Jetzt hat er sich also seinen Frust von der Seele geschrieben. Dreieinhalb Seiten lang. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil will nicht länger Stellvertreter der SPÖ-Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner sein. Er zieht sich in seiner Rolle als "roter Stachel" im Fleisch der SPÖ zurück – zumindest auf Bundesebene und bis auf Weiteres.

Hans Peter Doskozil hat offensichtlich eingesehen, dass er das Match gegen die Wiener Löwelstraße vorerst verloren hat.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Der Burgenländer hat ganz offensichtlich eingesehen, dass er das Match gegen die Wiener Löwelstraße vorerst verloren hat. Die von ihm ständig mit Nadelstichen sekkierte, aber unterschätzte Rendi-Wagner hat ihn auflaufen lassen. Denn Ausschlag für seinen auch wehleidigen Rückzug aus der Bundespartei – Ähnliches hatte auch schon der Ex-SPÖ-Chef der Steiermark, Franz Voves, zelebriert – hat wohl die Lockdown-Politik der Wiener gegeben. Während Wiens Bürgermeister Michael Ludwig der harten Linie Rendi-Wagners folgt und eine strikte Corona-Strategie angeordnet hat, scherte Doskozil unsolidarisch in Richtung Öffnung aus. Er musste jetzt erkennen, dass sich Rendi-Wagner und Ludwig zunehmend besser verstehen, ein kompaktes Machtzentrum bilden und er sich in die Isolation manövriert hatte.

Heute ist Corona das alles beherrschende Thema. Aber es wird die Zeit nach Covid kommen – und die sozialen Kosten der Pandemie als dringlichste Frage. Dann könnte wieder die Stunde des selbsternannten Arbeiterführers in Eisenstadt kommen. So oder ähnlich dürfte es sich Doskozil wohl erhoffen. (Walter Müller, 26.4.2021)