Lkws sollen im sogenannten Platooning künftig virtuell gekoppelt knapp hintereinander fahren, um Treibstoff zu sparen.

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Die Fahrzeuggenerationen der Zukunft werden neben immer ausgefeilteren Assistenzsystemen auch mehr Vernetzungstechnologie mitbringen. Die Autos werden zunehmend zu rollenden Kommunikationseinheiten, die in Kontakt mit Rechenzentren, anderen Fahrzeugen und der Fahrbahninfrastruktur stehen.

Gerade im Bereich des Datenaustauschs zwischen Infrastruktur und Autos ist mit der derzeit laufenden europaweiten Einführung des Cooperative Intelligent Transport System (C-ITS) ein großer Schritt getan.

Erste Serienfahrzeuge bringen die Technologie bereits mit, infrastrukturseitig begann die Asfinag 2020 als erster Autobahnbetreiber Europas mit dem Roll-out der Technologie. Anzeigetafeln, die die Fahrbahnen überspannen, werden künftig Informationen – etwa zu Baustellen, Staus, Unfällen – direkt ins Auto funken.

Güterlogistik

Die Technologie birgt auch neue Möglichkeiten im Bereich der Güterlogistik. Hier wird etwa das sogenannte Platooning seit Jahren als Zukunftsthema gehandelt. Assistenzsysteme sollen Lkws virtuell aneinanderkoppeln, um automatisch einen geringen Abstand zwischen den verbundenen Fahrzeugen zu halten und so einen guten Teil an Treibstoff einzusparen. Auch bei diesem Ansatz soll C-ITS künftig eine Rolle spielen.

Im Rahmen des Projekts "Connecting Austria" wurde in den vergangenen Jahren das Potenzial für Platooning in Österreich erhoben. Projektleiter Wolfgang Schildorfer vom Logistikum der FH Oberösterreich am Campus Steyr und Kollegen haben erhoben, wie sich Platooning auf Verkehrsfluss, Straßensicherheit, Schadstoffemissionen und die Praxis der Logistikdienstleister auswirkt.

Mit an Bord des Projekts waren neben der FH OÖ, der Asfinag sowie Technologieunternehmen und Spediteuren etwa auch das Kuratorium für Verkehrssicherheit, das Forschungszentrum Virtual Vehicle in Graz, das Software Competence Center Hagenberg (SCCH), die TU Wien und die Wiener Boku. Finanzielle Mittel kamen vom Klimaschutzministerium, das "Connecting Austria" im Rahmen des Programms "Mobilität der Zukunft" der Förderagentur FFG unterstützte.

Treibstoff-Einsparungspotenzial

Eines der wichtigsten Ergebnisse des Projekts: Das theoretische Treibstoff-Einsparungspotenzial durch Platooning von Lkws auf Österreichs Straßen liegt bei 7,5 Prozent. "Wir sind von Lkw-Zügen aus drei Fahrzeugen, die im Abstand von jeweils 15 Metern mit 80 Stundenkilometern unterwegs sind, ausgegangen", erklärt Schildorfer.

"Grundlage des Ergebnisses sind physikalische Berechnungen zur Auswirkung des Windschatteneffekts sowie Messungen auf einer Teststrecke. Der Wert gilt für den gesamten Treibstoffverbrauch aller drei Lkws."

Teil der Annahme war ein sogenanntes Level-1-Assistenzsystem, das lediglich Geschwindigkeits- und Bremsinformationen an nachfolgende Lkws weitergibt. Tatsächliche Praxistests auf öffentlichen Straßen sind in Österreich noch nicht möglich – hier fehlt noch die gesetzliche Grundlage.

Problemzone Autobahnauffahrt

In der Praxis gilt es noch weitere Aspekte zu bedenken. Nicht alle Verkehrssituationen eignen sich etwa für Platooning. Als Beispiel gibt Schildorfer die Bereiche der Autobahnauffahrten an. Im Zuge eines sogenannten statischen Verkehrsmanagements dürfte man in diesen Streckenabschnitten kein Platooning zulassen, da es bei hohem Verkehrsaufkommen zu Behinderungen kommen kann.

Hier kommen nun die Vorteile des C-ITS und der Kommunikation zwischen Infrastruktur und Lkws ins Spiel. Denn dank eines dynamischen Verkehrsmanagements könnte man die Straßenabschnitte abhängig von den aktuellen Bedingungen für Platooning freigeben. "Die Verkehrsleitzentrale entscheidet in diesem Ansatz je nach Verkehrsbedingungen, Wetter, Tageszeit und anderen Gegebenheiten, ob das Signal für Platooning gegeben wird", sagt Schildorfer.

Diese Optimierung würde die Einsparung näher an die potenziell möglichen 7,5 Prozent bringen als ein statisches Management. Für die knapp kalkulierende Logistikwirtschaft würden bereits wenige Prozent Verbrauchssenkung durchaus einen relevanten Unterschied machen, betont Schildorfer. (Alois Pumhösel, 2.5.2021)