Uefa-Boss Aleksander Ceferin erhebt sich gegen die Uefa.

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Montreux – Die 55 Nationalverbände der Europäischen Fußball-Union (UEFA), darunter der ÖFB, haben sich mit einem gemeinsamen Beschluss gegen die neue Super League und deren Initiatoren gewandt. "Wir sind der europäische Fußball, sie sind es nicht", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin gegen Ende des UEFA-Kongresses am Dienstag in Montreux. "Wir bleiben standhaft, widerstehen und werden dagegen vorgehen." Die Wortwahl wurde ohne Gegenstimmen als Erklärung angenommen.

"Die Verschwörerclubs haben offensichtlich nicht erkannt, dass sie ihren Status nicht in Isolation erreicht haben, sondern dass es Teil eines dynamischen Systems war, in dem große, mittlere und kleine CLubs alle zum Erfolg und Misserfolg aller beigetragen haben", hieß es in der Erklärung. Der Ausstieg sei ein Affront gegen die europäischen Werte und die Verdienste des Sports. "Wir wissen, moralisch, was auf dem Spiel steht, und wir werden den Fußball vor einem egoistischen Clan schützen."

Bei den zwölf abtrünnigen Clubs handelt es sich um Manchester United, Manchester City, Liverpool, Arsenal, Chelsea und Tottenham aus England, Real Madrid, FC Barcelona und Atletico Madrid aus Spanien sowie Juventus Turin, Inter Mailand und AC Milan aus Italien. Spitzenvereine aus Frankreich wie Paris Saint-Germain oder Deutschland wie Bayern München haben sich dagegen ausgesprochen.

Rummenigge im Exekutivkomitee

Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zog inmitten der Krise auch wieder in das Exekutivkomitee der UEFA ein. Der 65-jährige Deutsche wurde in Montreux – für den ÖFB waren beim Kongress Präsident Leo Windtner und Thomas Hollerer vor Ort – als Vertreter der Europäischen Club-Vereinigung (ECA) per Akklamation in das wichtige Gremium aufgenommen.

Rummenigge will ein Schlichter sein zwischen der UEFA und den zwölf Clubs der Super League. "Ich war und bin ein Freund des Dialoges und möchte versuchen, als Mediator zwischen der UEFA und den zwölf abtrünnigen Vereinen zu vermitteln", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern in einer Mitteilung am Dienstag.

Eigentlich wollte Rummenigge die Funktionärskarriere nach Auslaufen seines Bayern-Vertrages Ende 2021 beenden. "Es stand nicht mehr in meiner Lebensplanung, noch einmal Mitglied der UEFA-Exekutive zu werden", sagte er. In der Lage sei er aber von vielen ECA-Teams und UEFA-Präsident Ceferin persönlich um Hilfe gebeten worden. "Ich liebe den Fußball und fühle mich auch verantwortlich, deshalb ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dem europäischen Vereinsfußball und der UEFA zu helfen, dass unsere Wettbewerbsstrukturen in Europa erhalten bleiben", sagte er.

Abgang von Agnelli

Rummenigge folgt Andrea Agnelli. Der Chef von Juventus Turin hatte den Posten wegen der Verwerfungen der von ihm maßgeblich vorangetriebenen Super-League-Pläne zurückgelegt. Rummenigge hatte dem Exekutivkomitee bereits von 2016 bis 2017 angehört, sich dann aber zugunsten Agnellis zurückgezogen. Seine Amtszeit in der UEFA-Exekutive läuft bis 2024, Deutschland ist dort damit wieder mit zwei Mitgliedern vertreten.

Der FC Bayern, im Vorjahr Gewinner der Champions League, hatte sich klar von den Ablösungstendenzen distanziert und befindet sich damit auch auf Linie mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). DFB-Präsident Fritz Keller plädierte für einen Ausschluss der Super-League-Vereine und ihrer Nachwuchsteams aus allen bisherigen Wettbewerben. "Der Fußball ist offen und für alle da. Eine geschlossene Super League dagegen nur für Superreiche und Superrücksichtslose", sagte der Verbandschef in einer Twitter-Mitteilung des DFB. Deutschland scheint im harten Kampf mit den Abtrünnigen ein wichtiger Partner für Ceferin.

Auch die UEFA-Chefin für Frauenfußball, die Deutsche Nadine Keßler, sprach sich klar gegen die Super-League-Pläne aus – obwohl die Verantwortlichen am Montag auch die Schaffung eine Eliteliga für Frauen in Aussicht gestellt hatten. Der Frauenfußball brauche aber nicht nur mehr Clubs, "sondern auch ein besseres Gleichgewicht zwischen den Vereinen, damit mehr als nur ein paar herausragende Spielerinnen davon profitieren können", meinte die frühere Weltfußballerin in einem offenen Brief.

Mit einer geschlossenen Super League sei dies nicht möglich, betonte Keßler und ergänzte: "Die Werte unseres Sports sind in Zeiten wichtig, in denen Gier die allgemeinen Bedürfnisse der Gesellschaft und des Fußballs insgesamt zu überschatten scheint." (APA; 20.4.2021)