Wien – Der rund 12.000 Quadratmeter große Platz neben dem Naschmarkt ist heiß, mit Autos zugeparkt und überhaupt ein eher hässlicher Fleck. Samstags werden hier am Flohmarkt Waren aller Art angeboten, während des Lockdowns in der Corona-Pandemie pausiert diese bei Bewohnern der Stadt wie auch Touristen beliebte Institution allerdings.

Der Parkplatz beim Naschmarkt soll gehen, der Flohmarkt soll aber auch mit der neuen Markthalle stattfinden.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Seit einigen Monaten wird nun über die Umgestaltung des Areals diskutiert. Im Wien-Wahlkampf tauchten Pläne der SPÖ wie auch der Grünen auf, wie der Platz umgestaltet werden könnte. Damals waren die beiden Parteien zwar noch in einer Stadtregierung, die Ideen zur Weiterentwicklung des Hitzepols gingen aber schon auseinander. Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), heute zuständig für Stadtentwicklung und Verkehr, im Sommer noch für Umwelt, aber auch die Wiener Märkte, hatte die Errichtung einer offenen Markthalle vorgeschlagen und dazu auch bereits Renderings anfertigen lassen.

"Ein Hauch von London vor dem Wiener Naschmarkt!", so kündigte Sima das Projekt eine Woche vor der Wien-Wahl auf Facebook an. "Wie am berühmten Borough Market möchten wir am aktuellen Parkplatz vor dem Naschmarkt eine seitlich offene Markthalle errichten." Mit Begrünung, Cooling-Elementen und einer Photovoltaikanlage am rund 5000 Quadratmeter großen Dach sollte das Projekt eine "klare Ansage an die klimawandelbedingte Hitzeinsel" werden.

Grüne wollen Bäume

Die Grünen wiederum hatten im Wahlkampf die Errichtung eines Parks vorgeschlagen. Sie ließen Pläne erarbeiten, die Bepflanzung, Wasser, beschattete Sitzgelegenheiten und einen Radspielplatz vorsahen. Letzterer sei als Übungsplatz gedacht, hieß es. Kinder könnten dort etwa üben, wie man vermeidet, in Straßenbahnschienen zu kommen. Obwohl unter dem Areal die U4-Trasse und der Wienfluss verlaufen, wären mithilfe von Erdhügel-Aufschüttungen Baumpflanzungen möglich, so die Grünen.

Geht es nach den Grünen, soll das Areal begrünt werden und ein Park entstehen.
Foto: Grüne/Kathi Puxbaum

Um Klarheit über die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger zu erhalten, führten die Grünen, die bei der Wahl Platz eins im sechsten Bezirk verfehlten, eine Befragung durch. Sie schickten laut eigenen Angaben Fragebögen an tausende Menschen, die rund um den Naschmarktparkplatz leben. 600 Antworten seien retour gekommen. Das Ergebnis daraus gaben die Grünen vor ein paar Tagen bekannt: 80 Prozent lehnen eine Markthalle ab, knapp 90 Prozent der Befragten sprechen sich für eine umfassende Begrünung des Parkplatzes aus.

SPÖ bleibt bei Halle

Die SPÖ stellt mit Markus Rumelhart nach wie vor den Bezirksvorsteher in Wien-Mariahilf. Auch in den ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Naschmarkts gelegenen Bezirken Margareten und Wieden sitzen mit Silvia Janković und Lea Halbwidl Vertreterinnen der SPÖ an der Spitze. Sima stellte am Montag gemeinsam mit den drei Bezirksvorstehern ihre aktuelle Herangehensweise an die Umgestaltung des Naschmarkt-Parkplatzes vor. Sie plant ein Bürgerbeteiligungsverfahren. Alle Wienerinnen und Wiener seien eingeladen, ihre Gedanken zur "offenen Markthalle", die in Hitzeperioden ausreichend Schatten bieten und insgesamt ein "lebendiges neues Grätzelzentrum" darstellen soll, einzubringen.

Bäume zu pflanzen ist laut Sima aufgrund der Brückenkonstruktion unterhalb des Areals nicht möglich, deshalb sei die Überdachung unumgänglich, um Schatten zu ermöglichen. Auf markthalle.wienwirdwow.at werden Vorschläge gesammelt. Anschließend wird ein EU-weiter Gestaltungswettbewerb ausgerufen.

Eine Überdachung würde so aussehen, warnen die Grünen.
Foto: Grüne/Puxbaum

Die Grünen sind ob der Vorgaben empört. "Es ist also fix, dass eine Markthalle kommt. Wie diese zur Abkühlung des Hitzepols mitten in der Stadt beitragen soll, ist vollkommen rätselhaft", sagt der nichtamtsführende Stadtrat der Grünen, Peter Kraus. In einer Klimahauptstadt brauche ein "so großer Betonplatz" mehr Grün statt einer Überdachung. Die Neos, Koalitionspartner der SPÖ, hingegen begrüßen das Beteiligungsverfahren: "Es freut uns, dass die geplante Markthalle und die Umgestaltung des Naschmarkt-Platzes unter intensiver Einbindung der Wienerinnen und Wiener realisiert wird. So können die besten Ideen gesammelt, aber auch Bedenken und Sorgen behandelt und aufgenommen werden."

Der Flohmarkt soll laut allen genannten Parteien jedenfalls erhalten bleiben. (Rosa Winkler-Hermaden, 19.4.2021)