Zum Frühlingsstart macht Apple ernst, wenn es um die Auffrischung seiner Produkte geht

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Mit dem einstündigen "Spring loaded"-Event kündigte Apple eine Reihe neuer und erneuerter Produkte an – und in Cupertino fühlt es sich an wie ein Frühjahrsputz. Durch die Bank wurde an Produkten wie dem iMac und dem iPad Pro, die in den letzten Jahren mit wenig Liebe verbessert wurden, geschraubt. Beide Geräte werden nun auf den neuesten Stand der Technologie gebracht und in die M1-Chip-Familie aufgenommen. Auch Services wie Apple TV, Apple Podcast und Apple Card bekommen einen Feinschliff. Die berüchtigten Bluetooth-Tracker namens Airtag feierten ebenfalls ihre lang erwartete Premiere.

iPad Pro mit M1-Chip

Das iPad Pro des letzten Jahres hat im Vergleich zum Vorgänger von 2018 kaum mit Neuerungen aufwarten können. Neben einem zusätzlichen Lidar-Sensor und einem verbesserten Mikrofon hatte sich da beim Chip und beim Display nichts getan.

Am Dienstag stellte Apple jedoch ein neues Modell vor, das nun denselben hauseigenen M1-Chip verbaut hat wie die neuesten Mac-Produkte. Daraus folgt, dass das Tablet nun auch Thunderbolt beziehungsweise USB-4 unterstützen kann. Neu hinzu kommt auch die Unterstützung des neuen Kommunikationsstandards 5G und die Option für eine maximale Speicherkapazität von 2 TB.

In Sachen Aussehen ändert sich beim iPad Pro nichts, doch beim Bildschirm und mit dem neuen Chip kommen einige Neuerungen zusammen.
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Mini-LED für 12.9-Zoll-Modell

Ein frisches Display erhält nur das größere 12,9-Zoll-iPad. Apple nennt es das Liquid-Retina-XDR-Display, das anstelle der gängigen OLED-Technologie mit 10.000 Mini-LEDs ausgestattet ist. Mini-LEDs ermöglichen etwa höhere Kontraste und die Darstellung von HDR-Inhalten. Auch können einzelne Bereiche des Bildschirms abgedunkelt werden, während andere Teile aktiv sind. Apple präsentiert dafür eine neue Art der Hintergrundbeleuchtung.

Anstatt das gesamte Display großflächig zu beleuchten, wird der Bildschirm in 2.596 Bereiche unterteilt, die "lokale Dimmzonen" genannt werden und den Hintergrund unabhängig voneinander beleuchten. Das Display unterstützt, wie gesagt, HDR mit Dolby Vision, HDR10 und HLG. Auf dem ganzen Bildschirm erreicht der Screen eine Helligkeit von 1.000 Nits, mit HDR sogar 1.600.

Sowohl das 12,9-Zoll- als auch das 11-Zoll-iPad-Pro verfügt außerdem über eine neue 12-Megapixel-Ultrawide-Kamera, die den Nutzer bei Videoanrufen automatisch folgen kann. Das Tablet kann ab dem 30. April bestellt werden und soll in der zweiten Maihälfte erhältlich sein. Das 11-Zoll-Modell startet ab 879 Euro mit einer Speicherkapazität von 128 GB, das 12,9-Zoll-iPad ist ab 1.199 Euro erhältlich.

Neues Design und M1-Chip für den iMac

Ein lange überfälliges Update und Redesign erhält auch der iMac. Ohne große Überraschung ist im iMac nun auch der M1-Chip zu finden. Wie in Testberichten zum MacBook Air und MacBook Pro mit M1-Chip zu sehen ist, bietet Apples eigener Chip-Satz einen deutlichen Leistungsschub gegenüber jenen von Intel.

Da der iMac, anders als das MacBook, beim Stromverbrauch nicht sparen muss, wird es interessant sein, zu sehen, wie der All-in-One-Computer vom M1-Chip profitieren wird. Auf jeden Fall sollte der ARM-basierte Chip weniger Hitze und Lärm mit sich bringen. Laut Apple sind die neuen iMacs aufgrund kleinerer Lüfter um 50 Prozent leiser als die letzten Modelle.

