Wien – Die Fans der Austria stellen sich offenbar auf das Schlimmste ein. Bei einer Aktion am Freitagnachmittag wurde ein selbst gebastelter Sarg vor der Westtribüne der Generali Arena niedergelegt. Einige hatten auch Kreuze mitgebracht. Auf einem an der Außenseite des Stadions angebrachten Banner war zu lesen: "Die Zeit der Totengräber ist vorbei. Kraetschmer, Muhr & Hensel raus!" Markus Kraetschmer ist Vorstand, Frank Hensel Präsident, Ralph Muhr Leiter der Profiabteilung.

Die Austria wird von den Fans provisorisch zu Grabe getragen.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Der Zug der rund 100 Anhänger kam nicht bis vor die Geschäftsstelle des Clubs, da die Polizei das Areal abgesperrt hatte. Insgesamt waren die Beamten mit einigen Bussen am Verteilerkreis vertreten. Die Aktion verlief laut ersten Berichten friedlich.

Kraetschmer hat sich am Freitag erstmals seit Tagen wieder zu Wort gemeldet. Dem Radiosender Kronehit berichtete der Manager, dass alle Verantwortlichen im Klub sehr intensiv am Ziel arbeiten würden, die fehlenden Lizenzunterlagen rechtzeitig einzureichen. "Ich würde fast sagen, rund um die Uhr, die Nächte sind sehr kurz und die Tage sehr lang", berichtete Kraetschmer.

"Das klare Ziel ist, für die Austria eine Zukunft zu schaffen, und darauf konzentrieren wir uns in den nächsten Tagen", so der langjährige Wirtschaftsboss der Austria. Am Freitag tagten wieder die Klubgremien, Verwaltungsrat und Aufsichtsrat wollten die aktuelle Lage abstecken.

Auf der Suche nach einer Bankgarantie

Der Austria fehlen dem Vernehmen nach mehrere Millionen Euro für die Spielbewilligung für die kommende Saison. Möglich machen soll das eine Bankgarantie, auf die der Klub bisher vergeblich wartete.

"Die Zeit der Totengräber ist vorbei. Kraetschmer, Muhr & Hensel raus!"
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Abgabetermin bei der Bundesliga ist der kommende Mittwoch, danach wird das Protestkomitee der Liga bis 28. April eine Entscheidung in zweiter Instanz fällen. Der Austria bliebe im Fall eines weiteren negativen Bescheids nur noch der Gang vor das Ständige Neutrale Schiedsgericht. Dieses fungiert anstelle eines ordentlichen Gerichts als letzte Instanz. Sollte die Austria die Lizenz nicht erhalten, droht ihr die Insolvenz.

Kraetschmer steht spätestens seit Ausbleiben der Lizenz unter Druck. Die Austria häufte in den vergangenen Jahren auch bedingt durch den Stadionausbau Verbindlichkeiten von 78 Millionen Euro an. Die Zusammenarbeit mit der Lifestyle-Gruppe Insignia brachte noch keine Abhilfe. Über die GmbH mit dem strategischen Partner sollen Sponsorengelder akquiriert werden.

Sponsor zieht sich zurück

Ein Sponsor wird sich mit Saisonende zurückziehen. Wie das Portal "sportsbusiness.at" vermeldete, beendet der Mobilfunkanbieter Magenta seine Zusammenarbeit mit der Austria. Die Firma will sich in Zukunft auf einige wenige Projekte konzentrieren, wurde ein Sprecher zitiert. Im Fußball ist Magenta als Sponsor des österreichischen Nationalteams tätig.

Die Trainer der Top-Teams in der österreichischen Bundesliga sind sich einig – ein Lizenzverlust der Wiener Austria wäre nicht nur für die Veilchen, sondern für den gesamten österreichischen Fußball ein schwerer Schlag. Salzburg-Coach Jesse Marsch und LASK-Betreuer Dominik Thalhammer hoffen auf einen Verbleib der Favoritner im Oberhaus, selbst Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer drückt dem Erzrivalen die Daumen.

Die Polizei beobachtet. Alles friedlich.
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"Es wäre unglaublich für den österreichischen Fußball, wenn das passieren würde", meinte Kühbauer, als er auf das mögliche Ausbleiben der Spielgenehmigung für die Austria angesprochen wurde. "Die Austria gehört wie Rapid in die Bundesliga, so wie auch Salzburg oder Sturm. Das sind die Clubs, die eigentlich immer dabei waren, und so soll es auch bleiben", meinte der 50-Jährige und ergänzte: "Die Rivalität soll auf sportlicher Ebene ausgelebt werden."

Sollte die Austria tatsächlich aus der Bundesliga fliegen, wäre Rapid der einzige Club mit ständiger Zugehörigkeit zum heimischen Oberhaus. Salzburgs Trainer Jesse Marsch würde einen Absturz des bisher letzten Meisters, der nicht Red Bull Salzburg hieß (2013), bedauern.

Marsch leidet mit

"Ich bin nicht so lange hier in Österreich, aber ich finde Austria Wien einen super Verein. Sie haben ein schönes Stadion, Peter Stöger und die Leute im ganzen Verein sind sehr, sehr sympathisch. Sie sind ganz wichtig für die Liga und für den österreichischen Fußball. Ich hoffe, eine gute Lösung in den nächsten Tagen zu sehen. Aber ich habe auch gehört, dass es nicht einfach ist mit der Geldsituation und allem", erklärte Marsch und sprach von einer "schrecklichen" Situation.

LASK-Betreuer Dominik Thalhammer gab zu Protokoll, eine Lizenzverweigerung für die Austria wäre "furchtbar. Aber um eine sachliche Beurteilung abgeben zu können, fehlen mir viele Informationen", betonte der frühere ÖFB-Frauen-Teamchef. Daher beschäftige er sich mit diesem Thema nicht allzu viel, meinte Thalhammer. (APA, 16.4.2021)