Rudolf Anschober will einen politischen Roman schreiben. Möglich wäre aber auch eine Serie, zum Beispiel: "House of Kurz", "Sorgen" oder "Stubenring-Blues".

Foto: Netflix. Montage: DER STANDARD

Dieser Rücktritt war zugleich ein Versprechen: Nach ausreichender Erholung will Rudolf Anschober vielleicht "einen politischen Roman" schreiben. Spitzenidee! Aber warum nicht gleich eine Serie? Das politische Parkett eignet sich doch geradezu ideal für episches Erzählen. Zudem haben sich Politserien als Garanten für Erfolg erwiesen. Eine Liste der Möglichkeiten mit Plot-Vorschlägen:

"House of Kurz"

Der Plot: Ein ehrgeiziger Außenminister reißt die Macht des Staates an sich und schreckt dabei vor keiner Intrige zurück. Ein Regierungsmitglied will ihn aufhalten, scheitert letztlich an einem geheimen Komplott und zieht die Notbremse.

Die Vorlage: House of Cards.

Die Schauspieler: Christoph Waltz als Außenminister und späterer Kanzler, Harald Krassnitzer als sein Gegenspieler.

Was dafür spricht: Glaubwürdig.

"Der linke Flügel"

Der Plot: Ein ehrlicher Minister will Verantwortung für das Land und die Menschen übernehmen. Er ist umweltbewusst, kämpft gegen Armut und Arbeitslosigkeit, plädiert für Gleichberechtigung und Diversität. Seine Mitarbeiter versorgt er regelmäßig mit Mehlspeisen. Er führt einen fairen Wahlkampf und wird Bundeskanzler. Nach einem temporären Burnout kehrt er mit neuer Kraft und Zuversicht zurück an die Spitze. Seine Gegenspieler sticht er mit sachlichen Argumenten aus. Diese versuchen ihn zu stürzen, müssen am Ende aber anerkennen, dass es keinen besseren Politiker gibt als ihn.

Die Vorlage: The West Wing.

Die Schauspieler: Gerhard Liebmann als ehrlicher Minister und späterer Kanzler, die tragisch scheiternden Gegenspieler: Tobias Moretti, Christiane Hörbiger.

Was dafür spricht: Positive Imagepflege für Politik.

"Sorgen"

Der Plot: Die Vorsitzende der violetten Partei gewinnt überraschend die Wahlen und wird erste gewählte Bundeskanzlerin Österreichs. Sie setzt zahlreiche Reformen durch, ist umgeben von lauter fähigen Kolleginnen und Kollegen, allen voran ein supereffizienter Pressesprecher. Als starkes Kontrollinstrument fungieren unabhängige Medien. Machtspiele und Intrigen innerhalb der Partei reiben die Kanzlerin allerdings auf, und zwar so sehr, dass sie alles hinschmeißt ("Breche die Brücken ab und zünde alles an") und in die Privatwirtschaft wechselt. Die Partei ist gespalten, die nächste Wahl wird verloren, die Populisten übernehmen die Macht im Land. Drei Jahre später kehrt die ehemalige Kanzlerin und Managerin mit einer neuen Partei zurück und schafft den Einzug ins Parlament.

Die Vorlage: Borgen.

Die Schauspieler: Ursula Strauss als Politikerin und Regierungschefin, Pressesprecher: Lars Eidinger. Verena Altenberger als investigative Journalistin, Karl Markovics als Anchor der einflussreichsten Nachrichtensendung des Landes.

Was dafür spricht: Stoff für mindestens sieben Staffeln.

"Stubenring-Blues"

Der Plot: Grätzelstory aus dem Gesundheitsministerium. Der beschauliche Alltag am Stubenring wird durch eine noch nie dagewesene Katastrophe (Pandemie z. B.) gestört. Die Beamten sind anfangs irritiert, entwickeln aber unter übermenschlicher Anstrengung eine supersichere Krisenstrategie, bekommen die Situation in den Griff und retten Millionen Leben. Der geheime Plan eines ihrer Mitarbeiter, wichtige Maßnahmen zu sabotieren, kann vereitelt werden.

Die Vorlage: Kaisermühlen-Blues.

Die Schauspieler: Die Beamten: Adele Neuhauser, Caroline Peters, Pia Hierzegger, Katharina Straßer, Hubsi Kramar, Johannes Krisch, Georg Friedrich. Der Saboteur: Christoph Grissemann.

Was dafür spricht: Persönliche Genugtuung.

"Der Bobo-Doktor"

Der Plot: Geschichten aus dem Leben eines Wiener Hipsterarztes. Doktor M. kennt sich bestens aus mit Lactose-Unverträglichkeit und verschreibt garantiert glutenfreie Rezepte, kümmert sich nebenbei um hilfsbedürftige Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Doktor M. ist ein guter Zuhörer und jederzeit zur Stelle, wenn man ihn braucht. Seine Patienten kennt er alle persönlich beim Namen, er liebt Kinder, die Kinder lieben ihn. Als ihn der Ruf in die Politik ereilt, trennt er sich nur schweren Herzens von seiner Praxis. Aber er weiß, er muss es tun, denn er ist der Beste. Es gibt kein Zurück.

Die Vorlage: Der Bergdoktor.

Der Schauspieler: Manuel Rubey.

Was dafür spricht: Er wird sich noch anschauen.

"Linz"

Der Plot: Der Bürgermeister einer ostösterreichischen Gemeinde erfindet ein Marienwunder, um seiner Heimatstadt zu mehr Popularität zu verhelfen. Dadurch steigt er in der Landespolitik auf und wird gefeierter Star. Durch die Macht berauscht und den Betrug beflügelt, lügt und betrügt er weiter. Mit seinen Machenschaften zerstört er Menschen, seine Frau verlässt ihn, seine Kinder wenden sich ab. Am Ende kommen Außerirdische und entführen ihn.

Die Vorlage: Braunschlag.

Der Schauspieler: Josef Hader.

Was dafür spricht: Brennglas-Story, die auf das große Ganze verweist.

"Brot und Spiele"

Der Plot: Rudolf Stark, rechte Hand des "grünen Königs", wird von diesem von "Linzfell" nach "Wieneros" geholt. Dort soll er die Macht der "grünen Wächter" zurückerobern. Die Stadt wird regiert von den "türkisen Bastianern", ebenso sehr zum Missfallen der "blauen Wildlinge". In der Ferne formiert Pamaerys Targaryen ihre Rothraki-Armee und zieht gen Hauptstadt.

Die Vorlage: Game of Thrones.

Die Schauspieler: Cornelius Obonya, Klaus Maria Brandauer, Nora Waldstätten, Mavie Hörbiger, Stefanie Reinsperger, Sophie Rois, Erni Mangold, Philipp Hochmair, Robert Palfrader, Laurence Rupp, Arnold Schwarzenegger u. v. a. m.

Was dafür spricht: Steile Vorlage. (Doris Priesching, 17.4.2021)