Eine neue Version von Google Earth zeigt die Veränderung des Planeten über die vergangenen Jahrzehnte.

Grafik: Google

Es ist und bleibt einer der faszinierendsten Services von Google: In Google Earth und Google Maps gibt es mittlerweile – regelmäßig aktualisierte – Satellitenaufnahmen von mehr als 98 Prozent der Erde. Angesichts dessen haben sich die dahinterstehenden Entwickler nun eine neue Aufgabe gesucht, und das heißt im Konkreten: Google Earth eine vierte Dimension hinzuzufügen. Die Zeit.

Veränderungen

Ab sofort stehen direkt auf Google Earth Satellitenfotos aus 37 Jahren zur Verfügung – und zwar in Summe gleich 24 Millionen davon. Damit kann dann für jeden Ort des Planeten im Zeitraffer beobachtet werden, wie sich die jeweilige Umgebung über den Verlauf der letzten Jahrzehnte verändert hat, kündigt Rebecca Moore, Leiterin des Google-Earth-Projekts, an.

Möglich wird dies durch eine Kooperation mit verschiedenen Organisationen. So steuern die US-Raumfahrtbehörde Nasa und das United States Geological Survey sämtliche Aufnahmen ihrer Landsat-Satelliten bei. Ebenfalls mit dabei sind die europäischen Pendants, also das Kopernikus-Programm der Esa und der EU beziehungsweise konkret die von Sentinel-2A und Sentinel-2B erstellten Fotos.

Klimawandel

Aus der Motivation für diese Zusammenarbeit von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen machten alle Beteiligten im Rahmen eines Pressegesprächs im Vorfeld kein Hehl: Es gehe nicht zuletzt darum, die Auswirkungen der durch Menschen verursachten Veränderungen am Planeten sichtbar zu machen – und damit auch den Klimawandel. Immerhin sei es das eine, über solche Veränderungen zu lesen, aber etwa ganz anderes, diese vor sich zu sehen, wie Liza Goldberg, Nasa Biospheric Research Lead, unterstreicht. Entsprechend wichtig sei es, solche Aufnahmen der breiten Masse so einfach wie möglich zugänglich zu machen, betont die Forscherin, die ihre Arbeit bei der Nasa bereits im Alter von 14 Jahren begonnen hat.

Eine Videoanimation zeigt das Ausmaß der Abholzung im Regenwald des Amazonas.
Google Earth
Der Rückzug des Columbia-Gletschers in Alaska.
Google Earth

Getreu diesem Motto hat Google 800 Timelapse-Videos erstellt, in denen die Entwicklung anhand ausgewählter Orte demonstriert wird. Die Palette reicht von der Abholzung im Amazonas-Regenwald und dem Rückzug von Gletschern über die Ausbreitung von Las Vegas bis zur rasanten Vergrößerung einzelner urbaner Zonen. All diese Videos gibt es in einer 2D- und einer 3D-Version, die auf Youtube zur Verfügung stehen. Zusätzlich gibt es über die Voyager-Funktion, die Google Earth schon jetzt für ausgewählte Erzählungen benutzt, interaktive Führungen auf Basis des neuen Datenmaterials.

Berechnungen

Der Rechenaufwand für die Erstellung dieser Videos war entsprechend enorm, unterstreicht Google. Mehr als zwei Millionen Rechenstunden wurden dabei auf tausenden Rechnern in der Google Cloud absolviert. Immerhin würden dabei 20 Petabyte an Satellitenbilder zu einem großen "Videomosaik" in der Größe von 4,4 Terapixel zusammengefügt. Um die eigene Umweltbotschaft nicht zu konterkarieren, betont das Unternehmen schnell, dass die Berechnungen ausschließlich in jenen der eigenen Rechenzentren absolviert wurden, die zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden.

Dubai hat über die vergangenen Jahrzehnte eine besonders rasante Transformation erfahren.
Google Earth

Wem der Name Timelapse im Zusammenhang mit Google Earth bekannt vorkommt, der täuscht sich übrigens nicht – wurde doch ein ähnliches Feature erstmals schon im Jahr 2013 präsentiert, damals aber noch extern mithilfe der Google Earth Engine. Nun gibt es das Ganze nicht nur direkt in Google Earth, die Bilder wurden auch mit der 3D-Ansicht der Welt kombiniert und natürlich weiter aktualisiert. Auch die erwähnten Videos sind natürlich neu.

Aktualisierung

Google betont zudem, dass das Datenmaterial in Zukunft jährlich aktualisiert werden soll. Zudem streichen die Forscher heraus, dass diese Satellitenbilder natürlich erheblich weniger Details bieten als das, was man von Überflugsaufnahmen in Google Maps und Co kennt. Es gehe in diesem Fall nicht um das Hineinzoomen, sondern um das Herauszoomen, formuliert es Moore. Denn nur mit einem Schritt zurück sei es möglich, den wachsenden ökologischen Fußabdruck der Menschheit zu erkennen, aber auch, darauf aufbauend faktenbasiert über Lösungen nachzudenken. (Andreas Proschofsky, 15.4.2021)