Ein schön gedeckter Tisch mit mehreren Tellern, kunstvoll gefalteten Stoffservietten, verschiedenen Weingläsern und separatem Besteck für jeden Gang? Fehlanzeige! Mit kulinarischer Hochkultur ist es derzeit nicht weit her. Die Restaurants sind seit Monaten geschlossen. Wer wieder einmal auswärts essen will, dem bleibt nur ein Ausweg: die Straße!

Glücklicherweise werden dort mittlerweile auch anspruchsvolle Esser fündig. Streetfood war in Form des Würstelstands sowieso schon immer fixer Bestandteil des Wiener Stadtbildes, über die Jahre wurde das Angebot immer bunter, kamen zu Käsekrainer und Bratwurst Pizzaschnitten, Kebab oder Asia-Noodles hinzu. Aber so richtig befeuert wird die Vielfalt im Imbisssektor paradoxerweise durch die pandemiebedingten Einschränkungen. Wer Gäste nicht bewirten kann, setzt derzeit eben auf Straßenverkauf. Vom Quersteiger bis zum Haubenkoch bieten immer mehr Gastronomen handliche Gerichte an, die im Stehen oder Gehen verspeist werden können. Von Burritos über Poké-Bowls bis hin zu Kaiserschmarrn gibt es alles to go.

Besonders beliebt sind zurzeit Hotdogs. Manche nehmen für den gehypten Snack sogar lange Warteschlangen in Kauf. Der Hotdog ist heute nämlich kein fades Würstchen in letschertem Brot mehr. Er kommt in unterschiedlichster Interpretation, mit teils gewagten Zutaten (Blunze! Rinderbrust! Bärlauch!), aber stets appetitlich und Instagram-tauglich angerichtet daher (siehe Tipps unten) – quasi ein Upgrade des altbekannten Imbissklassikers.

Wie so oft im kulinarischen Bereich sind auch beim Hotdog die Ursprünge nicht ganz eindeutig. Es heißt, Johann Georg Hehner, ein Fleischer aus Coburg, habe bereits 1847, also einige Jahre vor der Erfindung des "Frankfurter Würstchens", warme Würste in weichem Brot angeboten. Große Bekanntheit erlangte der Hotdog aber erst in den USA, wohin er durch den deutschen Einwanderer Charles Feltman gelangte. Der Bäcker aus Hannover verkaufte den Snack erstmals 1867 auf Coney Island von einem umgebauten Handkarren aus – und traf damit einen Nerv. Angeblich verkaufte er bereits im ersten Jahr fast 4000 Stück.

Danach trat der Hotdog seinen Siegeszug um die Welt an. Heute ist er etwa in Skandinavien fester Bestandteil der kulinarischen Kultur und wird zum Beispiel in Schweden mit Kartoffelpüree und Shrimpssalat belegt. In die chilenische Variante "Completo" kommen unter anderem Tomaten, Avocados und Sauerkraut. Und die in Österreich beliebte Bosna mit Bratwurst, Zwiebel und Ketchup geht wohl auch als Hotdog-Variante durch.

Der Name Hotdog ist übrigens der Legende nach auch den deutschen Metzgern, die Ende des 19. Jahrhunderts in die USA auswanderten, zuzuschreiben. Diese seien für ihre Vorliebe für Dackel bekannt gewesen. Die Hunderasse mit ihrem langen Rumpf und den kurzen Beinen habe die Amerikaner an die Würstchen erinnert – und so wurde im Umkehrschluss der heiße Imbiss nach dem Hund bekannt.

Würstel gibt’s nicht nur am traditionellen Würstelstand. Modern interpretierte Hotdogs werden auch während der Pandemie von Lokalen in der ganzen Stadt angeboten. Das Angebot reicht von Oktopus mit Yuzu-Mayo über Käsekrainer aus Rehfleisch bis hin zum koreanisch interpretierten Corn-Dog. (Michael Steingruber, 19.4.2021)

Lingenhel

Der Feinkostladen samt Restaurant in der Landstraßer Hauptstraße 74 ist während der Pandemie auf Take-away umgestiegen. Freitags und samstags liegt der Fokus auf Streetfood. Herzstück sind die Hotdogs von Zwei-Hauben-Koch Roman Wurzer. Dieser bäckt die Weizen- und Laugenbuns selbst. Gefüllt werden sie mit wechselnden Zutaten, die durchaus als ungewöhnlich bezeichnet werden dürfen. So umfassen Wurzers Kreationen Blunze mit Sauerkraut und Krenmayonnaise, Salsiccia mit Paprika und eingelegter Zwiebel oder Oktopus mit Yuzu-Mayonnaise und Fenchel. Warme Küche gibt’s von 11.30 bis 14 Uhr, Vorreservierung ist aber empfehlenswert, um Wartezeit zu vermeiden.

