Laut Peter Schröcksnadel braucht es "keinen Managementprofi an der ÖSV-Spitze".

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Peter Schröcksnadel hat angerufen. Das tut er nicht oft, aber jetzt liegt ihm wirklich etwas auf dem Herzen. Nämlich jenen Vorwürfen zu begegnen, die ihm, wie der STANDARD berichtete, Kritiker auch innerhalb des Skiverbands machen. Er wolle, hieß es da, nicht von der ÖSV-Macht lassen und auch nach seinem Abschied als ÖSV-Präsident weiter die Fäden ziehen, sei es über eine Holding oder als Geschäftsführer aller vier fürs Geschäft zuständigen ÖSV-Tochtergesellschaften. "Diese Vorwürfe", sagte Schröcksnadel am Montag, "sind einfach falsch."

Ende Juni soll die ÖSV-Länderkonferenz einen neuen Präsidenten oder eine Präsidentin küren, schon Mitte Mai sollen die Spitzen der neun Landesverbände im Wahlausschuss die Weichen stellen. Derzeit stehen der Salzburger Ex-Rennläufer Michael Walchhofer und die steirische Ex-Rennläuferin Renate Götschl (beide 45) zur Wahl, zuletzt wurden zudem die Namen Susanne Riess und Martha Schultz kolportiert. Schröcksnadel (79) macht kein Hehl daraus, dass er so oder so Götschl favorisiert.

Gegenwind

Dass er "seine" Kandidatin später instrumentalisieren oder gar steuern wolle, streitet er vehement ab. "Warum ich ein Fan von Renate Götschl bin? Der Renate kannst du nichts einreden, du kannst sie nicht steuern, sie ist eine Person, die ihren eigenen Weg geht."

Nach einem Hearing vor wenigen Tagen, so berichtet der Falter, wurde Götschl allerdings von fünf Landesverbänden die Qualifikation abgesprochen, den ÖSV zu führen. Das reicht nicht, die anderen vier Verbände (Tirol, Steiermark, Vorarlberg, Wien) hätten wegen ihrer insgesamt höheren Mitgliederzahl eine knappe Mehrheit. Dem ÖSV könnte gar eine Zerreißprobe bevorstehen, laut Falter stellt die Götschl-Opposition eine Stimmenthaltung bei der Wahl in den Raum.

"Wie eine gute Firma"

"Es braucht an der Verbandsspitze keinen Managementprofi", kontert Schröcksnadel. "Wir haben genug Managementprofis im Verband, die sind alle beim ÖSV angestellt. Der Verband funktioniert wie eine gute Firma. Wir sind finanziell selbstständig – wieso sollte ich daran etwas ändern wollen?"

Ja, er selbst sei noch Geschäftsführer aller vier ÖSV-Töchter, gemeinsam mit ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer. Und ja, es gebe bereits eine Holding. Schröcksnadel: "Aber da dürfen nur Kapitalvertreter des ÖSV sitzen. All diese Funktionen erlöschen, wenn ich nicht mehr ÖSV-Präsident bin. Ich will keine Positionen mehr, ich habe keine Intentionen. Wenn ich ausscheide, scheide ich hundertprozentig aus. Ich habe ganz andere Pläne. Ich treibe seit acht Jahren ein großes, vielversprechendes Krebsforschungsprojekt voran. Darum will ich mich noch mehr kümmern. Dort sehe ich meine Zukunft."

Kein Reglement

Zur Kritik an seiner Einmischung bei der Kandidatensuche, zu seiner Teilnahme an Treffen der Mitglieder des Wahlausschusses hält der Tiroler fest: "Das waren keine offiziellen Sitzungen, das waren alles inoffizielle Sitzungen. Und da gibt es kein Reglement. Ich hab mich eingemischt, als ich gesehen habe, dass die Kandidatensuche nicht gut läuft. Diese Suche wäre die Aufgabe der Landesverbände, aber da ist ihnen nicht viel gelungen, das war das Dilemma. Da war es mein gutes Recht, auch Kandidaten zu suchen. Natürlich hab ich das getan."

Nicht unwitzig in dem Zusammenhang ist, dass die Landesverbände stets davon ausgingen, der seit 1990 amtierende Schröcksnadel würde seine Nachfolge selbst regeln. Weshalb er selbst kürzlich aus deren Reihen erfahren musste, er sei dabei "dilettantisch" vorgegangen.

Immer wieder lobt er Götschls "Empathie. Nur ein Beispiel: Als die Acht- bis Zwölfjährigen im Lockdown nicht trainieren konnten, hat sie mich angerufen und sich darüber beschwert. Ich hab dann im Ministerium angerufen, und wir haben binnen eines Tages erreicht, dass die Kinder doch wieder trainieren durften. Das war ein Verdienst der Renate. Der Michi Walchhofer hat nichts dergleichen getan."

Türkise Nähe

Doch dass Schröcksnadel nur deshalb kein Fan von Walchhofer wäre? Mag sein, Walchhofers Fehler war, ein Konzept zu präsentieren, in dem Schröcksnadel keine Rolle mehr spielt. Mag aber auch sein, dass Schöcksnadel Walchhofers Nähe zu den Türkisen missfällt. Immerhin hatte der Abfahrtsweltmeister 2003 für die ÖVP in Sachen Sport regierungsverhandelt.

Freilich gilt auch Götschl alles andere als ÖVP-fern, sie hat sich für Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer starkgemacht, war selbst für einen vorderen ÖVP-Listenplatz im Gespräch. Schröcksnadel geht darauf nicht ein, sagt nur: "Ich will keine parteipolitische Einflussnahme im ÖSV. Dreißig Jahre lang hab ich die Parteipolitik vom ÖSV ferngehalten, das soll so bleiben." (Fritz Neumann, 27.4.2021)