Horizonterweiterung für Ingenuity beim zweiten Flugversuch.
Foto: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Die JPL-Wissenschafter können offensichtlich nicht genug bekommen, von ihrem neuen mobilen Forschungsinstrument: Nur vier Tage nach dem historischen Erstflug des Mini-Heliopters Ingenuity hat das Team vom Jet Propulsion Laboratory am California Institute of Technology (Caltech) am Donnerstag einen zweiten Flugversuch unternommen.

Diesmal stieg die Drohne höher empor und blieb länger in der dünnen Luft. Außerdem testete Ingenuity den Seitwärtsflug, teilte die Nasa mit. "Die Messwerte, die wir bisher bekommen und analysiert haben, sagen uns, dass der Flug unsere Erwartungen erfüllt hat und unsere vorherigen Computermodelle korrekt waren", sagte Bob Balaram, leitender Ingenieur des Ingenuity-Teams.

Video: Auch der zweite Flug war ein voller Erfolg.
NASA Jet Propulsion Laboratory

51,9 Sekunden über dem Marsboden

Es bleibe aber "noch viel zu lernen". Am Montag hatte Ingenuity als erstes Luftfahrzeug einen Flug auf einem anderen Planeten absolviert. Der mit Lithium-Ionen-Akkus betriebene und rund 1,8 Kilogramm schwere Helikopter stieg dabei auf eine Höhe von etwa drei Metern auf und schwebte dann etwa 30 Sekunden, bevor er wieder etwas holprig landete. Insgesamt dauerte der Flug 39,1 Sekunden.

Beim zweiten Flug kletterte Ingenuity nun auf eine Höhe von fünf Metern, schwebte dann auf der Stelle und flog schließlich zwei Meter zur Seite, bevor er wieder landete. Insgesamt dauerte der Flug 51,9 Sekunden. Einen guten Vergleich der beiden Flüge und genauere Daten dazu liefert dieses Video:

Video: Gegenüberstellung der ersten beiden Ingenuity-Flüge.
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Extreme Bedingungen

Der Helikopter muss mit problematischen Bedingungen zurecht kommen: Nachts ist es bis zu minus 90 Grad Celsius kalt, was für Batterien und Elektronik leicht das Todesurteil bedeuten kann. Wegen der dünnen Atmosphäre, die grob nur ein Prozent so dicht ist wie die auf der Erde, müssen die Rotoren von Ingenuity auf 2.537 Umdrehungen pro Minute beschleunigen – ein Vielfaches von Helikoptern auf der Erde, ungefähr die Frequenz von Kolibri-Flügelschlägen. Die Energie für diese Kraftanstrengung zieht Ingenuity aus seiner durch Sonnenstrahlen gefütterten Batterie.

Der Mini-Helikopter war an Bord des Nasa-Rovers Perseverance Ende Februar – nach 203 Flugtagen und 472 Millionen zurückgelegten Kilometern – mit einem riskanten Manöver in einem ausgetrockneten Mars-See namens Jezero Crater aufgesetzt. Entwicklung und Bau des rund 2,5 Milliarden Dollar (2,08 Mrd. Euro) teuren Rovers hatten acht Jahre gedauert. Er soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens fahnden sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen. (red, APA, 23.4.2021)