Für Fans von Kanzlerin Angela Merkel – und von ihnen gibt es in Deutschland immer noch viele – wäre Armin Laschet der passende Nachfolger: abwägend, ausgleichend und anständig. Für den kommenden Bundestagswahlkampf der Union aber wirkt der farblose nordrhein-westfälische Ministerpräsident wie der falsche Kandidat.

Als zerstrittener Partei droht der CDU/CSU mit Laschet an der Spitze ein katastrophales Ergebnis, mit dem sie nicht einmal eine Koalition zimmern könnte. Sie würde am rechten Rand an die AfD verlieren, in der Mitte an die FDP, und hätte auf der linksliberalen Seite mit der frischgekürten grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock starke Konkurrenz. Kein Wunder, dass immer mehr CDU-Politiker von ihrem Parteichef abrücken und ihre Hoffnung auf Markus Söder setzen.

CSU-Chef Markus Söders Kaltblütigkeit erschreckt und empört, aber gleichzeitig beeindruckt sie viele in der CDU.
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Die beeindruckend professionelle Entscheidung bei den Grünen hat die Chancen von Laschet wohl weiter geschmälert. Die Ökopartei hat bewiesen, dass bei ihnen auch Alphatiere wie Robert Habeck bereit sind, ihren Ehrgeiz der vereinten Partei unterzuordnen. Das wird ihnen in den Umfragen weiter Auftrieb geben. Laschet hingegen kann nicht mehr damit rechnen, dass die Union geschlossen hinter ihm steht. Seine Kür zum Kanzlerkandidaten wäre ein Eingeständnis, dass die ewige Regierungspartei die Wahl im Herbst bereits aufgegeben hat.

Blutiger Konflikt

Deshalb konnte es sich CSU-Chef Söder leisten, sein eigenes Wort zu brechen und trotz des raschen Schulterschlusses der CDU-Führung hinter Laschet den Kampf um die Kandidatur fortzusetzen. Seine Kaltblütigkeit erschreckt und empört, aber gleichzeitig beeindruckt sie viele in der CDU: Hier ist einer mit Zug zum Tor, mit ihm können wir gewinnen.

Aus Sicht der Union wäre es das Beste, wenn Laschet zurückstecken und sich mit voller Energie hinter die Kandidatur seines bayerischen Rivalen stellen würde – so wie es Habeck bei den Grünen tut. Dann würde er gesichtswahrend aus dem blutigen Konflikt aussteigen und eine konstruktive Rolle als Parteichef und Flügelmann im Wahlkampf spielen.

Söder gegen Baerbock wäre ein spannendes Duell um die Kanzlerschaft – oder auch nicht. Denn wer sich nach Merkels ruhiger Hand sehnt, wird sich weder mit dem machthungrigen Bayern noch mit der eloquenten Grünen wohlfühlen. Über Finanzminister Olaf Scholz wurde zuletzt wenig gesprochen. Aber in dieser Konstellation wäre der pragmatische SPD-Kanzlerkandidat der beste Garant, um Merkels Erbe zu bewahren – und hätte daher zumindest eine kleine Chance. (Eric Frey, 19.4.2021)