Das Hotel Intercontinental am Heumarkt soll abgerissen und, etwas größer dimensioniert, neu errichtet werden. Vom Bau des umstrittenen Wohnturms wird abgesehen.

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Wien – Die Prestige-Bauprojekte Heumarkt und Lobautunnel samt Schnellstraßen-Nordostumfahrung sind Dauerbrenner in der Wiener Stadtpolitik. Gemeinsam ist beiden Vorhaben, dass sie zwar hinter den Kulissen ständig vorangetrieben und bearbeitet werden – aber in puncto Umsetzung seit mehreren Jahren in der Warteschleife hängen.

Beim seit dem Jahr 2012 geplanten Umbau des Heumarkts inmitten der Wiener Unesco-Welterbezone steht bereits seit Dezember 2019 fest, dass der umstrittene 66 Meter hohe Wohnturm nicht realisiert wird. Das gab damals der Erste Landtagspräsident Ernst Woller (SPÖ) bekannt. Die Pläne für das Hochhausprojekt des Investors Michael Tojner waren der Hauptgrund, weshalb Wien auf die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten gesetzt wurde. Ursprünglich hätte der Turm 73 Meter hoch ausfallen sollen, die Unesco ließ sich durch die Redimensionierung aber nicht besänftigen.

Diese Pläne samt Turm werden nicht mehr verfolgt. Offen ist, wie hoch der Hotelneubau samt Nebengebäuden wird.
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Verhandlungen laufen

Weiterhin wird zwischen der Stadt Wien, dem Unternehmen Wertinvest von Tojner, dem Architekten Isay Weinfeld sowie der Unesco um eine Lösung gerungen. Dem "Kurier" sagte Woller, dass in der zweiten Mai-Hälfte ein neuer Plan für das Areal präsentiert werden soll.

Neben dem Wohnturm waren auch ein Abriss des Hotels Intercontintental und ein etwas höherer Neubau eines Hotel- und Kongresszentrums samt Nebengebäuden geplant. Klar ist, dass die entfallende Kubatur des Turms in anderen Bereichen realisiert werden dürfte. Wie hoch Hotel und Nebengebäude in der neuen Variante geplant werden, ist noch unklar. Ein zuletzt ventilierter Plan B mit 55 Metern wird laut Woller überarbeitet – und wohl verkleinert. Die österreichische Unesco-Kommission macht seit Jahren klar, dass ihre Schmerzgrenze bei 43 Metern liegt – der Höhe des aktuellen Hotels.

Unklar ist, ob im Gegenzug für die Verkleinerung auch Leistungen reduziert werden, zu denen sich der private Projektwerber Tojner vertraglich verpflichtet hat. Darunter fallen die Neugestaltung von Flächen des Wiener Eislaufvereins, der Bau einer kleinen Eishockey-Halle und einer Turnhalle sowie eine öffentliche Durchwegung.

Im Winter werden die Flächen vor dem Hotel vom Wiener Eislaufverein genützt.
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Auf Entscheidungen warten heißt es auch bei der geplanten Nordostumfahrung samt Lobautunnel. So liegen Verfahren für den nördlichen Teil der Schnellstraße zwischen Süßenbrunn und Schwechat nach Einsprüchen von Projektgegnern beim Bundesverwaltungsgericht. Beim zweiten Abschnitt samt Lobautunnel verhandeln in puncto Wasserrecht Anfang Mai erst die Verwaltungsbehörden aus Wien und Niederösterreich.

Die geplanten Baustarttermine aus dem Jahr 2019 ließen sich nicht halten. Weiterhin laufen Genehmigungs- und Gerichtsverfahren.
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Geld für Stadtstraße wird freigegeben

Am weitesten ist das Verkehrsprojekt "Stadtstraße" in der Donaustadt gediehen – die aber indirekt mit der Nordostumfahrung zusammenhängt. Die 3,2 Kilometer lange Strecke soll die Südosttangente (A23) mit der noch zu bauenden S1-Spange bei der Seestadt Aspern (die zur neuen Schnellstraße führen soll) verbinden (siehe Grafik). Am Donnerstag wird der Mobilitätsausschuss des Gemeinderats die Mittel zur Umsetzung der vierspurigen Fahrbahn freigeben. Die valorisierten Projektkosten belaufen sich auf 460 Millionen Euro.

Der Baustart soll Ende dieses Jahres erfolgen. Am Mittwoch kritisierten Wissenschafter das Verkehrsprojekt in einer Stellungnahme erneut heftig und mahnten Alternativen ein. Umweltschützer Wolfgang Rehm von der Organisation Virus verwies zudem darauf, dass "die Stadtstraße allein nichts bewirkt". Die Straßenprojekte wegen der Klimakrise abzusagen wäre einfacher. (David Krutzler, 15.4.2021)