"Wovon würde Ihr politischer Roman handeln?", hieß die Vorgabe in der STANDARD-Online-User-Diskussion. Klar inspiriert von Rudolf Anschobers Ankündigung, er könne nun endlich seinen politischen Roman schreiben …

Da muss man zunächst eingrenzen. Einen Klassiker wie 1984 oder Farm der Tiere von George Orwell oder Sonnenfinsternis von Arthur Koestler oder Das siebte Kreuz von Anna Seghers oder Das Treibhaus von Wolfgang Koeppen oder Fahrenheit 451 von Ray Bradbury wird Anschober ja eher nicht anstreben? Oder doch?

Etwas stark Utopisches oder Dystopisches, gemixt mit ein paar saftigen Schlüsselszenen aus dem täglichen Kleinkampf mit Kanzleramt, Landesfürsten und grüner Basis? Wird nicht leicht werden.

Die STANDARD-User hätten da schon Vorschläge. Einer möchte gern Paraphrasen über Thomas Bernhard oder Peter Handke lesen ("Die Zusperrung"; "Der kurze Weg zum langen Lockdown"). Ein anderer denkt an "Der Laptop, der aus dem Fenster stieg und verschwand".

Das könnte man schon weiterspinnen, aber in Wirklichkeit gibt unsere politische Realität wenig literarischen Stoff her. Sie ist gleichzeitig zu bizarr und zu banal. Interessant wäre höchstens, warum ein großer Teil der Bevölkerung so gern auf junge Messias-Figuren – Haider, Grasser, Kurz – abfährt. Aber das ist nichts für literarische Ambitionen, eher für Sozialpsychologie. (Hans Rauscher, 17.4.2021)