Hotdogs: € 4,90 bis 12,–www.lingenhel.com
Foto: Helmut Spudich
Underdog

Sie heißen Cheesus, Chewbacca oder Kim Dog Un. Bei lustiger Namensgebung stellt sich oft die Frage, ob sie über geschmackliche Mankos hinwegtäuschen soll. Das ist aber bei den Hotdogs von Gastronom Josef Müllner nicht der Fall. Seine Bar in der Schlösselgasse 24 trägt zu Recht den Namen Underdog, also Außenseiter. Wer vermutet schon gutes Essen in einer Cocktailbar? Die Buns sind üppig gefüllt und schön dekoriert. Neben klassischen Varianten gibt es auch außergewöhnliche Kreationen mit Rösti, Hummus oder Baked Beans. Die Hotdogs können täglich von 17 bis 22 Uhr im Lokal abgeholt oder bestellt werden. Per Whatsapp-Order gibt’s mit dem Code "iamanunderdog" fünf Prozent Rabatt.

Hotdogs + zwei Beilagen: € 8,90
www.underdog.bar
Foto: underdog-bar
Öfferl

In einer Bäckerei würde man normalerweise keine Hotdogs vermuten. Aber die schicken "Brotboutiquen" von Öfferl sind wohl kaum normale Bäckereien. Nicht umsonst kommt es dort regelmäßig zu langen Warteschlangen. In der Filiale in der Wollzeile 31 gibt es samstags von 11.30 bis 16 Uhr und sonntags bis 15.30 Uhr Hotdogs. Die Bio-Briochebuns von Küchenchef Wernher werden in zwei Varianten warm gefüllt. Eine vegetarische, zum Beispiel mit Spargel, Sauce hollandaise und Wildkräutern und eine mit Fleisch wie etwa geschmorter Rinderbrust und Bärlauch. Die Zutaten dazu werden direkt von Biolandwirten und -landwirtinnen bezogen.

Hotdogs: € 7,50 (vegetarisch), € 8,50 www.oefferl.bio
Foto: Öfferl
Kimbo Dogs

Nichts Geringeres als die Hotdog-Revolution ruft Mario Sommer mit seinen Kimbo Dogs aus. In die Buns (gibt’s auch als Laugenbun) kommen zum Beispiel Sacherwürstel, Käsekrainer aus Mangalitzaschwein oder Reh. Die kreativen Toppings umfassen etwa Gurkenkimchi, karamellisierte Ananas und rote Rüben. Namensgeberin für die Kimbo Dogs ist übrigens Sommers Ehefrau Kimberly, deren Heimat Australien sich in den Hotdog-Kreationen wiederfindet. Der Foodtruck ist Corona-bedingt gerade im Ruhestand. Das Restaurant im neunten Bezirk, in der Spitalgasse 3, soll am 13. Mai wiedereröffnen, in der Zwischenzeit sind Take-away und Lieferung möglich.

Hotdogs: € 7,20–8,20 ohne Extras www.kimbodogs.com
Foto: pixelcoma
Sura

Donnerstags von 13 bis 19 Uhr bildet sich derzeit oft eine lange Warteschlange vor der Singerstraße 13 im ersten Bezirk. Grund dafür ist das Restaurant Sura mit seinen Kor-Dogs. Dabei handelt es sich um eine koreanische Variante des US-amerikanischen Imbiss Corn-Dog (mit Maisteigmasse ummanteltes und frittiertes Würstchen auf einem Steckerl), in gewisser Weise also so etwas wie ein weitschichtig Verwandter des klassischen Hotdogs. Für den Kor-Dog vom Restaurant Sura wird die Wurst mit verschiedenem Käse und, man glaubt es kaum, Pommespanier umhüllt. Dazu gibt’s Sour Cream oder Sweet-Spice-Sauce und wahlweise eine Erdäpfelkruste. Wer traut sich?

Kor-Dogs: € 4,50–6,50 ohne Extras www.sura.wien
Foto: Chiara Lapper/ @schlappereats