Bei Ausgrabung zwischen 1985 und 1988 unweit vom Schiefen Turm von Pisa kam unter anderem eine vergleichsweise winzige Sonnenuhr ans Licht. Das außerordentliche Objekt aus Elfenbein verschwand allerdings schnell in Kisten mit Ausgrabungsmaterial, wo es jahrzehntelang vergessen worden war.

Jetzt ist das gute Stück wieder aufgetaucht, und man unterzog es einer genaueren Untersuchung: Angefertigt wurde es demnach zwischen der Mitte des zweiten Jahrhunderts und dem Ende des ersten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung. Damals war die heutige Piazza dei Miracoli, der Platz vor dem Schiefen Turm, noch ein altrömischer Wohnkomplex.

Einzigartiges Stück

Die Miniatur-Sonnenuhr sei wegen ihrer Dimension und ihres Erhaltungszustandes beachtenswert, schreiben die Historiker Emanuele Taccola und Filippo Battistoni der Universität Pisa sowie Jerome Bonn von der Université de Lille, einem Experten für Zeitmessung in der griechisch-römischen Welt, in einem Fachartikel.

Das Objekt ist etwa fünf Zentimeter hoch und breit und war aus Elefantenelfenbein gefertigt. Laut den Autoren der Studie wurden bisher lediglich 19 Miniaturuhren aus der griechisch-römischen Zeit gefunden, von denen die in Pisa die einzige aus Elefantenelfenbein ist. Die Forscher berichten am 23. April ab 9.30 Uhr im Rahmen eins Online-Workshops weitere Details zu ihrem Fund.

Hinweis auf den Besitzer

Bei der Untersuchung des Fundkontextes entwickelten die Wissenschafter einige Hypothesen über die Funktion und den Gebrauch des kleinen Zeitmessers. "Die Sonnenuhr ist ein neues, wichtiges Stück der antiken Geschichte Pisas. Obwohl wir keine genaueren Informationen über die Identität des Besitzers haben, können wir ihn uns als einen der Bewohner des Wohnviertels der Piazza dei Miracoli vorstellen und haben eine Bestätigung des sozialen Tenors dieses Stadtteils in der späten altrömischen Zeit erhalten", betonten die Autoren der Studie. (red, APA. 22.4.2021)