Eben erst hatte er den Neuanfang gewagt. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte der Modedesigner Alber Elbaz sich mit einem eigenen Label selbstständig gemacht. Mode wollte er nun mit Unterstützung des Richemont-Konzerns nach eigenen Regeln machen. Dass er für sein Label "AZ Factory" Kleidung entwerfen wolle, die Frauen in allen Größen passt und die in deren Alltag Platz hat, hatte Elbaz in den vergangenen Wochen noch in einigen Interviews erklärt. Das Projekt, das der Designer während der Pariser Haute Couture-Woche im Jänner vorstellte, sollte ein abruptes Ende finden. Im Alter von 59 Jahren verstarb Alber Elbaz im American Hospital in Neuilly bei Paris an den Folgen einer Covid-Erkrankung.

Ein Auf und Ab

Wie unberechenbar die Modebranche ist, hatte der 1961 in Casablanca geborene und in Israel aufgewachsene Designer immer wieder erfahren. Seine Karriere: ein kontinuierliches Auf und Ab. Nach seinem Studium an der Designschule in Ramat Gan ging Alber Elbaz 1985 nach New York. Sieben Jahre arbeitete er dort für Geoffrey Beene, doch um seine Karriere ins Laufen zu bringen, musste der Designer nach Paris ziehen.

Alber Elbaz war 14 Jahre lang für das Modehaus Lanvin tätig. Der in Israel geborene Designer war in der Branche überaus beliebt.
Foto: AFP / Francois Guillot

Nach seinem ersten Job bei Guy Laroche ernannte ihn Yves Saint Laurent höchstpersönlich zu seinem Nachfolger. Das war Ende des Jahres 1998, doch schon drei Saisonen später war Schluss. Das Unternehmen wurde von der Gucci-Gruppe aufgekauft, der smarte Amerikaner Tom Ford sollte ihn ersetzen, ausgerechnet. Ford stand für Luxus, Sex, Glamour und war der Gegenentwurf zu Alber Elbaz, dem Frauenversteher, der sich mit seiner dicken Brille und der Fliege eine eigene Uniform geschaffen hatte.

Traumpaarung mit Lanvin

Doch Elbaz sollte seinen Platz noch finden. 2001 heuerte er als Kreativchef bei Lanvin an. Dort gelang ihm, was nur wenigen Designern glückte: Alber Elbaz küsste das tot geglaubte, französische Modehaus wach und brachte die Marke in den Nuller-Jahren mit seinen eleganten Drapierungen, den kunstvollen Mascherln und den großen Schmuckstücken modisch zurück auf die Höhe der Zeit. Aber nicht nur das. Elbaz, der stets lächelnde, runde Modedesigner, war beliebt wie kaum ein Kollege. 14 Jahre lang funktionierte die Traumpaarung von Alber Elbaz und Lanvin. 2015 wurde der Modedesigner gefeuert. Dafür verantwortlich gemacht wurden Unstimmigkeiten mit der Unternehmensführung. Mit Mitte Fünfzig räumte er sein Büro.

Im Jänner 2021 stellte Alber Elbaz seine erste Kollektion für das Label AZ Factory vor.
AZ Factory

Trotz andauernder Spekulationen blieb der große Job bei einem anderen Modehaus aus, der bekennende Workaholic drückte auf die Pause-Taste, reiste viel und sprach immer wieder öffentlich über den unbarmherzigen Rhythmus und den Druck der Modeindustrie.

So ganz loslassen konnte Alber Elbaz aber nicht. 2019 arbeitete der erblondete Designer mit dem italienischen Unternehmen Tod’s zusammen, mit "AZ Factory" folgte Elbaz' Kooperation mit Richemont. "Ich habe nicht nur einen Kollegen, sondern einen geliebten Freund verloren", teilte nun Johann Rupert, der Chef des Schweizer Luxusgüterkonzerns, mit. Die vielen emotionalen Einträge auf Alber Elbaz Instagram-Account sprechen eine ähnliche Sprache. (feld, 25.4.2021)