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Der Technologieriese aus Cupertino ist wagemutig, was die Farben des Standcomputers angeht. Apple präsentiert neben dem schlichten und seit 2012 klassischen Alugehäuse auch iMacs in den Farben Blau, Lila, Rot, Orange, Gelb und Türkis vor. Das Design ist erfrischend, doch sorgen die relativ dick gehaltenen Bildschirmränder und die untere Leiste, auch "Kinn" genannt, für Fragezeichen und so manch enttäuschte Reaktionen bei jenen, die sich einen moderneren Look erwartet hatten.

Der Computer ist dank des schlanken M1-Chips sehr dünn und zum ersten Mal in der Geschichte des iMacs auch flach. Der Bildschirm ist 24 Zoll groß, also eine Spur größer als sein direkter Vorgänger, und hat eine Auflösung von 4,5 K.

1080p-Kamera und 3D-Audio

Eine noch viel länger überfällige Verbesserung betrifft die Kamera, die besonders im Verlauf der Pandemie ein unersetzlicher Bestandteil des Computers geworden ist. Während der Vorgänger aus dem Jahr 2017 nur eine 720p-Webcam geboten hat, führt Apple nun eine 1080p-Facetime-Kamera ein. Ebenfalls neu sind die drei Mikrofone, die zusammen mittels Beamforming Hintergrundgeräusche reduzieren sollen.

Auch die Lautsprecher wurden verbessert. Das Set-up ist nun größer und umfasst zwei Paar Tieftöner und jeweils einen Hochtöner. Dadurch wird nun die Wiedergabe von 3D-Audio und Videos mit Dolby Atmos unterstützt.

Neue Tastatur mit Touch-ID

In passender Farbe mitgeliefert werden eine überarbeitete kabellose Tastatur, eine Maus und ein Trackpad. Kurioser Weise wird die Magic Maus nicht revolutioniert. Ihr Lightning-Anschluss für das Aufladen der Batterie sorgt schon sei 2015 für Kopfschmerzen und wird wohl noch für die kommende Zeit erhalten bleiben.

Das Magic Keyboard hingegen erhält neue Tasten, darunter eine für Emojis und einen Nicht-stören-Knopf. Dank des M1-Chips wird für die biometrische Authentifizierung nun auch Touch-ID auf der Tastatur unterstützt. Wenn man bedenkt, dass Touch-ID erstmals 2013 eingeführt wurde, wird auffällig, wie lange das Feature auf sich warten lassen hat. Die Touch-ID-Tastatur ist jedoch nur in den teureren Ausführungen des iMacs inkludiert.

Die Touch-ID-Tastatur kann noch nicht einzeln erworben werden, inkludiert ist sie nur bei den teureren iMac-Ausführungen
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Die Preisgestaltung des iMacs orientiert sich an den Farben und technischen Extras: Vier Farben sind ab 1.449 Euro erhältlich und umfassen einen 8-Core-CPU und 7-Core-GPU sowie 8 GB Arbeitsspeicher und 256 GB Speicherplatz. Wer ein Gerät mit einem 8-Core-GPU und zusätzlichen USB-3- und Ethernet-Anschlüssen kaufen möchte, muss mit 1.669 Euro rechnen – kann aber zwischen insgesamt sieben Farben auswählen. Wem 256 GB Speicherplatz zu wenig ist, wird sich für die 512-GB-Variante um 1.899 Euro entscheiden müssen.

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Airtags

Die Gerüchte um einen eigenen Bluetooth-Tracker von Apple waren bereits vor den letzten Ankündigungen ein großes Thema. Der iPhone-Hersteller hat sie nun endlich präsentiert: die Airtags. Sie sind in das "Find My"-System (auf Deutsch auch "Wo ist?") eingebunden. Das bedeutet, dass ein verlorener Gegenstand gefunden werden kann, sobald ein Teilnehmer des "Wo ist"-Netzwerks sich in der Nähe befindet.

