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Das sogenannte Creek-Feuer war eines der größten des Vorjahres und brannte vor allem im Sierra National Forest, Kalifornien.

Foto: AP Photo/Noah Berger, File

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Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom kündigt bei einer Tour durch das Brandgebiet des Vorjahres sein 536-Millionen-Dollar-Paket an.

Foto: Craig Kohlruss/The Fresno Bee via AP

Der Schrecken der vergangenen Brandsaison an der Westküste der USA sitzt den Bewohnern und Bewohnerinnen noch in den Knochen, und schon bereitet man sich auf die kommende vor. Denn mit Juli werden die großen Brände wieder in der Region wüten – daran gibt es keinen Zweifel. Durch den Klimawandel steigert sich die Intensität der Buschbrände, sind sich die Fachleute sicher, und bereits jetzt ist klar, dass es wieder ein besonders trockener Winter mit extrem wenig Schnee im Gebirge gewesen ist.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom präsentierte Anfang des Monats ein 536 Millionen Dollar schweres Finanzierungspaket, das unter anderem das Forstmanagement im Bundesstaat verbessern soll. Außerdem sollen rund 1.400 Feuerwehrleute zusätzlich in den Dienst gestellt werden.

"Rolle des Feuers nicht verstanden"

Als im Vorjahr die Feuersaison von Juli bis Dezember wütete, brach sie einige Rekorde: So fanden fünf der sechs größten Brände in Kalifornien im Vorjahr statt, neun von zehn im vergangenen Jahrzehnt. Joe Biden – damals noch Präsidentschaftskandidat der Demokraten – nannte den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump einen "Klima-Brandstifter". Denn der Republikaner leugnete den Einfluss des Klimawandels auf die verheerenden Brände und machte alleine dem demokratischen Gouverneur Newsom für ihre Zerstörungskraft verantwortlich.

Nun sitzt Biden im Weißen Haus und hat dem Klimawandel den Kampf angesagt – doch kann er die bald beginnende Waldbrandsaison noch beeinflussen? "Nein", ist die klare Antwort von Stephanie Pincetl, Direktorin des Zentrums für umweltverträgliche Gemeinschaften an der University of California, die auch zum Thema Buschbrände forscht. Denn jahrzehntelang seien die falschen Entscheidungen getroffen worden, habe die Forstverwaltung zu wenig Budget für nachhaltiges Waldmanagement erhalten. Alleine dass die Behörde Teil des Landwirtschaftsministeriums ist, zeige, dass Wald als ausbeutbare Ressource gedeutet werde.

"Seit dem 20. Jahrhundert ist das Ziel der Forstverwaltung die Unterdrückung von ansonsten natürlich entstehenden Bränden", sagt Pincetl. "Sie haben die Rolle des Feuers für das Ökosystem nicht verstanden." Denn solche Feuer dünnen den Wald aus, verbrennen trockenes Laub, das sonst als Brandbeschleuniger dient, und sind die Helfer von Pflanzenarten, deren Samenkapseln erst bei hoher Hitze aufplatzen. Pincetl plädiert deshalb für kontrollierte Feuer in den Brandgebieten. "Die brauchen Expertise, Zeit und sind nicht billig", sagt die Expertin. "Aber auf Dauer sind sie doch billiger als die Brandbekämpfung."

Natur in Mexiko

Pincetl veranschaulicht ihre Meinung mit einem Beispiel aus dem Alltag. Auf der mexikanischen Halbinsel Baja California südlich von San Diego finden noch natürliche Waldbrände statt. Von diesen hört man nur nichts, obwohl sie häufiger als jene in den USA vorkommen – denn sie entwickeln weniger Zerstörungskraft. "Diese Feuer brennen mit geringerer Intensität alle zehn bis zwanzig Jahre", sagt Pincetl. Sie reinigen quasi den Wald.

Deshalb befürwortet die Expertin ein Umdenken der kalifornischen Regierung, aber auch im Weißen Haus. Denn eine Umverteilung des Bundesbudgets weg von Katastrophenfonds hin zu Waldmanagement würde einen Kulturwandel einläuten, der sich in den kommenden Jahrzehnten zeigen würde, ist sich Pincetl sicher.

Wohnraum in Gefahrenzonen

Doch nicht nur die Brandunterdrückung der vergangenen Jahrzehnte ist der Grund für die Zerstörung, die die Feuer an der Westküste der USA anrichten, sondern auch der Mangel an Wohnraum. So werden immer mehr Häuser in brandgefährdeten Gebieten rund um große Metropolen errichtet. Laut Fachleuten bräuchte es strengere Auflagen, um diese Gebäude und ihre Bewohnerinnen und Bewohner vor den Flammen zu schützen – etwa dass das Buschland um Wohnsiedlungen ausgedünnt wird oder in manchen Gebieten gar nicht gebaut werden darf.

Dass die Buschbrände in den USA so verheerend wüten, hat nicht nur seine Wurzeln im sich verändernden Klima, sondern wirkt sich auch drauf aus. So hat sich in den meisten Weltregionen die Luftqualität während der Pandemie verbessert, etwa weil weniger Fahrzeuge unterwegs waren. Doch in den Vereinigten Staaten wurden die besseren Werte in der Zeit von März bis Juli 2020 durch die starke Rauchentwicklung der Feuer zunichtegemacht. Insgesamt war die Luftverschmutzung in den USA sogar fast sieben Prozent höher als im Jahr 2019. (Bianca Blei, 23.4.2021)