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Als Tina und Sona samt Familien am 28. Jänner aus der Schubhaft in der Wiener Zinnergasse zum Flughafen Wien-Schwechat gebracht wurden, widersetzten sich Schülerinnen und Schüler dem Abtransport mittels Sitzblockade. Die Polizei räumte den Abfahrtsweg.

foto: aps/glanzl

Wien – Die Abschiebung der zwölfjährigen Tina nach Georgien und der 20-jährigen Sona nach Armenien brachte im heurigen Jänner vielen Menschen in Österreich die Praxis der zwangsweisen Außerlandesbringung ganzer Familien, ohne dass wirklich Rücksicht auf die Verankerung der Betroffenen im Land genommen würde, erneut zu Bewusstsein.

Dass die fremdenpolizeilichen Nacht-und-Nebel-Aktionen bekannt wurden, ist einem Mitschüler und einer Mitschülerin der beiden weggebrachten Mädchen zu verdanken. Theo Haas, Schulsprecher des von Tina besuchten Gymnasiums auf der Wiener Stubenbastei, und Tierra Rigby, Schulsprecherin der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Wien-Favoriten, wo auch Sona lernte, setzten bis zuletzt Himmel und Hölle in Bewegung – entschlossen, wenn auch letztlich erfolglos.

Tierra Rigby ist Schulsprecherin der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Wien-Favoriten, wo die abgeschobene Sona lernte.
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Preis will mutigen Personen Rückhalt geben

Für dieses Engagement erhalten die beiden einen diesjährigen Ute-Bock-Preis für Zivilcourage. Die 1999 von SOS Mitmensch ins Leben gerufene Auszeichnung soll überdurchschnittliches Engagement im Menschenrechtsbereich auszuzeichnen und mutigen Personen sowie Initiativen Rückhalt geben.

Haas und Rigby hätten "Öffentlichkeitsarbeit gemacht, gefühlte 1.000 Telefonate geführt, unzählige Interviews gegeben, sie haben Petitionen gestartet, die in einem Fall sogar über 40.000 Unterschriften brachten, und sie haben eine Nacht mit Sitzblockade vor dem Abschiebezentrum in der Wiener Zinnergasse verbracht", schildert Gerlinde Affenzeller, Geschäftsführerin von SOS Mitmensch.

Theo Haas ist Schulsprecher des Gymnasiums in der Wiener Stubenbastei, das auch Tina besuchte.
Foto: privat

Öffentlichkeit wachgerüttelt

So sei es den beiden Jugendlichen gelungen, eine große Öffentlichkeit zu informieren und wachzurütteln. Das zeige, wie wichtig das Engagement jeder und jedes Einzelnen ist. "Tierra und Theo sind ein Vorbild für uns alle!", begründet Affenzeller die Zivilcourage-Auszeichnung für die Jugendlichen.

Ein weiterer Ute-Bock-Preis geht an die pensionierte Lehrerin und Ordensschwester Maria-Andreas Weißbacher, die sich in Kärnten seit vielen Jahren für den Schutz von Geflüchteten einsetzt. Sie half unter anderem mit, den Skandal rund um die Saualm-Unterbringung von Asylsuchenden aufzudecken. Der Kampagne des verstorbenen Kärntner Ex-Landeshauptmanns Jörg Haider, "Kärnten wird tschetschenenfrei", stellte sie sich entgegen.

Maria-Andreas Weißbacher deckte den Skandal um die Unterbringung von Flüchtlingen auf der Kärntner Saualm mit auf.
Foto: privat

Gegen Haiders Anti-Tschetschenen-Kampagne

Die Missionsschwester vom Kostbaren Blut im Kloster Wernberg habe "überall dort hingeschaut und geholfen, wo andere weggeschaut haben". Dabei habe sie "einer populistischen und teilweise auch offen rassistischen Politik immer wieder mutig und unerschrocken die Stirn geboten", sagt der Sprecher von SOS Mitmensch, Alexander Pollak.

Der mit 4.000 Euro von der Foundation Vienna von Ingrid und Christian Reder dotierte Preis wird am 5. Mai um 19 Uhr in einer gemeinsam mit dem Fernsehsender Okto gestalteten Online-Zeremonie überreicht. Die Laudationes halten der Pfarrer Helmut Schüller und die Autorin Madeleine Darya Alizadeh. Auch ein Videobeitrag, den die Filmemacherin Nina Kusturica gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern gestaltet, wird gezeigt. (Irene Brickner, 27.4.2021)