Renate Götschl will die Nachfolge von Peter Schröcksnadel antreten.

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Noch ist nichts entschieden, doch Renate Götschl befindet sich auf einem aussichtsreichen Kurs, das Rennen um die Präsidentschaft im Österreichischen Skiverband (ÖSV) für sich zu entscheiden. Mit ihrer Kandidatur hat die 45-jährige Steirerin nicht nur die Aficionados der Skifahrt "völlig überrascht", sondern seiner Aussage nach auch und vor allem Peter Schröcksnadel, der 31 Jahre lang die Geschicke des ÖSV verantwortete. Er war bei Österreichs zweifacher Sportlerin des Jahres zunächst abgeblitzt, als er ihr das Amt schmackhaft machen wollte.

Mit der Bauerntochter aus Eppenstein im Bezirk Judenburg könne nach ihrem Umschwung nun "eine neue Ära beginnen", sagte der Tiroler, der klar durchklingen lässt, dass er ihre Kür jener von Michael Walchhofer vorziehen würde. Der frühere Abfahrtsweltmeister, Hotelier und ÖSV-Vizepräsident ist Götschls Gegenkandidat. Neben der Unterstützung Schröcksnadels kann die Vizechefin des steirischen Skiverbands jedenfalls auch auf die Landesverbände aus Tirol, der Steiermark, Vorarlberg und Wien zählen. Mitte Mai soll der Wahlausschuss entscheiden.

Erfolgreiche Karriere

In ihrer aktiven Karriere war die seit der WM 1999 in Vail als Speed-Queen titulierte Steirerin sehr erfolgreich. Drei WM-Titel, 46 Weltcupsiege, der Gesamtweltcup (2000) und zehn Erfolge in Disziplinwertungen gingen auf ihr Konto. Zudem fixierte sie einige Rekorde, etwa zehn Siege allein in Cortina d’Ampezzo oder 198 Top-Ten-Platzierungen. Die Bestmarken wurden später allein von Lindsey Vonn überboten.

Götschls Rücktritt 2009 folgte die Geburt der ersten Tochter, die 16 Monate später eine Schwester bekam. Den Vater der Kinder, einen ORF-Mitarbeiter, sollte die Mutter erst Jahre später, 2017, heiraten. Götschl blieb daheim, legte den Mädchen quasi auch die Rutsche in den Rennsport, beide gelten als sehr talentiert.

"Ich suche eine neue Herausforderung", das hat Götschl immer wieder gesagt. Auch für eine politische Karriere und sogar für einen vorderen ÖVP-Listenplatz war sie schon im Gespräch. An der Politik wird ihre ÖSV-Kandidatur nicht scheitern. Kritiker monieren aber, dass ihr die wirtschaftliche Kompetenz abgehe. Schließlich müsste sie ein Unternehmen mit 1.100 Vereinen, 140.000 Mitgliedern und einem Jahresbudget von gut 40 Millionen Euro schaukeln. Schröcksnadel bescheinigt seiner Wunschkandidatin "Empathie und ein großes Herz". Sollte sie die Wahl gewinnen, würde er ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen. (Thomas Hirner, 20.4.2021)