Der Bulle steht an der Börse für steigende Kurse – und hat derzeit eindeutig das Sagen.

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Es sind immer mehr junge Menschen, bei denen in den vergangenen Jahren das Interesse an Finanzanlagen erwacht ist. Natürlich kann sich die Performance von Aktien und Co sehen lassen, während sicherheitsbedürftige Einlagensparer unter einer kompletten Zinsflaute stöhnen. Viel dazu beigetragen hat aber auch die leichtere Zugänglichkeit der einst elitär und abgehoben wirkenden Börsen – nun reicht ein Smartphone, um an der Wall Street mitzumischen.

"Wir leben mit zunehmender Digitalisierung in einer Zeit, in der der Zugang zu Wertpapieren und Fonds leichter wird", sagt Heinz Bednar, Präsident des heimischen Verbands der Fondsanbieter VÖIG. "Das nehmen die Jungen nur allzu gern an." Generell habe sich die Haltung zu Wertpapieren zum Positiven verändert. "Zuletzt sind wir durch viele Krisen gegangen, und die Leute haben gemerkt, dass man wieder herauskommt." Bednar zufolge haben gerade viele Leute dieses Wissen bereits verinnerlicht.

Das zeigt sich auch in einer Umfrage, derzufolge 57 Prozent aller jungen Erwachsene bis 29 Jahre dem Thema Geldanlage positiv gegenüberstehen – und damit signifikant mehr als die 42 Prozent unter allen Altersklassen. Wohl liegt aber auch ein generelles Umdenken vor, vor fünf Jahren dachten nur 29 Prozent so.

Geld in Bewegung

Dies hat hierzulande viel Geld in Bewegung gesetzt, sodass heimische Fondsanbieter Ende März erstmals fast 200 Milliarden Euro verwalteten. Auch Wertsteigerungen und das höhere Interesse an Nachhaltigkeit hätten dazu beigetragen. Etwas mehr als 20 Milliarden Euro sind Bednar zufolge in Österreich auf diese Weise investiert. "Das ist ein Trend, der nicht nur anhält, sondern sich beschleunigt."

Liebkind der Österreicher bleiben mit 47 Prozent Marktanteil weiterhin gemischte Fonds, die in mehrere Anlageklassen investieren. In Einklang mit dem Zinsniveau ist das Interesse an Anleihenfonds gesunken, die knapp 34 Prozent ausmachen. Mit mehr als 19 Prozent im Aufwind sind Aktienfonds – allerdings bleiben Österreicher damit immer noch Aktienmuffel. Global liegt der Anteil nämlich bei 43 Prozent.

Weltweit verwalten Fonds 55 Billionen Euro – eine Vervierfachung seit 2008, als die Finanzkrise aufkochte. Angetrieben worden sei dies durch das Zinstief, meint Fidelity-Österreich-Chef Thomas Loszach, der für den internationalen Anbieterverband VAIÖ spricht. "Sparguthaben helfen weder der Wirtschaft noch Privatpersonen beim Vermögensaufbau", sagt er. Das Vermögen der Europäer wäre um 1,2 Billionen Euro höher, wenn der gut 40-prozentige Anteil von Sparguthaben seit der Finanzkrise um zehn Prozentpunkte tiefer gelegen wäre.

Ausländisches Kapital

Institutionelle Investoren wie Fondsanbieter spielen an der Wiener Börse die dominierende Rolle, sie halten zwei Drittel des Streubesitzes. Davon entfällt mit 83 Prozent der Löwenanteil auf ausländische Akteure. Größter Player ist Norwegens Staatsfonds vor den US-Vermögensverwaltern Blackrock und Vanguard. Nummer vier an Wiens Börse ist mit Erste Asset Management eine heimische Gesellschaft.

Deren Chef und VÖIG-Präsident Bednar blickt jedenfalls zuversichtlich in die Zukunft: "Ich gehe davon aus, dass in absehbarer Zukunft das Interesse an Wertpapieren und Fonds hoch bleiben wird." Diese Kapitalzuflüsse sollten auch ein Performancetreiber für die Börsen sein. (Alexander Hahn, 19.4.2021)