Lilli Hollein wird im Herbst auf dem Chefinnensessel des Mak Platz nehmen.

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Wann Lilli Hollein zum ersten Mal damit liebäugelte, auf dem Chefsessel des Wiener Mak Platz zu nehmen, ist schwer zu sagen. Dass sie es tat, daran besteht kein Zweifel, sagte sie doch über das 1863 in Wien als "k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie" gegründete Mak, dass es für sie beruflich betrachtet kaum einen größeren Sehnsuchtsort gebe.

Dass die 1972 in Wien geborene Absolventin eines Industrial-Design-Studiums an der Wiener Angewandten in vielerlei Hinsicht qualifiziert ist, muss ebenso wenig bezweifelt werden. Einen Namen machte sie sich als Journalistin (auch für den STANDARD) und Kuratorin. 2007 war sie Kommissärin für den österreichischen Beitrag der Architekturbiennale in São Paulo. Vor allem aber kennt man sie als Direktorin der 2007 gegründeten Vienna Design Week, die jährlich mit gut 200 Events weltweit aufhorchen ließ und welche die Mitbegründerin des Festivals gemeinsam mit ihren anderen Jobs als "großartige Sandkiste" bezeichnete.

Dass ihr Vater Hans Hollein (1934–2014) ein Stararchitekt war und ihr Bruder Max als Boss dem New Yorker Metropolitan Museum vorsteht, bedeutet bis und wahrscheinlich gerade heute Futter für so manchen Neider. Einmal darauf angesprochen, gab sich die Mutter einer Tochter überzeugt davon, dass es die Leistungsbereitschaft sei, die einen weiterbringe, und nicht der Name. Eine dickere Haut dürfte sich die in Kunst-, Architektur- und Designkreisen 1a-Vernetzte trotzdem zugelegt haben.

Auf die Frage, warum die Pragmatikerin selbst nie Hand ans eigentliche Entwerfen legte, antwortete dieser weibliche Hans-Dampf-in-allen-Design-Gassen: "Schon während des Studiums hat sich herauskristallisiert, dass mir der Entwurf nur bis zu einem gewissen Grad Freude bereitet hat. Ich merkte, dass mir das Herz aufgeht, wenn es darum geht, die Sache an sich zu vermitteln." Noch mehr aufgehen wird ihr das Herz wohl am 1. September, wenn sie die Nachfolge von Christoph Thun-Hohenstein antritt, der dem Haus am Ring seit 2011 vorsteht.

Ein Ziel von Hollein lautete stets, Design in all seinen Gefilden, also auch als ökologisches und soziales Thema und Prozess, in ein tieferes Bewusstsein der Menschen zu verankern. Mit der Design Week als Bühne hat sie einen guten und wichtigen Weg eingeschlagen. Jetzt hat sie dafür ein ganz großes Theater zur Verfügung – und das nicht nur für eine Woche des Jahres. (Michael Hausenblas, 27.4.2021)