Die knopfförmigen Ortungsgeräte können an Gegenstände wie Taschen angebracht und mit Emojis individualisiert werden. Die Airtags funktionieren mittels Ultrabreitbandtechnologie, die punktgenaue Ortung ermöglichen soll, diese "genaue Suche" nach eigenen Airtags in der Nähe ist ab dem iPhone 11 möglich.

Die Batterie des Ortungsgeräts soll ein Jahr lang halten und von Nutzern selber gewechselt werden können. Dafür benötigt wird eine CR2032-Knopfzelle. Die Airtags sind bis zu einen Meter Tiefe und 30 Minuten wasserfest und können Töne abgeben. In Österreich kosten die Tracker 35 Euro pro Stück, sie können auch im Viererpaket um 119 Euro gekauft werden.

So soll die "genaue Suche" aussehen.
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Apple TV 4K und Homepod Mini in Österreich

Weitere Neuigkeiten gibt es im Home-Entertainment-Bereich. Beim Event wurde der neue Apple TV 4K vorgestellt, der den gleichen A12-Bionic-Chip verbaut hat wie das iPhone XS. Das neue Gerät ist nun HDR-fähig und kann Videos mit höherer Bildrate abspielen. Zu haben ist es hierzulande ab 199 Euro. Mit dabei ist auch eine neu gestaltete und teure Fernbedienung.

Neu für Österreich ist der Apple Homepod Mini, der in Zukunft den originalen Homepod ersetzen dürfte. Zwar ist der kleine Smartspeaker bereits im letzten Jahr erschienen, doch in Österreich erhältlich ist er erst jetzt – genau genommen ab Juni. Kostenpunkt: 99 Euro.

Abos für Podcasts und Apple Card

Aufgefrischt werden auch eine Reihe von Services wie die Apple Card, eine Kreditkarte, die bisher nur in den USA erhältlich ist. Apple geht auch kühne Schritte im Podcast-Segment und präsentierte ein Bezahlmodell für die Audioinhalte. Podcast-Macher können über die App nun ein Abonnement für werbefreie und zusätzliche Inhalte anbieten – das kommt für sie jedoch nicht günstig. Wie es scheint, müssen Betreiber 19,99 US-Dollar pro Jahr an Apple zahlen, um Abonnements anbieten zu können. Auch behält Apple 30 Prozent des Umsatzes für das erste Jahr, das ein Subscriber bezahlt – für die folgenden Jahre schrumpfen die Abgaben dann auf 15 Prozent. Teilnehmende Podcaster können die Bezahlinhalte nicht mehr über RSS-Feed betreiben. Das Update für Apple Podcasts soll in 170 Ländern erscheinen und im Laufe des Monats ausgerollt werden.

Bereinigung des Ökogewissens

Mit dem "Spring Loaded"-Event setzt Apple zügiger als in den Jahren davor beim Stichwort Innovation an und bringt weitere Geräte auf jenes Level, das der eigene M1-Chip ermöglicht hat. In die Jahre gekommene Produktlinien wie der iMac und auch die Apple-TV-Fernbedienung erhalten notdürftige Updates. Die Kapazitäten des iPad Pro, einer der beliebtesten Laptop-Alternativen auf dem Markt, werden weiter ausgebaut – auch wenn das aktuelle Angebot an Apps die Leistung des iPad Pro nicht wirklich herausfordern kann.

Einen starken Schwerpunkt setzte Apple mit dem Thema Nachhaltigkeit und präsentierte mit Verweis auf den nahenden Earth Day seine Ziele für Klimaneutralität. Tim Cook begann die Präsentation nämlich mit der Ankündigung, dass Apple nun in seinen globalen Aktivitäten als Unternehmen klimaneutral sei und man nun plane, dies bis 2030 auf die gesamten Lieferkette auszuweiten.

Auch wurde von anderen Präsentatoren immer wieder unterstrichen, dass bei der Produktion der vorgestellten Geräte, darunter des iMac und des neuen Apple TV 4K, ein Teil der Komponenten zu 100 Prozent aus recycelten Metallen bestehen. Inwiefern diese Klimaversprechen bis 2030 umgesetzt werden und wie sie sich behaupten können, wird sich wohl in den kommenden Jahren noch zeigen. (Tiana Hsu, 21.04.2021)