An kaum eine Körperregion werden so spezifische, stetig wechselnde und unerreichbare Schönheitsanforderungen gestellt wie an die weibliche Brust.

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Gäbe es aufblasbare Brustimplantate – sie würden den Markt der plastischen Chirurgie wohl innerhalb kürzester Zeit erobern. Denn frau weiß: An kaum eine Körperregion werden so spezifische, stetig wechselnde und unerreichbare Schönheitsanforderungen gestellt wie an die weibliche Brust.

Prall soll sie sein, fest, je nach Geschmack von Zwetschken- oder Melonengröße – und dabei dennoch der Schwerkraft ein Leben lang vollkommen überlegen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Die widersprüchlichen Idealvorstellungen rund um die weiblichen Rundungen haben eine lange Geschichte.

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Fruchtbar bis flach

So zeigt die 25.000 Jahre alte Venus von Willendorf ein Ideal auf, bei welchem Fettleibigkeit mit Fruchtbarkeit assoziiert wurde – und für welches große, hängende Brüste unerlässlich waren. Im alten Ägypten und im antiken Griechenland war dagegen eher ein athletischer Körperbau à la Instagram gefragt – und damit gingen kleine Brüste einher, die mitunter für sportliche Betätigungen sogar abgebunden wurden.

Und wenngleich im Mittelalter alles Körperliche und Weltliche ohnehin als anstößig und sündhaft galt, beschrieb der Arzt und Gelehrte Gilbertus Anglicus spezifisch ein mädchenhaftes Schönheitsideal mit kleinen, straffen Brüsten.

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Radikale Rundungen

In der Neuzeit bekam die Busenbewunderung zunehmend eine politische Komponente. Berühmtestes Beispiel ist wohl die Figur der Marianne, welche auf Eugène Delacroix berühmtem Gemälde Die Freiheit führt das Volk die französische Flagge schwenkt und deren Brust dabei unbedeckt – also befreit – zu sehen ist.

Im starken Kontrast dazu steht das Korsett, welches den Frauen vom 16. Jahrhundert an buchstäblich die Luft abschnürte. Dieses Korsett – später auch den Büstenhalter – abzulegen ist bis heute ein politischer Akt. Diesen hat die Frauenbewegung in den 1960er-Jahren ebenso wiederaufleben lassen wie heute Femen-Aktivistinnen.

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Parallel dazu entwickelten sich allerdings noch permanentere und invasivere Methoden als BHs und Korsagen, um die Brust in Form zu bringen. Seit den 1950er-Jahren hat sich die Brustvergrößerung zum Verkaufsschlager der Schönheitschirurgie gemausert.

Während die ersten Brustoperationen der Verkleinerungen der Oberweite dienten und meistens aus gesundheitlichen Gründen durchgeführt wurden, konzentrierten sich die (vornehmlich männlichen) Chirurgen bald ganz auf die Aufpolsterung des weiblichen Vorbaus.

Dem heute standardisierten Eingriff ging dabei eine fragwürdige Reihe an Experimenten voran. Frauen wurden unter anderem Paraffin, Bienenwachs oder Schwämme implantiert – mit teils schwerwiegenden Folgen. Beim Gedanken daran und angesichts von immer wieder aufkochenden Debatten rund um das Stillen in der Öffentlichkeit oder die Zensur weiblicher Nippel auf Instagram kommt schon hin und wieder der Wunsch auf: Könnten wir Busen nicht einfach einmal Busen sein lassen? (Antonia Rauth, RONDO exklusiv, 4.5.2021)