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Bumble-Gründerin Whitney Wolfe Herd ist aktuell die jüngste Self-Made-Milliardärin.

Foto: Reuters / CAITLIN OCHS

Die aktuelle "Forbes"-Liste der reichsten Menschen der Welt wurde kürzlich wieder auf den aktuellsten Stand gebracht. Es zeigt sich einmal mehr: Das große Geld liegt nach wie vor in den Händen von weißen Männern- Feststeht auch, dass es dort lieben bleibt, wo es oft schon seit Generationen liegt: In vermögenden Familien.

Amazon-Gründer Jeff Bezos ist wieder Nummer eins und hat dank Corona noch 2,5 Milliarden Dollar dazubekommen. Bill Gates, Bernard Arnault (Holding Groupe Arnault) und Großinvestor Warren Buffett sind auch wieder ganz vorne dabei. Dazugekommen ist an der Spitze nun auch Tesla-Gründer Elon Musk. Somit zeigt sich, dass Geld insbesondere beim Geschlechterverhältnis behäbig ist. Die zehn reichsten Menschen der Welt sind Männer, genauer: Neun der zehn reichsten Menschen sind weiße Männer.

Reich, aber nicht ganz so reich

Auffällig an der Liste ist, dass das Geld der reichsten Frauen letztlich auch wieder vorwiegend von Männern stammt. Neun der zehn reichsten Frauen haben geerbt oder sind durch Ehen zu ihrem Vermögen gekommen, wie beispielsweise Laurene Powell Jobs, die Witwe von Apple-Gründer Steve Jobs, oder Alice Walton, Tochter des Walmart-Gründers Sam Walton. Sie ist mit ihren 54,4 Milliarden Dollar an der Spitze der reichsten Frauen. Peanuts im Vergleich zu den Spitzenreitern auf der Männer-Liste, wo Jeff Bezos mit 196,7 Milliarden Dollar gelistet ist. Insgesamt kommen die zehn reichsten Frauen der Welt "nur" auf 303,6 Milliarden Dollar, die Männer hingegen auf 1.184,3 Milliarden Dollar.

Mehr Frauen dazugekommen

Im Jahr 2020 sind so viele neue Milliardärinnen dazugekommen wie noch nie. Im ersten Jahr der Corona-Krise wurde alle 17 Stunden jemand zum Milliardär oder zur Milliardärin, darunter waren mehr weibliche Namen als je zuvor. In den vergangenen zwölf Monaten sind 500 Frauen dazugekommen. Das Potenzial, dass die herrschenden Macht- und Geschlechterverhältnisse durch mehr reiche Frauen in irgendeiner Weise verändert werden könnten, bleibt aber mehr als überschaubar. Millionärinnen wie Kim Kardashian machen etwa ihr Vermögen mit Kosmetik und Selbstdarstellung und profitieren so erst recht wieder von konventionellen Geschlechterbildern.

Interessanter ist diesbezüglich die Geschichte der jüngsten Milliardärin, die sich heuer auf der Liste findet: der 31-jährigen Whitney Wolfe Herd. Sie ist Gründerin der Dating-App Bumble. Bei der App können bei heterosexuellen Matches nur Nutzerinnen den ersten Kontakt mit männlichen Nutzern herstellen. Es ist somit Frauen vorbehalten, den ersten Schritt zu tun. Wolfe Herd war Mitbegründerin von Tinder, verließ das Unternehmen jedoch 2014. Es gab Auseinandersetzungen zu Mobbingvorwürfen und sexueller Belästigung. Tinder bestritt jegliche Vorwürfe, ließ sich aber auf eine außergerichtliche Einigung ein. Anders als in zahllosen anderen Tech-Unternehmen führt Wolfe Herd nun ihre eigene Firma mit gut 80 Prozent Frauen als Beschäftigten, das gilt auch für die Geschäftsleitung.

Reich und unterrepräsentiert in Studien

Insgesamt vermittelt die "Forbes"-Liste das Bild, dass vorwiegend Männer die großen Innovatoren wären. Fakt ist allerdings, dass Start-ups von Frauen geringere Finanzspritzen erhalten und freilich auch für Gründerinnen diverse geschlechterdiskriminierende Faktoren schlagend werden. Zudem ist insgesamt wenig über sehr vermögende Menschen bekannt. In Studien und Berichten zu Reichtum sind Superreiche oft unterrepräsentiert. Ein aktueller Armuts- und Reichtumsbericht aus Deutschland zeigt auch, dass Frauen bei den Superreichen deutlich unterrepräsentiert sind, sie stellen nur ein gutes Fünftel der Gruppe der Hochvermögenden. Auch stellt der Bericht den sogenannten "Matthäus-Effekt" fest, soll heißen: Wer hat, dem wird gegeben. Der Bericht ging nämlich auch der Frage nach, welcher Anteil des Vermögens auf Eigenleistung beruht und welcher auf einer Erbschaft.

Der Anteil der Erbschaften am Gesamtvermögen der Haushalte liegt in Deutschland bei rund 35 Prozent. Bei den Haushalten, die bereits geerbt hatten, ist er mit 53 Prozent deutlich höher. Das durchschnittliche Vermögen in Haushalten, die geerbt haben, lag 2017 bei 470.000 Euro und ist somit mehr als doppelt so hoch wie in Haushalten, die bisher nicht von einer Erbschaft profitiert haben. (beaha, 16.4.2021)