Ja, wir sind mit dem Radl da.

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Wien – In Wien werden heuer 21 neue Radwege gebaut. Insgesamt acht Kilometer – die Freizeitstrecken etwa für Mountainbiker nicht eingerechnet – werden laut der neuen Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) heuer umgesetzt. Sima sparte bei der Präsentation am Freitag nicht mit Seitenhieben auf ihre Vorgängerin Birgit Hebein (Grüne), ohne diese namentlich zu erwähnen.

Permanente statt Pop-up-Radwege

"Ich möchte in der Zusammenarbeit mit den Bezirken nicht auf Konfrontation, sondern auf Kooperation setzen", sagte Sima. Sie sei überzeugt, dass damit "mehr weitergehen" werde. Hebein hatte als Verkehrsstadträtin unter anderem auf temporär eingerichtete Pop-up-Radwege gesetzt, um auf den Anstieg des Radverkehrs in der Corona-Zeit zu reagieren. Aus der SPÖ – damals noch Koalitionspartner der Grünen – war dazu immer wieder Kritik gekommen.

Pop-up-Verbindungen sind im Konzept nicht mehr vorgesehen. Die neuen Radwege werden alle permanent errichtet. So wird im Stadtentwicklungsgebiet Eurogate auf den ehemaligen Aspanggründen eine Strecke umgesetzt. Entlang der Bahntrasse entsteht ein 480 Meter langer, baulich getrennter Zweirichtungsradweg, der den Landstraßer Gürtel mit der Aspangstraße verbindet. Damit werde auch eine Lücke im Hauptradwegenetz geschlossen, betonte Sima.

Die Goldschlagstraße, die vom Neubaugürtel bis zur Linzer Straße in Penzing reicht, ist schon vom Gürtel bis zur Sturzgasse fahrradfreundlich gestaltet. Nun folgt der Abschnitt bis zur Reinlgasse. Auch dort werden neue Markierungen gesetzt und Kreuzungsplateaus angehoben. Angekündigt wurde auch ein Lückenschluss entlang der Vorortelinie in Ottakring und Hernals. Ein neuer Radweg in der Franz-Grill-Straße im dritten Bezirk ist schon seit Freitag befahrbar.

Nevrivy zu Pop-up-Lösung:" Pfusch"

Auch ein Ausblick auf 2022 wurde präsentiert – gemeinsam mit dem Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ). Denn zu den wichtigsten Projekten im übernächsten Jahr gehört die Ausstattung der Wagramer Straße und der Kagraner Brücke mit einem Radweg. Nevrivy gehörte zu den schärfsten Kritikern Hebeins, deren temporäre Bike-Lane auf der Wagramer Straße bezeichnete er auch diesmal als "Pfusch".

Die Radlobby, so konstatierte er, "traut mir nicht zu, dass ich für die Radfahrer was mache". Tatsächlich seien ihm Radwege aber sehr wohl ein Anliegen, nur solle der motorisierte Individualverkehr nicht behindert werden. Er habe jedenfalls bei der Magistratsabteilung 18 ein Radwegekonzept für den gesamten 22. Bezirk ausarbeiten lassen, berichtete Nevrivy.

Der Radweg auf der Wagramer Straße wird in zwei Etappen entstehen. Das erste Teilstück kommt 2022, es reicht von der Kagraner Brücke bis zum Donauzentrum. Der zweite Teil folgt im Jahr darauf, er verbindet das Donauzentrum mit dem Kagraner Platz.

Grüne: "Enttäuschend"

Wenig begeistert zeigten sich am Freitag die Grünen, die von einer "Schmalspurvariante" sprachen: "Noch im Wahlkampf haben SPÖ und auch Neos 30 Kilometer Radwege pro Jahr versprochen. Heute ist davon nichts mehr übrig. Das von Stadträtin Ulli Sima präsentierte Radwegeprogramm ist enttäuschend und ist ein weiterer Rückschlag für den Klimaschutz in Wien", konstatierte der grüne Mobilitätssprecher Kilian Stark.

"Wesentliche fertig geplante Projekte wie die Praterstraße, Linke Wienzeile und die Brünner Straße bleiben weiterhin liegen und scheitern am fehlenden Mut im rot-pinken Rathaus und am Widerstand der roten Bezirkskaiser", kritisiert Stark. Während für die "schädliche Donaustadtautobahn" – also die Stadtstraße Aspern – mit einer halben Milliarde Euro geklotzt werde, würden für den Klimaschutz nur "Krümel" bleiben.

Deutlich enthusiastischer kommentierten die Neos das Paket. "Wien zündet den Turbo beim Ausbau der Radwege", schrieb Klubobfrau Bettina Emmerling. "Mit der Vervierfachung des Budgets für die Radinfrastruktur werden wir in den nächsten Jahren ein modernes, leistungsfähiges und zukunftsweisendes Radwegenetz errichten. Damit schaffen wir einen wesentlichen Beitrag zur umwelt- und klimaschonenden Mobilität in der Stadt." (APA, 16.4.2021)