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Medaria Arradondo sagte vor Gericht gegen seine Untergebenen aus.

Foto: REUTERS/Jane Rosenberg

Das Vorgehen des Angeklagten sei "nicht Teil unserer Politik, nicht Teil unseres Trainings, und es ist sicherlich nicht Teil unserer Ethik oder unserer Werte", sagte Medaria Arradondo im Zeugenstand beim Prozess gegen seinen ehemaligen Untergebenen aus. Derek Chauvin habe bei der Festnahme George Floyds gegen die Regeln der Polizeibehörde verstoßen, erklärte der Polizeichef von Minneapolis.

Schon wenige Stunden nach dem Vorfall im Mai 2020 hatte Arradondo Chauvin und weitere drei beteiligte Polizisten ohne Federlesen gefeuert und von Mord gesprochen. "Wir brauchen gute Polizeiarbeit und wissen, dass sie fehlerhaft ist", erklärte er zu dem Fall: "Wir müssen etwas ändern."

Der 1967 in Minneapolis geborene Arradondo stammt in fünfter Generation von einer aus Kolumbien eingewanderten Familie ab. Nach einem Strafrechtsstudium an der Finlandia University in Hancock im Bundesstaat Michigan trat er 1989 als Streifenpolizist in den Polizeidienst von Minneapolis ein. 2007 – Arradondo hatte mittlerweile den Rang eines Lieutenants erreicht – verklagte er die Polizeibehörde gemeinsam mit weiteren vier schwarzen Kollegen wegen rassistischer Diskriminierung. Sie seien wegen ihrer Hautfarbe bei Beförderungen übergangen und bei Disziplinierungsmaßnahmen unfair behandelt worden, lautete der Vorwurf. Die Stadt beendete das Verfahren 2009 mit einem Vergleich und Zahlungen an die Kläger, Arradondo erhielt 187.000 Dollar. Danach wurde er Leiter der Abteilung für innere Angelegenheiten, die für die Untersuchung von Vorwürfen gegen Beamte zuständig ist.

"Inspirierende Vision"

Arradondo wurde 2017 zum Vizepolizeichef befördert und rückte bald darauf als erster Schwarzer an die Spitze. Er folgte der ersten offen homosexuellen Person und ersten Frau im Amt des Polizeichefs: Janeé Harteau verlor ihren Posten, nachdem ein schwarzer Polizist eine weiße Frau erschoss, die zuvor den Notruf gewählt hatte. Die damalige Bürgermeisterin von Minneapolis, Betsy Hodges, erklärte bei seinem Amtsantritt, sie hoffe, Arradondo werde die Polizei mit seiner inspirierenden Vision von Veränderung voranbringen.

Eine seiner Maßnahmen betraf die Abschaffung verdeckter Ermittlungen gegen Dealer kleiner Mengen von Marihuana, da diese zu einer unverhältnismäßigen Anzahl von Verhaftungen Schwarzer führte. Innerhalb von vier Monaten waren bei derartigen Ermittlungen 47 Dealer verhaftet worden, 46 waren schwarz. (Michael Vosatka, 22.4.2021)