Es war eine bewegte Woche für Kering. Der Luxuskonzern hat sich mit seinen Marken aus dem offiziellen Schauenkalender ausgeklinkt. Keines seiner Modehäuser, von Gucci und Saint Laurent über Bottega Veneta und Balenciaga bis Alexander McQueen, zeigte im Rahmen der Fashion Weeks eine digitale Show.

Der Konzern verfolgt derzeit neue Marketingstrategien. Das italienische Modeunternehmen Bottega Veneta hatte am vergangenen Freitag eine Kollektion beim Berliner Club Berghain im exklusiven Rahmen präsentiert. Begleiterscheinung der streng geheimen Show vor internationalen, in die deutsche Hauptstadt geladenen Gästen: eine illegale Party im Soho House inmitten des Lockdowns. Bild- und Videomaterial davon wurde auf der Social-Media-Plattform Instagram veröffentlicht, dem Event folgte ein Shitstorm.

Kering-Chef François-Henri Pinault hat es derzeit nicht leicht. Im Vergleich zur direkten Konkurrenz von LVMH schwächelt sein Konzern in der Krise. Sogar die erfolgsverwöhnte Modemarke Gucci musste 2020 Einbußen von über 20 Prozent hinnehmen.

Dafür wurde anlässlich des 100. Geburtstags des Unternehmens auf die Tube gedrückt. Gucci-Designer Alessandro Michele ließ in seinem Video über 90 Entwürfe durch einen hell ausgeleuchteten, mit alten Kameras bestückten Korridor laufen. Das Bemerkenswerteste an der Kollektion: nicht die unzähligen Verweise auf die Vergangenheit des Hauses im Reitsport, die ausgestellten Samtanzüge (ein Hinweis auf den ehemaligen Gucci-Designer Tom Ford) und die Gucci-Logos, sondern die Zusammenarbeit mit Balenciaga – das Unternehmen gehört ebenfalls zu Pinaults Konzern. Die Kooperation, die keine sein will, schlug sich unter anderem in Kleidungsstücken nieder, die mit den Schriftzügen "Balenciaga" sowie "Gucci" überzogen waren.

In der Gucci-Show trafen Reitsportverweise auf Markenzeichen des Modehauses Balenciaga.
Foto: Greg Avenell/ Daniele Guidetti

Wenn man der Begeisterung auf den Social-Media-Kanälen glauben darf, könnte diese neue Art der Zusammenarbeit zweier Luxusmodehäuser aus demselben Konzern, also der Dialog zweier einflussreicher Modedesigner, richtungsweisend sein. (Das haben nicht zuletzt auch Miuccia Prada und Raf Simons bewiesen.)

GUCCI

Die Show der LVMH-Marke Celine einen Tag zuvor? Geriet über all die Aufregung fast ins Hintertreffen.

CELINE

Designer Hedi Slimane hatte Models in Jeans, Blazern und Stiefeln durch die Gärten des Château de Vaux-le-Vicomte, rund 55 Kilometer außerhalb von Paris, marschieren lassen. Slimanes Fans werden sie ihm abkaufen. (17.4.2021)