Noch immer gibt es keine anhaltende Lösung für Flüchtlinge und Migranten auf Lesbos.

Foto: ARIS MESSINIS / AFP

Auf der griechischen Insel Lesbos wurde am Wochenende damit begonnen, das städtische Lager Kara Tepe zu schließen. Es galt als Vorzeigelager, in dem besonders bedürftige Geflüchtete, wie Frauen und Kinder, untergebracht waren. 54 Geflüchtete wurden ins benachbarte Zeltlager – ebenfalls Kara Tepe genannt – geführt.

Die Behörden sind mit der Evakuierung des Lagers einer langjährigen Forderung des Bürgermeisters von Mytilini nachgekommen. Denn viele Bürger der Stadt fordern seit Jahren die Schließung aller Lager auf der Insel Lesbos, insbesondere jener in Stadtnähe. Lokale und internationale Hilfsorganisationen protestierten aber dagegen, weil sie Sorge haben, dass die Geflüchteten in anderen Institutionen nicht so gut versorgt werden. Im Zeltlager Kara Tepe mit knapp 6000 Bewohnern sind die Hygiene- und Sicherheitsbedingungen nämlich schlechter als im städtischen Lager.

Nicht alle Flüchtlinge werden aber ins benachbarte Zeltlager gebracht, 200 der insgesamt 885 Leute werden in Wohnungen leben können. Die Schließung des städtischen Lagers beruht auf einer politischen Einigung zwischen der Regierung in Athen und den lokalen Behörden. Demnach gab es nur die Zustimmung der Lokalpolitiker auf Lesbos für den Bau eines ganz neuen Lagers, wenn alle anderen Lager im Gegenzug geschlossen werden.

Lager in Vastria

Die Regierung will nun mit EU-Geldern das neue Lager im Ort Vastria bauen, der nicht an der Küste, sondern im Inneren der Insel liegt. In Kürze wird die Ausschreibung für den Bau erwartet. Allerdings ist wieder – wie schon seit Jahren – mit dem Widerstand der lokalen Bevölkerung zu rechnen. Denn die Bewohner der ostägäischen Inseln leiden seit Jahren darunter, dass ihre Heimat zu Hotspots auf der Migrationsroute wurden. Insbesondere der Ausfall des Tourismus macht vielen Griechen schwer zu schaffen.

Sie verlangen daher, dass die ankommenden Flüchtlinge sofort ans Festland gebracht werden. Dies widerspricht allerdings der europäischen Flüchtlingspolitik. Die Hotspot-Strukturen auf den Inseln sollen nämlich dazu dienen, dass bereits auf den Inseln entschieden wird, wer möglicherweise Asyl oder einen Schutzstatus bekommen wird und wer nicht. Zudem gibt es auf dem Festland zu wenige Unterkunftsmöglichkeiten.

Aus dem Zeltlager Kara Tepe wurden in den vergangenen Wochen aber wieder hunderte Leute ans Festland gebracht, insgesamt 1553 wurden sogar direkt nach Deutschland ausgeflogen. Künftig sollen die Wartezeiten auf Entscheidungen auf den Inseln deutlich kürzer ausfallen. Dies hat sich bereits in den letzten Monaten erheblich verbessert.(Adelheid Wölfl, 25.4.2021)