Was haben BMW iX3 und Dacia Spring gemein? Kategorie SUV, Antrieb elektrisch, Produktion in China, Kampfpreis. Haben Sie den Fehler entdeckt? Richtig: Das mit "Kampfpreis" würden die Bayern sich niemals nachsagen lassen. Dacia schon, immer wieder gern, so auch beim Einstieg ins Elektrozeitalter.

Der Wagen hört auf den Namen Frühling, neurumänisch: Spring, und den hatten wir dieser Tage Gelegenheit, erstmals kennenzulernen, einen Lenz will er sich machen – im kühlen Burgenland, prachtvoll blühten die Magnolien. Eine Runde, grob gesagt von Eisenstadt gen Mattersburg, fast rüber zur Odinsburg (daraus wurde später Ödenburg), runter an den See in Rust und retour; einen hübschen Kurs hatten die Veranstalter da ausgesteckt.

Eigentlich ist der Spring ein schlichter, politisch korrekter Kleinwagen, die Silhouette macht aber auf SUV. Gebaut wird er in Wuhan.
Foto: Stockinger

Nachdem Lenkrad und Sitze in die optimale Position gebracht sind, hantelst du dich gleich einmal durch die Rekuperationsstufen, segeln bis Einpedalfahrt – schon falsch. Stufen gibt es nicht, lediglich eine Grundeinstellung, das Volant lässt sich gar nicht, die Sitze nur in Längsrichtung und Lehnenneigung verstellen.

Konkurrenzlos günstig

Beim Material hat Dacia nicht lange gefackelt und gleich den großen Hartplastikbaum gefällt. Immerhin wurde versucht, die Tristesse mit blauen Rahmungsakzenten ein wenig zu entschärfen.

Foto: Dacia

Die Sitze sind grundsätzlich textilbezogen, in der Business-Version gibt’s Kunstleder – das allerdings unter rückenschweißtreibendem Verdacht steht. Außerdem sind sie klein, fast zu klein für europäische Verhältnisse, mit kurzer Schenkelauflage und kaum Seitenführung. Dafür gibt’s etliche Fächer und Ablagen, die das Leben an Bord erleichtern, darunter ein großes Handschuhfach, hinten harrt ein überraschend voluminöser Kofferraum der Beladung, 290 bis 1100 Liter fasst der.

In Summe gilt für das Anmutungskapitel: Alles ist dem Bestreben untergeordnet, ein möglichst günstiges Elektrofahrzeug auf die Räder zu stellen. Diese Übung ist gelungen, der Spring ist konkurrenzlos.

Foto: Stockinger

Fahreindrücke? Leichtgängige Lenkung, ideal für die Stadt wie das gesamte Konzept, 3,73 m Länge und der geringe Wendekreis von 9,6 m sind weitere Pluspunkte im urbanen Einsatz. Besser können das nur Honda e und Renault Twingo Electric: 8,6 m. Auf Landstraßen aber ist die Lenkung alles andere als präzise, bei Seitenwind heißt es fleißig gegensteuern. Wird allerdings der Zielgruppe reichlich egal sein.

Platz ist, siehe Abmessungen, nicht allzu viel, vier Personen können das Boardingprocedere absolvieren, Großgewachsene werden hinten rasch mit Knien und Kopf an ihre Grenzen stoßen.

Lange Wartezeiten

Das Fahrwerk ist an sich recht komfortabel, in Kurven aber gilt: Der Spring neigt zum Neigen. Weiters haben wir stichwortartig notiert: Antritt: nicht berühmt. E-Motor-Surren: deutlich. Windgeräusche: jaja. Tempomat: bù (Mandarin; russische Übersetzung: njet). Tagfahrlicht: LSD, nein, vertippt; LED. Der erwähnte Antrieb führt ein klein wenig ins Technikpaket, ein 33-kW-Motörchen ist kein Rennaggregat, dafür jedoch genau auf das Fahrzeug hingetrimmt. Auch die auf 125 km/h beschränkte Höchstgeschwindigkeit (im Eco-Modus gar nur 100) wird Spring-inkerl von vornherein vom Raserverdacht entbinden.

Foto: Dacia
Grafik: Der Standard

Mit dem unter der Rückbank verbauten Akku (27,4 kWh) geht die Reise bis zu 230 km weit, womit der Dacia den Smart Forfour (130 km) und E-Twingo (190 km) spürbar toppt, den Honda e (222 km) ganz knapp (der 3,56 m lange Seat Mii hingegen schafft 260 km), und alle hängt er sie im Preiskapitel ab: Der Spring legt bei 17.990 Euro los und endet mit 20.790 dort, wo die günstigsten Gegner bestenfalls erst einsteigen. Die Stadtzyklusreichweite gibt Dacia übrigens mit 305 km an, geladen wird am Nüstern und mit maximal 30 kW.

Entwickelt wurde der Wind zwar in Frankreich, gebaut wird er aber, wie eingangs angerissen, in China, im Gemeinschaftsunternehmen Renault-Dongfeng, Wuhan. Ein Verkaufshindernis? Hm. Zählt man eins und eins zusammen, wird es dem Spring vermutlich so gehen wie vielen begehrten Neuzugängen auf der Elektro-Front: lange Wartezeiten. Im Exklusivprogramm haben sich in Österreich bereits 1600 Interessenten vorangemeldet, werden die alle in Kauforder umgewandelt, ist für heuer aufgeräumt. Und dass jetzt keiner mehr sagt, E-Mobilität ginge nicht auch günstig. (Andreas Stockinger, 3.5.2021)