Die neuen Tracker des US-Konzerns kosten 35 Euro pro Stück und funktionieren innerhalb des "Find My"-Netzwerks.
Foto: Apple

Dienstagabend stellte Apple im Rahmen seines "Spring Loaded"-Events die schon lange erwarteten Airtags vor. Diese ermöglichen das Orten von Gegenständen innerhalb des "Find My"-Systems. Doch nicht allen scheint das neue Produkt große Freude zu bereiten: "Macrumors" veröffentlichte bereits Informationen dafür, wie der Konzern ungewolltes Tracking verhindern will. Tile, ein weiterer Hersteller von Trackern, forderte wiederum den US-Kongress zu einer kartellrechtlichen Untersuchung Apples auf. Für Schmunzeln sorgten hingegen die mindestens 299 Euro teuren Schlüsselanhänger von Hermès.

Das Konzept der kleinen Gadgets ist dabei recht simpel: Mittels Anhänger können sie am eigenen Schlüsselbund, dem Geldbeutel, der Handtasche oder anderweitigem Gepäck angebracht werden. Mittels eines iPhones oder iPads können Käufer ebendiese bei Verlust wieder auffinden. Standortdaten sollen dabei privat und mittels Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anonymisiert werden, verspricht der Konzern.

Benachrichtigungen gegen Tracking

Ungewolltes Tracking mittels fremder Airtags will Apple durch Benachrichtigungen verhindern. iOS-Nutzern wird die integrierte "Find My"-App nämlich die Mitteilung "Airtag Found Moving With You" senden, wenn sich ein unbekannter Airtag über einen längeren Zeitraum mit ihnen bewegt. Selbst wenn man gar kein Apple-Gerät besitzt, soll der Standort-Tracker einen Ton abspielen, wenn er sich über einen längeren Zeitraum nicht bei der Person befindet, die ihn registriert hat.

Nutzt man ein Apple-Gerät, kann man unbekannte Geräte außerdem durch eine der Benachrichtigung folgende Anleitung gleich deaktivieren. Findet man hingegen einen verlorenen Gegenstand, kann man mittels iPhone und auch anderer NFC-fähiger Geräte den Airtag auslesen. Wenn der Besitzer ihn als verloren markiert hat, werden unter Umständen sogar Kontaktmöglichkeiten angezeigt, berichtet "Macrumors". Im Falle eines Diebstahls werden die neuen Gadgets leider weniger hilfreich sein, da sie schnell entfernt und entsorgt werden können.

Die Verbindung mit dem eigenen iPhone scheint ähnlich abzulaufen wie auch bei Airpods.
Foto: Apple

Eine konstante Ortung von außen soll unterdessen durch eindeutige Bluetooth-Kennungen, die sich regelmäßig erneuern, verhindert werden. Nicht mal das Unternehmen selbst will den Standort oder die Identität von Benutzern wissen.

Kartellrechtlich problematisch?

Wenig erfreulich dürfte die Markteinführung hingegen für die in diesem Feld konkurrierende US-Firma Tile sein. Der CEO des Unternehmens, CJ Prober, veröffentlichte deshalb bereits ein Statement, in dem er unter anderem den US-Kongress zu Ermittlungen gegen Apple wegen kartellrechtlicher Bedenken auffordert: "Wir begrüßen den Wettbewerb, solange es ein fairer Wettbewerb ist. Leider sind wir angesichts der gut dokumentierten Geschichte von Apple, seinen Plattformvorteil zu nutzen, um den Wettbewerb für seine Produkt auf unfaire Weise einzuschränken, skeptisch."

In Anbetracht der eigenen Vorgeschichte mit dem Konzern sei es deshalb angemessen, dass der Kongress die Geschäftspraktiken Apples im Falle des Einstiegs in dieser Produktkategorie genauer unter die Lupe nehme, schreibt "Techradar".

App-Store-Politik

Gemeinsam mit weiteren Unternehmen wie Spotify und Match soll Prober am 21. April bereits vor dem US-Kongress bezüglich der App-Store-Politik von Google und Apple aussagen. Alle drei sind nämlich Teil der Coalition for App Fairness (CAF), die sich kritisch über die – wie sie selbst sagen – kartellrechtswidrige Politik in den jeweiligen App Stores äußern. Ein weiteres Mitglied der CAF ist der Spieleentwickler Epic Games, der sich derzeit inmitten eines Rechtsstreits mit Apple befindet.

Anfang April öffnete Apple sein "Find My"-Netzwerk bereits für Drittanbieter. Deren Produkte müssen allerdings innerhalb der dazugehörigen App funktionieren. Tile will jedoch, so "Techcrunch", die eigene App nicht aufgeben und behauptet, dass Apple seine Vorteile ausnutze. Der Konzern widerspricht den Vorwürfen und behauptet, dass "Find My" bereits vor mehr als einem Jahrzehnt eingeführt worden sei, um "Benutzern zu helfen, verlorene Geräte auf eine private und sichere Weise zu lokalisieren und zu verwalten".

Schick, aber teuer: Für die in Kooperation mit Hermès angebotenen Schlüsselanhänger muss man tief in die Tasche greifen.
Foto: Screenshot/Apple

Die nahtlose Integration von Apples Airtags in das eigene Ökosystem könnte für Tile den Todesstoß bedeuten. Preislich liegen die Produkte gleichauf, allerdings hat Apple einen deutlichen Heimvorteil bezüglich des Vertrauens seiner Kunden. Außerdem werden viele Nutzer höchstwahrscheinlich die einfachere Nutzbarkeit in Kombination mit iPhone und iPad bevorzugen.

Teure Accessoires und Verfügbarkeit

Für manch Stirnrunzeln und vor allem Schmunzeln sorgen bei Beobachtern hingegen die in Kooperation mit Hermès angebotenen Schlüssel-, Taschen- und Gepäckanhänger. Denn mindestens 299 Euro werden für diese fällig, das teuerste Modell kostet sogar 449 Euro. Bedenkt man, dass ein Airtag für 35 Euro erhältlich ist, erscheinen die Preise der Accessoires also unverhältnismäßig hoch. Die Tracker können ab dem 23. April um 14 Uhr bestellt werden. (red, 21.4.2021)