Mumu, zwischen den Beinen, Spatzi, Zipfel, Lulu oder da unten – das sind Begriffe, die man von Kindern im Zusammenhang mit ihren Geschlechtsteilen oft hört, selten ist es eher, dass sie über den Penis oder die Vagina sprechen. Aber warum verwenden viele Kinder verniedlichende oder umschreibende Begriffe für ihre Geschlechtsteile, während sie sämtliche andere Körperteile schon recht früh korrekt benennen können? "Weil selbst Eltern oft unsicher sind, wie sie diese 'Teile' benennen sollen", sagt die klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin und Psychotherapeutin Tina Rossmann.

"Vor allem im Hinblick auf die weibliche Anatomie ist 'da unten' noch immer sehr verbreitet. Scheide ist ein Wort, das viele Erwachsene ablehnen, Vagina erscheint vielen Eltern als zu medizinisch, Vulva ist einfach nicht gebräuchlich. Bei Penis, Hoden und Hodensack kommt es zu Verniedlichungen – und somit werden diese für die Kinder zumindest benennbar. Während Buben wissen, wie ihr 'unten' aussieht, wissen Mädchen und häufig auch Frauen das nicht. Viele Mädchen haben ihre Vulva nie betrachtet und finden den Vorschlag anstößig", so Rossmann.

Wie nennt Ihr Kind das eigene Geschlechtsteil?
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Falsche Scham

Das Kinderbuch "Lina, die Entdeckerin" will genau diesem Tabu entgegenwirken. Einen selbstverständlichen Zugang zum Körper sollen die jungen Leserinnen und Leser dadurch erhalten und daneben Wissen über Körpergefühl, Hygiene, Körperbehaarung und Aufklärung bekommen. Auch Rossmann streicht hervor, dass zu einer gesunden sexuellen Entwicklung ein ungezwungener und natürlicher Umgang mit dem eigenen Körper gehört. "Kinder gehen völlig unbelastet an ihren Körper heran. Kleine Mädchen stoßen sich nicht an dem Wort Vulva, Vagina oder Scheide. Buben finden das Wort Penis, Hoden oder Hodensack nicht peinlich oder unangenehm. Das sind vielmehr die Eltern, die mit komplizierten Gefühlen und falscher Scham an die Sache herangehen."

Daher rät Rossmann dazu, dass Eltern ihre eigene Unsicherheit auch ansprechen können und Kinder mitentscheiden lassen sollen, wie sie ihre Körperteile innerhalb der Familie bezeichnen möchten.

Wie bezeichnen Ihre Kinder Geschlechtsteile?

Ist die Benennung der Geschlechtsteile mit Scham behaftet? Welche Erfahrung haben Sie bei Ihrem Kind damit gemacht? Und wie war das in Ihrer eigenen Kindheit? Wie handhaben Sie die Themen Sexualität, Körpergefühl und Aufklärung in der Kindererziehung? (wohl, 5.5.2021)