Der Biontech/Pfizer-Impfstoff Comirnaty wird auch in den kommenden Jahren wesentliche Grundlage des Vorgehens gegen das Coronavirus sein. Die EU bestellt jedenfalls weitere 1,8 Milliarden Dosen.

Foto: AFP / Joel Saget

Deutschlands Regierungsspitze holte sich am Freitag ihre erste Corona-Impfdosis. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel gab es ebenso eine Injektion mit dem Vektorimpfstoff von Astra Zeneca wie für Vizekanzler Olaf Scholz. Innenminister Horst Seehofer hingegen erhielt bereits am Mittwoch eine Dosis des mRNA-Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Nur dieser sei bei seiner Impfstation zur Verfügung gestanden, sagte er.

Auch die EU setzt künftig voll auf mRNA-Impfstoffe: Von dem Vakzin von Biontech/Pfizer werden bis 2023 weitere 1,8 Milliarden Dosen angekauft. Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagte am Mittwoch dazu, die EU müsse sich "auf Technologien konzentrieren, die sich bewährt haben: mRNA-Impfstoffe sind ein klares Beispiel dafür".

Mutantennachrüstung

Zu welchem Preis die EU die Impfstoffe einkauft, wurde nicht öffentlich bekanntgegeben. Dass Biontech/Pfizer aber preislich deutlich über der Konkurrenz von Astra Zeneca liegt, ist bekannt. Bulgariens Regierungschef Bojko Borissow berichtete zuletzt, dass der Preis pro Dosis Biontech/Pfizer wegen der hohen Nachfrage von zwölf auf fast zwanzig Euro gestiegen sei. Das Vakzin Astra Zenecas kostet weniger als zwei Euro.

Ein wesentlicher Faktor bei den Überlegungen der EU ist neben der hohen Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe die Möglichkeit, diese schnell gegen neu auftretende Mutationen nachzurüsten. Dafür werden auch die Zulassungsverfahren der EMA verkürzt, da es sich nur um eine kleine Anpassung handelt.

Aktuell zeigt der Impfstoff von Biontech/Pfizer gegen die "britische" Variante B.1.1.7 praktisch uneingeschränkt Wirkung. Bei der sogenannten Südafrika-Mutation B.1.351 lässt der Impfschutz ein wenig nach, scheint aber immer noch ausreichend. Sollten weitere zusätzliche Mutationen auftreten, könne zunächst mit einer dritten Dosis die Immunreaktion gesteigert werden, sagte Biontech-CEO Uğur Şahin bereits vor Wochen.

Dritte Dosis

Wie beim Impfstoff von Astra Zeneca sind auch bei den mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer und von Moderna zwei Impfdosen für die Immunisierung vorgesehen. Doch wie zuvor schon Şahin erklärte, meinte auch Pfizer-Chef Albert Bourla am Donnerstag, dass wohl eine dritte Impfdosis innerhalb eines weiteren Jahres nötig werden könnte. Konkret sagte Bourla im Gespräch mit dem US-Sender CNBC: Eine dritte Dosis binnen sechs bis zwölf Monaten gefolgt von jährlichen Auffrischungen sei "ein wahrscheinliches Szenario".

Der Chef des US-Pharmakonzerns fügte hinzu, dass neu auftretende Varianten des Coronavirus eine "entscheidende Rolle" bei der Anpassung des Impfschemas spielen werden.

Fragliche Schutzdauer

Über die Dauer der Schutzwirkung der unter Zeitdruck entwickelten Corona-Impfstoffe können freilich mangels Daten noch keine verlässlichen Aussagen getroffen werden. Zumindest sechs Monate nach der Gabe der zweiten Impfdosis soll die Wirkung jedoch anhalten, legen Studien nahe. Ob der Schutz darüber hinaus vorhanden ist, ist Gegenstand der Forschung.

Bourla verteidigte in dem Gespräch auch seine Preispolitik: "Impfungen retten Leben", sagte er: "Aber wir verkaufen sie zum Preis einer kleinen Mahlzeit." Die USA rüsten jedenfalls bereits für eine weitere Impfrunde. David Kessler, der Leiter des Corona-Stabes in Washington, erklärte am Donnerstag, die Bürger sollten sich auf die Notwendigkeit von Auffrischungsimpfungen einstellen. (Michael Vosatka, Klaus Taschwer, 16.4.2021)