Keine Scheu vor dem Eingeständnis, noch nicht jede Frage beantworten zu können: Neo-Minister Wolfgang Mückstein.

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Das Thema ist noch nicht ausgelatscht, und so führte bei Wolfgang Mücksteins erstem Interview kein Weg an seinen Turnschuhen vorbei. Er habe als Arzt die letzten zehn Jahre in Sneakers ordiniert und trage dieses Schuhwerk einfach gerne, erklärte der neue Gesundheitsminister, der von dieser Gewohnheit auch bei seiner Angelobung nicht abgerückt war: "So schnell werde ich mich nicht verbiegen."

Davor tat 46-jährige im Studio der ORF-"ZiB 2" eine Viertelstunde das, wozu ein Newcomer im Regierungsamt gut beraten ist: Fallen ausweichen, möglichst nicht anecken. Kontroverse Antworten kitzelte Interviewer Armin Wolf aus seinem Gast folglich kaum heraus. Dass Bundeskanzler Sebastian Kurz die breite Öffnung für Mitte Mai zu einem Zeitpunkt ankündigte, zu dem der designierte Minister noch nicht angelobt war, wollte Mückstein seinem Regierungspartner von der ÖVP nicht übelnehmen. Er unterstütze den Plan: "Aus heutiger Sicht ist das gut und richtig." Schließlich bräuchten die Menschen Planbarkeit.

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Dankbar für den Lockdown

Sinnvoll hält er aber auch, dass Wien und Niederösterreich als die einzigen beiden Bundesländer in einem harten Lockdown verharren. Er bedanke sich bei den beiden Landesregierungen dafür, hielt Mückstein fest, schließlich sei das eine unpopuläre Entscheidung. Ob es da klug ist, dass das benachbarte Burgenland – wohlgemerkt bei niedrigeren Inzidenzzahlen – die Geschäfte geöffnet hat? "Das hat das Burgenland zu verantworten, wir werden das sehr genau beobachten. Wien und Niederösterreich sind mir jetzt lieber."

Konkretere Informationen zum Öffnungsplan, etwa in Bezug auf die Vorgangsweise an den Schulen, kündigte Mückstein für Donnerstag oder Freitag an und zeigte keine Scheu vor dem Eingeständnis, manche Fragen schlicht noch nicht beantworten zu können: "Was ich will, muss ich auch entwickeln."

Das gilt auch für Themen abseits der Pandemie. Er könne nicht sagen, wann die bereits von Vorgänger Rudolf Anschober angestoßene Pflegereform fertig sein werde, sagte er am Mittwochmorgen im Interview mit dem Ö1-"Morgenjournal". Auch eine Reform der umstrittenen, noch unter Türkis-Blau konzipierten Sozialhilfe strebt Mückstein an.

Undankbare Mission

Warum er sich die kolossale Aufgabe eines Gesundheitsministers in der Pandemie trotz mangelnder politischer Erfahrung zutraue? "Als Gesundheitsminister kann man derzeit vieles falsch machen kann und wenig richtig, insofern ist das undankbar", glaubt Mückstein. Doch bei seinem ersten Job als Arzt habe er in der Drogenberatungsstelle Ganslwirt gelernt, wie sozialer Status und Krankheit zusammenhingen – eine Triebfeder für sein Engagement. Dazu kämen die Erfahrungen aus der Pandemie. Er habe gesehen, "was Corona mit uns allen macht", so der Neo-Minister. "Da dachte ich mir: Ja, ich will Teil der Lösung sein."

Eine entscheidende Komponente derselben ist für Mückstein die Impfung, deshalb durfte ein Appell an die Bevölkerung nicht fehlen: "Bitte lassen Sie sich beim erstmöglichen Termin impfen." (Gerald John, 21.4.2021)