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Flitterwochen auf den Seychellen trotz Pandemie. Eine gute Idee?

Foto: Getty Images

"Wir gratulieren Daniela und Julian recht herzlich zur Hochzeit. Die beiden haben mit uns am 31. März 2021 auf den Seychellen gefeiert." So textet ein auf Flitterwochen spezialisiertes, deutsches Reisebüro unter ein kitschiges Strandfoto samt Brautschleier und Blumenkranz auf Instagram, um gleich weiterzufragen: "Wer will noch?" Vermutlich die meisten pandemiegeplagten Paare.

Fotos von der Traumhochzeit oder den Flitterwochen auf den Seychellen sind derzeit überraschend häufig in den sozialen Medien zu finden.

Die Frage ist aber: Wer traut sich überhaupt in diesen Zeiten – und wer traut sich, dafür momentan in die Ferne zu reisen? Fotos von der Traumhochzeit oder den Flitterwochen auf den Seychellen sind derzeit überraschend häufig in den sozialen Medien zu finden.

Die Hashtags #honeymoon, #heiratentrotzcorona oder #traumhochzeit führen jedenfalls mehr oder wenige alle an den Indischen Ozean. Aber fliegen tatsächlich so viele dorthin zum Heiraten, während man daheim nicht einmal ordentlich feiern darf?

Dritter Anlauf

"Dieser Eindruck ist nicht so verkehrt", bestätigt Sonja Christian vom heimischen Reisebüro Mondial. Die Reisefachfrau organsiert seit vielen Jahren auch Hochzeiten und Flitterwochen im Ausland und zeigt sich selbst überrascht, wie gefragt Reisen auf die Seychellen derzeit sind.

Zum einen gäbe es jene Kunden, die sowieso gerne auf ein großes Fest mit Familie und Freunden verzichten und stattdessen lieber in trauter Zweisamkeit am Strand heiraten – die ließen sich auch jetzt nicht davon abhalten, eine Fernreise zu buchen.

Seit Ende März ist für die Einreise keine Quarantäne mehr nötig, es wird nur ein negativer PCR-Test verlangt, der nicht älter als 72 Stunden sein darf.

Ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie habe Christian aber auch verstärkt Anfragen von Paaren dazubekommen, die ihre Hochzeit schon zum zweiten Mal absagen mussten und den dritten Anlauf lieber auf den Seychellen unternehmen. Doch warum gerade dort?

"Ehen, die auf den Seychellen geschlossen werden, sind in Österreich rechtsgültig", erklärt Christian. Das sei ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den Malediven, die bei Verlobten zwar auch hoch im Kurs stehen, wo Eheschließungen aber nur symbolischen Charakter haben. Zudem gehören die Seychellen zu jenen Ländern, die schon jetzt wieder sehr einfach die Einreise ermöglichen. Seit Ende März ist dafür keine Quarantäne mehr nötig, es wird nur ein negativer PCR-Test verlangt, der nicht älter als 72 Stunden sein darf.

Immer willkommen

Doch bereits vor dieser Zeit führten die Seychellen eine Liste mit Ländern, denen die Einreise jederzeit erlaubt war. Die war weniger nach medizinischen Kriterien zusammengestellt als vielmehr nach finanziellen. Menschen aus wohlhabenden Ländern waren nämlich während der Pandemie mehr oder weniger immer willkommen.

Aktuell ist die Lage widersprüchlich im Land: Mit Israel kämpft man um den Titel des Impfweltmeisters, so schnell geht die Immunisierung auf der Inselgruppe mit nur knapp 100.000 Einwohner voran, allerdings sind auch die Fallzahlen auf den Seychellen anhaltend hoch. Ganz unberührt bleibt das öffentliche Leben davon nicht.

Heimelig am Indischen Ozean

Bars und Restaurants in den Ortschaften sind geschlossen, einfach so auf ein Bier gehen, spielt es also derzeit nicht. Auch besteht im Freien an öffentlichen Plätzen fast überall Maskenpflicht. Die Hotel-Infrastrukturen dagegen funktionieren weitgehend wie gewohnt, das Strandleben unterliegt kaum Einschränkungen.

Paare, die in den Flitterwochen die Heimeligkeit einer Unterkunft am Indischen Ozean suchen, lassen sich von derlei geringen Restriktionen also vermutlich nicht abschrecken. "Tatsächlich sind viele schon so reisehungrig, dass die Maskenpflicht im Freien kaum jemanden stört", bestätigt auch die Reiseexpertin.

Momentan ist es allerdings nicht ganz leicht, unbeschwert von seiner Hochzeitsreise zu erzählen.

Es hätte aber auch auf den Seychellen eine Phase gegeben, in der die Restriktionen so massiv waren, dass Kunden die Reise verschoben oder storniert hätten. Aktuelle Rückkehrer würden überwiegend davon berichten, wir unkompliziert und dennoch Bedacht nehmend auf die Situation dort alles sei. Also, liebe Heimkehrer, wie war denn nun euer Honeymoon auf den Seychellen?

Erzählen von der Hochzeitsreise

Genau diese Frage wollten wir zwei Paaren stellen, die dem STANDARD kürzlich Hochzeitsfotos vom Indischen Ozean geschickt hatten. Doch siehe da: Das eine Paar sagte ab, weil es Sanktionen durch den Arbeitgeber befürchtete. Immerhin besteht eine aufrechte Reisewarnung für die Seychellen.

Das andere Paar wiederum wollte auch nicht anonym von den Flitterwochen erzählen, weil es sich seltsam dabei fühlte: Zur selben Zeit lag ein Familienmitglied mit Corona auf der Intensivstation. Zum Glück ist es wieder genesen.

Dass es momentan wirklich nicht leicht ist, unbeschwert von seiner Hochzeitsreise zu erzählen, zeigt aber noch ein drittes Beispiel: Danny Faure, bis Oktober 2020 Staatspräsident der Seychellen, hat ebenfalls gerade geheiratet. Fotos von den Flitterwochen zu Ostern postete er zuhauf. Den Ortsstempel löschte er aber vorsichtshalber, und auch gegenüber der Presse vermied er es tunlichst, den genauen Ort der Hochzeitsreise preiszugeben. Ist ja auch wirklich peinlich, wenn man jetzt nicht auf den Seychellen flittern will. (Sascha Aumüller, RONDO exklusiv, 30.4.2021)