E-Bike statt alter Schrottkiste? In Frankreich könnte der Umstieg bald gefördert werden.

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Die Regierung in Frankreich scheint es mit dem Klimaschutz zunehmend ernster zu nehmen. Vor kurzem stimmte die französische Nationalversammlung dafür, Inlandflüge für Strecken, die in weniger als zweieinhalb Stunden mit dem Schnellzug zurückgelegt werden können, zu verbieten. Nun will die Regierung auch die Straßen autofreier machen: Künftig soll jeder Bürger im Land 2.500 Euro bekommen, wenn er sein altes, spritfressendes Auto gegen ein E-Bike eintauscht.

Das haben Abgeordnete vor wenigen Tagen in einer vorläufigen Abstimmung beschlossen. Die Maßnahme ist Teil des Klimapakets der Regierung, bei dem bis 2030 40 Prozent der Emissionen reduziert werden sollen. Laut dem französischen Fahrradverband liege die Lösung für den Klimaschutz nicht darin, Autos grüner zu machen, sondern darin, deren Zahl zu reduzieren. Frankreich könne mit der Maßnahme zum ersten Land der Welt werden, in dem Bürger Geld für den Tausch eines Autos gegen ein E-Bike erhalten.

Auch in Finnland und Litauen

Ganz richtig ist das allerdings nicht. Denn in Finnland existiert das Modell schon seit einiger Zeit. Dort erhalten Bürger 1.000 Euro, wenn sie ihr altes Auto gegen ein E-Bike, ein schadstoffarmes Auto oder ein Öffi-Ticket eintauschen. Laut der finnischen Regierung habe man seither mehr als 2.000 E-Bikes und hundert Öffi-Tickets mit dem Programm gefördert. Auch in Litauen können Bürger alte Autos gegen E-Bikes, E-Scooter und Öffi-Tickets tauschen und dabei 1.000 Euro erhalten. Mehr als 8.500 Menschen haben laut Regierung seither um die Förderung angesucht.

Frankreich will den Autos auch auf andere Art Einhalt gebieten: Eine wachsende Zahl französischer Städte hat in den vergangenen Jahren sogenannte emissionsarme Zonen eingeführt oder erweitert, in denen Benzinautos ganz verboten sind oder deren Besitzer hohe Gebühren zahlen müssen. Laut Cycling Industries Europe, einem Industrieverband, besitzt in vielen französischen Familien immer noch beinahe jeder Angehörige ein Auto, von denen zumindest eines davon sehr alt sei.

Nicht nur alte durch neue Autos ersetzen

Während vergangene Förderungen lediglich darauf abzielten, alte Autos durch neuere zu ersetzen, und so insgesamt nichts an der Anzahl der Autos und den gesamten CO2-Emissionen änderten, sei die Hoffnung nun, dass die Menschen von dem alten Auto auf ein E-Bike oder Lastenfahrrad umsteigen, heißt es vom Industrieverband.

Der Gesetzesentwurf könnte bis Ende des Jahres beschlossen werden. Wie sehr die Maßnahme schlussendlich wirklich zum Klimaschutz und zu verbesserter Luftqualität beiträgt, wird sich wohl erst danach zeigen. (Jakob Pallinger, 15.4.2021)