Andreas Lust spielt Heinz-Christian Strache im Sky-Film "Die Ibiza-Affäre".

Foto: Petro Domenigg / Sky Studios / W&B Television / epo film

Das T-Shirt stimmt, Haarfarbe, Armbänder und Zigarette ebenso, die Körperhaltung wirkt gut einstudiert. Auf korrekte Optik wurde geachtet – wie das Pressefoto zeigt, mit dem Sky für die Verfilmung des Ibiza-Videos wirbt. Die Szene auf dem Foto wirkt schon jetzt wie eine Karikatur.

Ein Umstand, den sich die Miniserie Die Ibiza-Affäre unter der Regie von Christopher Schier ganz offensichtlich zunutze machen wird – inklusive prominenter Besetzung. Die Rolle des Heinz-Christian Strache übernimmt Andreas Lust, in jene des Drahtziehers Julian H. schlüpft Nikolaus Ofczarek.

Darauf muss man erst kommen

Wann der Vierteiler zu sehen sein wird, ist offen, fest steht hingegen: Der Coup ist gelungen. Andreas Lust als Strache auf Ibiza – darauf muss man erst einmal kommen. Wobei einiges dafür spricht, dass die überraschende Besetzung funktionieren kann. Denn Wandlungsfähigkeit hat der 53-jährige Wiener bereits mehrfach bewiesen.

Als Kind einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, absolvierte Lust als 16-Jähriger erste Schritte im Schauspielfach am Konservatorium bei Elfriede Ott, weitere folgten am Mozarteum in Salzburg. Nach mehreren Theaterauftritten stand er 1994 in Wolfgang Murnbergers Ich gelobe zum ersten Mal in einem Kinofilm vor der Kamera. 2009 schaffte er mit Götz Spielmanns Revanche an der Seite von Johannes Krisch und Ursula Strauss eine Nominierung für den Auslandsoscar.

Schnell ermittelt

Als Pumpgun-Ronnie in Der Räuber wurde er mit dem ersten österreichischen Filmpreis ausgezeichnet. Dem Fernsehpublikum ist er aus mehreren Tatort-Folgen gut bekannt, vor allem als Gerichtsmediziner und Ex von Ursula Strauss in Schnell ermittelt. Der Dreh zur neuen Staffel wurde soeben abgeschlossen.

Furore machte Lust 2017 in Nicolas Wackerbaths improvisiertem Filmdrama Casting. 2018 fand der in Berlin und Wien lebende zweifache Vater mit dem norwegischen Drama Gavagai erneut internationale Beachtung.

Kein Wichtigtuer

Mit seiner Figur im Ibiza-Film hat Lust eher nichts gemein. Das Polternde, Wichtigtuerische ist nicht seins. Am Set ist der leidenschaftliche Raucher ein ruhiger und konzentrierter Arbeiter, der am Schauspiel die Herausforderung schätzt, sich dabei aber mitunter auch gerne mal in der Rolle des Gewinners sehen würde, und nicht – wie so oft – als Loser, wie Lust in einem Interview sagte. Mit der Figur des sich selbst demontierenden Vizekanzlers in Die Ibiza-Affäre scheint er zumindest dieses Ziel zunächst wieder verfehlt zu haben. (Doris Priesching, 24.4.2021)