Das Geburtstagsständchen zu seinem 80er könnte für Heinz Prüller am 30. April als Rennsound der Formel 1 beim Training für den GP von Portugal aus Portimão erklingen. Jahrzehntelang, bis 2009, hatte die unverwechselbare Stimme von Heinz Prüller Österreich die Grand-Prix-Welt in das Wohnzimmer gebracht.

Jochen Rindt, Jackie Stewart, Jack Brabham, später auch Niki Lauda und Michael Schumacher wurden durch ihn fast Vertraute, sein unerschöpfliches Repertoire an Geschichten und Gschichtln rund um diese Rennhelden machten sie zu Menschen wie du und ich, nicht wie heute diese Schar von Jockeys, bei der man die einstigen Persönlichkeiten oft schmerzlich vermisst.

Heinz Prüller interviewt Jochen Rindt, mit dem er eng befreundet war. Der vielseitige Journalist und Autor schrieb unter anderem einige Bücher über Rindt. Unerreicht sein Hintergrundwissen, unerreicht aber auch seine Versprecher, "eckige Kurven" und so.
Foto: Votava

Prüller nur in Verbindung mit dem Motorsport zu sehen wird ihm aber nicht gerecht. Er war der Prototyp des universalen Sportjournalisten mit legendärem Gedächtnis. Die Aufstellung von Honved Budapest 1954 – jederzeit abrufbar. Er sang hinter dem Mikrofon bei Ski-Weltcuprennen das Loblied auf das Phänomen Annemarie Pröll. Olympische Spiele, Weltmeisterschaften, wo großer Sport geboten wurde: Heinz war dabei.

Und auch dies Prüller pur: Ein Ausscheiden zu spät bemerkt, einen Sturz übersehen? Nichts, was sich nicht durch geballte Zusatzinformationen kompensieren ließe.

Schriften, Bücher

Mehrsprachig in Wort und Schrift, konnte man seine Kommentare nicht nur in Österreich, sondern darüber hinaus in Europas führenden Fachmagazinen lesen, nicht zu vergessen die alljährliche Formel-1-Bilanz in Buchform. Und war da nicht auch was mit Hund? Grimaldi: Jetzt rede ich.

Legendär für mich als Augenzeugen ist und bleibt aber sein Auftritt auf dem damaligen Österreich-Ring in Knittelfeld. Prominentenrennen Formel Ford: Prüller steht mit einer guten Zeit in der zweiten Reihe, die Startflagge fällt, das Feld eilt davon – nur er fährt im Retourgang in die verkehrte Richtung. Glück gehabt, kein Konkurrent touchiert.

Eine andere Seite, die aber nur wenige kennen: Reserveoffizier Prüller glänzt mit enormem Fachwissen über Militärhistorie. Ein Hobby, das er mit (Ex-)Formel-1-Teamchef Frank Williams teilt.

Bei der Österreichischen Alpenfahrt im Jahr 2003 überschlug sich in Tamsweg der lokale Moderator angesichts der Ehre, die Oldtimerveranstaltung mit dem Star gemeinsam kommentieren zu können, zu der Formulierung: "Hier steht der Ferrari unter den Motorjournalisten!" In ihrer Art eine einmalige Metapher. Dazu kreischten vergnügt die Kinder aus der Volksschule, denen er eine Freistunde verschafft hatte, weil sie "Jubelperser" gaben.

Die Startampel steht weiter auf Grün, die Strecke ist frei, wir gratulieren zum 80er, auf geht’s in die neue Dekade. (Peter Urbanek, 30.4.2021)