Wien/Salzburg – Wie hat die Digitalisierung der Medienkommunikation die Leistungsfähigkeit der führenden Nachrichtenmedien verändert? Dieser Frage ging das das Forschungsprojekt "Media for Democracy Monitor (MDM) 2021" nach.

Durchgeführt wurde die Studie auf Initiative der "Euromedia Research Group" von internationalen Länderteams unter der Leitung von Josef Trappel von der Universität Salzburg.

"Die führenden Nachrichtenmedien bewahren auch im Zeitalter der digitalen Zerstreuung ihre zentrale Bedeutung für die Demokratie. Aber sie sind angeschlagen: Die Medienkonzentration setzt ihrer Leistungsfähigkeit ebenso zu wie die ökonomische Unsicherheit, die sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen niederschlägt. Dringender Handlungsbedarf besteht bei der Gleichstellung der Geschlechter: Im Unternehmen, vor allem aber in der Berichterstattung", sagt Josef Trappel zu den Ergebnissen.

So schneidet Österreich ab

Die Leistungsfähigkeit der heimischen Nachrichtenmedien liegt im hinteren Mittelfeld der untersuchten Länder. Gegenüber 2011 habe sich die Lage leicht gebessert. Die Forscher führen das auf die aktive Rolle des Presserates und Fortschritte bei der investigativen journalistischen Arbeit zurück. Besonders die Zusammenarbeit verschiedener Medien bei Rechercheprojekte mache sich hier in der Beurteilung positiv bemerkbar.

Anhaltend ungünstig beurteilt die Forschung die hohe Medienkonzentration in Österreich, die Lage habe sich im Jahrzehnt der Digitalisierung nicht entspannt. "Vielmehr dominieren die großen Medienunternehmen aus Rundfunk und Print auch die digitalen Medien in Österreich", heißt es in dem Bericht.

Die Medienkonzentration bleibe insgesamt in allen Ländern ein ernstes Demokratieproblem, das die Digitalisierung nicht entschärft hat. In einem Drittel der untersuchten Länder ist der Wettbewerb der Medien nur noch schwach ausgeprägt, weil wenige Konzerne mit mehreren Medientiteln den Markt kontrollieren.

Positiv sehen die Forscher, dass investigativer Journalismus als Teil des journalistischen Selbstverständnisses wahrgenommen werde. In manchen Ländern (Belgien, Chile, Griechenland, Korea) stehen dafür allerdings nur unzureichende finanzielle und personelle Kapazitäten zur Verfügung.

Handlungsbedarf bei Gleichstellung der Geschlechter

Großer Handlungsbedarf bestehe bei der Repräsentation der Geschlechter in den führenden Nachrichtenmedien. Kein einziges Land erreicht hier die bestmögliche Bewertung. In allen untersuchten Ländern kommen Männer signifikant häufiger in der Berichterstattung vor, werden als Experten gegenüber Frauen bevorzugt. Weiterhin signifikant sei die Dominanz von Männern auf der Führungsebene der Medienunternehmen.

In allen Ländern müssen redaktionelle ArbeitnehmerInnen davon ausgehen, ihren Job während ihres Arbeitslebens unfreiwillig zu wechseln oder ganz zu verlieren, so ein Befund der Untersuchung, die Dauer der Beschäftigungsverhältnisse nehme tendenziell ab. Temporäre oder so genannte freie Beschäftigung nimmt zu, ebenso prekäre journalistische Beschäftigung. (red, 15.4.2021)