten gilt, die Vorräte durchzugehen – bis das Nest gefunden ist. Das kann dauern.
Für aufgeregte Anrufe sorgen derzeit immer wieder auch hartnäckige Tauben, die die Balkone verschmutzen. Kohsem führt die Anrufe auch auf die Pandemie zurück, weil die Menschen nun mehr zu Hause sind und die Tiere daher eher bemerken. Häufig werden die Tauben durch einen fütternden Nachbarn angelockt. Wenn der keine Einsicht zeigt, greifen viele zur professionellen Taubenabwehr, etwa in Form von Netzen.
Ruhiger ist es laut Kohsem dafür um Bettwanzen und Kakerlaken geworden, die oft im Gepäck aus dem Urlaub mitgenommen werden. Weil derzeit der Urlaub ausfällt, bleiben die Tierchen auch, wo sie sind.
Auswirkungen von Corona
Schädlingsbekämpfer Kohsem bemerkt die Pandemie auch im täglichen Geschäft: Der Umgangston bei Beratungsgesprächen sei rauer geworden. "Und die Menschen reagieren sensibler, wenn bei ihnen zu Hause etwas kreucht und fleucht", erzählt er. Er erhalte regelmäßig verwackelte Handybilder von Insekten, die beim Fenster hereingeflogen sind. "Ist das eine Bettwanze?", heißt es dann zum Beispiel – auch wenn es sich eindeutig um eine Motte handelt. Er erzählt auch von panischen Anrufen, weil im Garten eine Maus gesichtet wurde. Oder von vermeintlichen Insektenbissen, die sich als Allergie auf das Waschmittel entpuppen.
Die Angst vor Insekten sei weitverbreitet, sagt Kohsem: "Und die Menschen erwarten sich, dass wir sie einfach wegzaubern." Dann sagt er etwas für seinen Berufsstand Unerwartetes: "Wir müssen weggehen von der Vorstellung, dass keine Insekten in der Wohnung oder im Haus sein dürfen." Häufig verirren sich harmlose Insekten vom Garten ins Haus. Silberfische und Staubläuse krabbeln in fast jeder Wohnung.
Und dann gibt es noch eine Kategorie von Anrufen, die auch seit dem Beginn der Pandemie zugenommen hat: jene, bei denen über einen Befall durch Stechmücken oder Staubläuse berichtet wird. In den Wohnungen Betroffener lässt sich dann aber keines der Tiere finden. "Unangenehm" seien solche Situationen, sagt Kohsem, der die Sache dann mit der Hausverwaltung bespricht: "Wir sehen uns nicht in der Position, zu erklären, dass die Tiere Einbildung sind." (Franziska Zoidl, 24.4.2021)