Beim Thema Bargeld liegt der Ball in Brüssel und Frankfurt. Die EU-Kommission will bis Jahresmitte entscheiden, ob sie im Entwurf einer neuen Richtlinie zur Geldwäschebekämpfung ein Limit für Barzahlungen einzieht. Staaten wie Frankreich oder Italien praktizieren dies bereits auf nationaler Ebene. Länder wie Österreich und Deutschland, wo die Affinität zu Münzen und Scheinen ausgeprägt ist, machen sich dagegen stark. Wohl findet sich im türkis-grünen Regierungsprogramm ein Bekenntnis zum Erhalt von Bargeld – jedoch nur im Rahmen der geltenden Geldwäschebestimmungen. Als mögliches Limit gelten 10.000 Euro.

Bis Juni entscheidet zudem die Spitze der EZB über den Startschuss für den sogenannten E-Euro, also digitales Bargeld. Alles andere als ein grünes Licht für das Projekt wäre eine große Überraschung, schließlich basteln viele Notenbanken derzeit an digitalen Versionen von Bargeld. Aber was wollen die Währungshüter damit bezwecken? Und wodurch unterscheidet sich der E-Euro von Münzen und Scheinen?

Bis zur Jahresmitte wird einiges über die Zukunft von Bargeld entschieden. Im Raum steht etwa eine digitale Version von Münzen und Scheinen.
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Frage: Wieso wäre der E-Euro digitales Bargeld?

Antwort: Beides wäre von der EZB ausgegebenes Geld, das etwas anders funktioniert als das Giralgeld auf Bankkonten, mit dem herkömmliche Kartenzahlungen abgewickelt werden.

Frage: Wodurch unterscheidet sich Giral- von Bargeld?

Antwort: Giralgeld entsteht durch Kreditvergabe von Geldinstituten und wird bei diesen auf Konten verwahrt, was im Grunde eine Forderung darstellt. Allerdings können Banken insolvent werden, wovon auch diese Guthaben, abgesehen von Sicherungsmechanismen, betroffen wären. Anders bei Bargeld von Notenbanken, die nicht pleitegehen können. Bargeld ist also sicherer, noch dazu ist es anonym, während Zahlungen mit Giralgeld stets einen digitalen Fußabdruck hinterlassen.

Frage: Wäre der E-Euro anonym?

Antwort: Das liegt an der Ausgestaltung. Grundsätzlich könnten Notenbanken als Herausgeber völlige Einsicht auf alle Transaktionen haben, allerdings würde der E-Euro dann in der Bevölkerung kaum Akzeptanz finden. Andererseits wäre etwa zur Geldwäschebekämpfung Transparenz vorteilhaft. Es gilt also, in dieser Frage Augenmaß zu zeigen.

Frage: Wo wären für Nutzer die Vorteile?

Antwort: Im Gegensatz zu Münzen und Scheinen kann man mit digitalem Bargeld auch im Internet bezahlen. Zudem ist es bei Alltagskäufen ähnlich schnell und bequem wie Karten- oder Handyzahlungen. Aufbewahrt würde es in einer Art digitaler Geldbörse auf dem Handy oder einem anderen Gerät.

Frage: Was verspricht sich die EZB davon?

Antwort: Zunächst geht es auch um eine Kostenfrage. Der Umgang mit herkömmlichem Bargeld ist grundsätzlich für alle Beteiligten teurer als elektronische Zahlungen. Dies gilt auch für die Notenbanken, die stetig neue Scheine und Münzen drucken oder prägen, vorrätig halten und ausliefern müssen.

Frage: Bargeld ist im Gegensatz zu Giralgeld unverzinst. Wie wäre dies bei einem E-Euro?

Antwort: Zunächst wäre dieser wohl ebenfalls unverzinst. Wobei bei Giralgeld wegen der Negativzinsen der EZB teilweise auch für Bankkunden in Europa bereits Minuszinsen anfallen können. Der Durchsetzung von Negativzinsen setzt allerdings Bargeld gewisse Grenzen – nämlich ab dem Punkt, ab dem die sichere Verwahrung von Geldscheinen billiger ist als die Strafzinsen der EZB für Bankeinlagen von derzeit minus 0,5 Prozent pro Jahr.

Frage: Können beim digitalen Euro Negativzinsen anfallen?

Antwort: Theoretisch schon. Allerdings hat die nationale Rechtsprechung Minuszinsen bereits Grenzen gesetzt – in Österreich sind sie laut OGH bei Spareinlagen von Privaten nicht zulässig. Zudem wäre es nicht zweckmäßig, denn die Bürger würden aus dem E-Euro fliehen, solange es unverzinste Münzen und Scheine als Schlupfloch gibt. Und für deren gänzliche Abschaffung tritt derzeit offiziell niemand ein. (Alexander Hahn, 18.4.2021)