Es war eine zähe und, noch diplomatisch ausgedrückt, unsachliche Debatte, die den am Dienstag beschlossenen Gender-Maßnahmen in der Filmförderung vorausging. Die Argumente schienen die Verhärtungen von identitätspolitischen Debatten widerzuspiegeln. Dennoch war es weniger ein Kultur- als der alte Verteilungskampf, der hinter den Kulissen ausgefochten wurde.

Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) hielt sich bedeckt, es hieß nur, sie wäre einer Quote zugeneigt. Durch die Initiative No Change Without Change wurde ihr Anliegen in die Branche in die Öffentlichkeit getragen. Deren stichhaltiges Argument: Der Anteil an Projekten von Frauen im Österreichischen Filminstitut (ÖFI) stagniere schon zu lange bei 30 Prozent. Die Kampagne hat neue Mehrheiten gebracht.

Dass der Beschluss nun sehr eindeutig ausfiel, zeigt jedoch, dass sich der Wind insgesamt gedreht hat. Streamingplattformen, die Oscar-Academy und Filmfestivals, alle achten bei der Auswahl viel genauer auf den Anteil an Regisseurinnen. Auch im verjüngten ÖFI-Aufsichtsrat hat man erkannt, dass Gender-Egalität und Diversität unumgänglich sind, will man kompetitiv bleiben. Die Quote mag nicht perfekt sein, eine Wette auf die Zukunft ist sie allemal: Im besten Fall wird sie Produktionsfirmen ermuntern, andere Stoffe, Zugänge und Blickweisen auszuprobieren. Also vielseitiger zu werden. (Dominik Kamalzadeh, 21.4.2021)