Amazon-Gründer Jeff Bezos bei der Vorstellung seiner Mondlandefähre Blue Moon. Für die Ausschreibung der Nasa wurde allerdings ein anderes Konzept vorgeschlagen (siehe nächstes Bild).
Foto: AFP/SAUL LOEB

Die Nasa will Astronauten zurück auf den Mond bringen und setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit der Esa, insbesondere aber mit privaten Raumfahrtunternehmen: Wie in der vergangenen Woche bekanntgegeben wurde, hat sich Space X gegen die Firma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos und die Rüstungsfirma Dynetics im Rahmen einer Ausschreibung durchgesetzt. Elon Musks erfolgreiches Unternehmen soll damit die Landefähre für die bemannten Mondmissionen liefern.

Günstigeres Angebot

Dass Space X den Konkurrenten Blue Origin und sein Landesystem ausstechen konnte, liegt nicht an dessen technischer Überlegenheit, denn die Vorschläge beider Unternehmen waren in dieser Hinsicht für "akzeptabel" befunden worden. Vielmehr lag es wohl daran, dass Musk offenbar das günstigere Angebot auf den Tisch gelegt hat. Dynetics war dagegen laut Nasa tatsächlich technisch unterlegen.

Der Vorschlag von Blue Origin, Lockheed Martin, Northrop Grumman und Draper wurde von der Nasa abgelehnt.
Illustr.: Blue Origin

Das von Space X vorgelegte Konzept umfasste eine Weiterentwicklung des landefähigen Starship. Das Human Landing System (HLS) Starship soll zwei Astronauten zum Mondboden und wieder zurück in den Mondorbit bringen. Dass Space X als einziges Unternehmen den Zuschlag für den 2,9 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) schweren Auftrag bekam, gilt als ungewöhnlich, denn normalerweise wählt die Nasa gleich mehrere Firmen aus, um bei einem Ausfall nicht mit leeren Händen dazustehen. Analysten sehen in dem Bruch mit der Tradition ein weiteres Zeichen für das Vertrauen der Raumfahrtbehörde in Space X.

Der Vorschlag von Space X basiert auf dem Starship, das sich bereits in der Testphase befindet.
Illustr.: SpaceX

Fehlerhaftes Auftragsvergabeverfahren

Blue Origin ist mit dieser Vergabestrategie der Nasa unzufrieden und will noch nicht aufgeben, sondern nun vielmehr dagegen vorgehen. "Die Nasa hat ein fehlerhaftes Auftragsvergabeverfahren für das Programm durchgeführt und die Anforderungen in letzter Minute verändert", teilte Blue Origin am Montag zur Begründung des Widerspruchs beim US-Rechnungshof Government Accountability Office (GAO) mit. Das ebenfalls leer ausgegangene Unternehmen Dynetics nahm sich offenbar ein Beispiel daran und beschwerte sich ebenfalls beim GAO.

Das von Dynetics eingereichte Lander-Konzept.
Illustr.: Dynetics

Space X reagierte bisher noch nicht offiziell darauf, doch Elon Musk konnte sich in einem kurzen Tweet einen Seitenhieb auf Blue Origin nicht verkneifen: "Kriegt keinen hoch (in den Orbit) lol".

Nasa: "Kein Kommentar!"

Das Vorgehen der US-Raumfahrtbehörde verhindere Wettbewerbsmöglichkeiten, enge die Angebote erheblich ein und verzögere nicht nur, sondern gefährde auch die Rückkehr der USA zum Mond, schrieb Blue Origin in dem 50-seitigen Papier. Blue Origin hatte sich um das Projekt in Kooperation mit Lockheed Martin, Northrop Grumman und Draper beworben.

In einer ersten Reaktion hieß es laut "New York Times" von der US-Raumfahrtbehörde: "Die Nasa kann aufgrund anhängiger Rechtsstreitigkeiten keine weiteren Kommentare abgeben." (tberg, red, APA, 27.4.2021)